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2938 Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 90, 20. April 1899. Schriften ins Volk kommen. Auch im obigen Fall handelt es sich nur um einen kurzen Aufschub des Nachdrucks; Tolstoj appelliert in diesem Sinne an die Oeffentlichkeit, und bei dem großen An sehen, das sein Name und seine Person überall in Rußland ge nießt, darf man wohl annehmen, daß dieser Appell auch allerseits Beachtung finden wird. ?. Zur Dittersdorf-Centenarfeier. — Von einer Reihe hervorragender Musiker, Komponisten, Kapellmeister und Musik- gelehrten erging folgender Aufruf zur Dittersdorf-Centenarfeier: -Am 31. -Oktober 1899 erfüllen sich hundert Jahre, daß einer der bedeutendsten Tondichter seiner Zeit, Carl Ditters von Dittersdorf, mit Recht der Klassiker der deutschen Volksoper genannt, auf Schloß Rothlbotta bei Neuhaus die Augen für immer schloß. Von seinen zahlreichen Orchesterwerken müssen die zwölf Symphonieen nach Ovids Metamorphosen, von denen sich indessen nur die ersten sechs erhalten haben, am meisten interessieren, ein mal, weil sie das Hervorragendste sind, was Dittersdorf in dieser Gattung geliefert hat, und anderseits, weil sie als die ersten An fänge der Programmmusik auf orchestralem Gebiete betrachtet werden müssen. Die Unterzeichneten sehen es als einen Akt der Pietät an, diese sechs Symphonieen, deren letzte drei noch vor kurzem für verschollen galten, bis sie im Sommer 1698 wieder aufgcfunden wurden, nebst einigen seiner besten übrigen Orchcster- werke (in Partitur und Orchesterstimmen) zu veröffentlichen, und zwar werden nachbenannte elf Werke im Druck erscheinen: Die sechs Symphonieen nach Ovids Metamorphosen: Band 1. I. Die vier Weltalter (O-clur). Band 2. II. Der Sturz Phaötons (v-ckur). Band 3. III. Verwandlung Actaeons in einen Hirsch (6-äur). Band 4. IV. Die Rettung der Andromeda durch Perseus (v-ckur). Band 5. V. Die Frösche (^,-äur). Band 6. VI. Phineus mit seinen Freunden im Ge birge (v-äur). 1898 aufgefunden. Ferner: Band 7. Symphonie (v-äur). Band 8. Symphonie (vs-äur). l Ouvertüre zu dem Oratorium «Esther» (v-äur). Band 9. j Nusigus pour an pstit ballst sn torrus ä'uns ocmtrs- I äuues (v-ckur). Band 10. Divortimsnto: II eombattimsntoäsll' uwans passioni (v-äur). Wir glauben, dadurch auch den Konzertinstituten einen will kommenen Anlaß zu geben, den hundertsten Todestag Dittersdorfs in den Konzertsalcn feierlich zu begehen. Um eine würdige äußere Herrichtung dieser Werke zu ermöglichen, soll hierdurch an alle Musiker und Musikfreunde, die der Muse Dittersdorfs ihre An erkennung nicht versagen, mit der Bitte herangetreten werden, auf ein Exemplar der im Druck erscheinenden Werke zu subskribieren. Der Subskriptionspreis beträgt für ein Exemplar sämtlicher er scheinenden Werke in Partitur komplett 10 .E, in Partitur und Orchesterstimmen 90 Den Debit hat die mitunterzeichnete Herzoglich sächsische Hof-Musikalienhandlung von Gebrüder Rcinecke in Leipzig übernommen. Die Ausgabe der Werke soll bis spätestens Ende August d. I. erfolgen. Die Namen der Subskribenten werden im ersten Band veröffentlicht. Die Liste der Subskribenten wurde Ende Juni ge schlossen.» Leipzig, im April 1899. Vr. Kurt Benndorf, Kustos an der Königlichen Oeffentlichen Bibliothek zu Dresden; Professor Ignaz Brüll, Wien; Richard Hosmann, Komponist, Leipzig; Pros. vr. Josef Joachim, Direktor der Königlichen Hochschule für Musik, Berlin; Vr. Kopferinann, Ober-Bibliothekar an der Königlichen Bibliothek, Berlin; Prof. I)r. Hermann Krctzschmar, Universitäts-Musik direktor, Leipzig; Joses Licbeskind, Leipzig; vr. Eusebius Manüyczewsti, Archivar und Bibliothekar der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien; Prof. vr. Carl Reinccke, Studien direktor des Königlichen Konservatoriums zu Leipzig; vr. Adolf S andberg er, Dozent der Musikwissenschaft an der Königlichen Universität und Konservator der musikalischen Abtei lung der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek, München; Hans Sitt, Kapellmeister am Königlichen Konservatorium der Musik, Leipzig; Richard Strauß, Königlicher Hof-Kapellmeister, Berlin; vr. Georg Thouret, Oberlehrer, Berlin; vr. Emil Vogel, Kustos an der Musik-Bibliothek Peters, Leipzig; Ge brüder Reinecke, Herzoglich sächsische Hof-Musikalienverleger, Leipzig. Eine alte Schule. — Die