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279 — König von Preußen hier eingetroffen, und nach einem-kur zen, auf dem Bahnhofe eingenommenen Dejeuner nach Hohen schwangau weitergereist. — Der Ministerpräsident von Bis mark, der sich in dem Gefolge des Königs befand, ist hier ge blieben. — Die heutige „Bayrische Zeitung" begrüßt mit Freuden die Zusammenkunft d.eS Königs von Preußen mit dem Könige von Bayern, denn, wie sie die freund lichsten verwandschaftlichen Gesinnungen beweise, gewähre sie zu gleich die Hoffnung, daß die Herzen der beiden Monarchen sich in bundesfreundüchcr deutscher Gesinnung begegnen werden. Manche trübe Wolke, die noch an unserem Horizonte hängt, kann vor der Begegnung der Fürsten schwinden. — 28. Äug. Der preuszisthe Ministerpräsident Freiherr v on Bismarck hatte gestern und heute umfassende Berhandlungen mit dem diesseitigen StaatSministcr Herrn von Schrenk. Herr v. Bismarck ist soeben weiter gereist. Der Gcneraladjutant des Königs begleitete denselben bis nach dem Bahnhofe. Berlin, 26. August. Ueber den Besuch Sr. Majestä des Königs in Wien schreibt die ministerielle „Provinzial-Cer- respondeuz": „Jetzt erhält das preußisch-österreichische Bündniß eine neue Weihe durch das Erscheinen unseres