Aachener höhere Stiftsschule, die seit Karls des Großen Zeiten bestanden hat, ist jetzt ein gegangen. Das Stiftskapitel konnte die etwa 6000 ^ betragen den Kosten zur Unterhaltung der Schule nicht länger bestreiten. Während des ganzen Mittelalters hat die Stiftsschule als eine Schule für den höheren Unterricht bestanden. Im Jahre 1802 nahmen die Franzosen der Anstalt durch die Säkularisation die Mittel zu ihrem Bestehen. Als Napoleon l. darauf aufmerksam gemacht wurde, verfügte er, daß fortan aus der Staatskasse jähr lich SSO Reichsthaler an das Aachener Stiftskapitel gezahlt werden sollten. Die preußische Regierung hat dann im Jahre 1815 diese Verpflichtung übernommen und bis heute erfüllt. Im Jahre 1826 wurde die Stiftsschulc wieder eröffnet, im Jahre 1846 erhielt sie den Titel Höhere Stiftsschule, den sie bis zuletzt bcibehalten hat. Aus der Schule sind zahlreiche tüchtige Theologen hervor gegangen. -Palm», Verein jüngerer Buchhändler in München. — Der Verein jüngerer Buchhändler -Palm» in München wird am Sonnabend den 22. und Sonntag den 23. d. M., sein fünf undzwanzigstes Stiftungsfest feiern. Das Programm lautet wie folgt: Sonnabend den 22. April, abends halb 9 Uhr: Fest-Kommers (Herren-Abend) im Rokoko-Saale des -Wittelsbacher Gartens-, Theresienstraße 38; — Sonntag den 23. April, mittags halb 2 Uhr: Fest-Essen im Schlachten-Saale des -Cass Luitpold-, Eingang Salvatorplatz; — abends 7 Uhr: Familien-Abend im Prinzen- und Schlachten-Saale des -Cafe Luitpold». Stuttgarter Buchhandlungs-Gehilfen-Verein. — Nachdem unser Verein in den letzten Jahren eine Reihe von Vorträgen erster Litteraturgrößen vor einem größerem Publikum veranstaltet hat, ist es ihm nunmehr gelungen, sich auch eine Anzahl Vorträge über rein buchhändlerische Themata aus dem Kreise der Mitglieder zu sichern. Den Reigen eröffnete Herr Verlagsbuchhändler Nägele, der am Donnerstag den 13. April über das Thema -Der Verkehr zwischen Verleger und Sorti menter» sprach. Redner zeigte in dreiviertelstündigcn Ausführungen in seiner bekannten drastischen Weise, die es versteht, auch den, ernsten Thema die heitere Seite abzugewinnen, das Wesen des Verkehrs, wie es ist und wie es sein soll, bezw. nicht sein soll. Er betonte, daß Verlag und Sortiment nicht zwei feindliche Brüder, sondern aufeinander angewiesen seien, daß sie Hand in Hand gehen sollten, und daß dazu nötig sei, daß der Verleger im Sortiment und der Sortimenter im Verlag gearbeitet habe. Man solle sich mehr spezialisieren und das Kaufmännische in unserem Beruf mehr zu Wort kommen lassen, dann würde mancher alte Zopf fallen und würden sich gewisse Erleichterungen im Verkehr von selbst ergeben. Nachdem Redner noch auf mancherlei Mißstände hingcwiesen, z. B. auf die Warenhäuser, die eine Konzessionierung des Buchhandels wieder beinahe wünschenswert erscheinen ließen, und nachdem er zu festein Zusammenstehen gegen die Ausbeutung durch eine ge wisse Gattung des Publikums aufgefordert hatte, schloß er seine Ausführungen, die die äußerst zahlreichen Anwesenden mit leb haftem Beifall belohnten. — Möge der Verein auf diesem Gebiete weiteres Ersprießliche leisten! N—s. Sprechsaal. Verkauf von Büchern in Warenhäusern. Nachdem cs uns gelungen war, den Verkauf von Kürschners Büchcrschatz in den Warenhäusern fast gänzlich auszurotten, wird uns soeben bekannt gegeben, daß das Warenhaus Will). Stein in Berlin, Chaussecstr. 66, Kürschners Bücherschatz auf Lager hält und zu billigeren Preisen abgiebt. Diese Firma versuchte im vorigen Jahre direkt und indirekt unsere Bezugsbedingungen zu erhalten, die wir ihr mit der Erklärung abschlugen, daß wir »nt Warenhäusern nicht arbeiten. Nachdem wir bis jetzt noch nicht ermitteln konnten, durch welche Quelle das genannte Warenhaus den Bücherschatz bezieht, so bitten wir, uns in unserem Bestreben, den Hintermann zu ermitteln, unterstützen zu wollen, und setzen gleichzeitig eine an die Kasse des Deutschen Buchhandluugs-Gehilfen- Berbandcs zu zahlende Prämie von 100 ^ aus, sobald uns die Firma genannt wird, die die Lieferung für das Warenhaus vermittelt. Auf unseren sämtlichen Fakturen haben wir zur Be dingung des Verkehrs mit uns ausdrücklich die Verpflichtung ein gefügt, °daß unsere Verkaufspreise inncgehalten werden müssen und an Warenhäuser nicht geliefert werden darf. Berlin IV. 9. Hermann Hillger, Verlag.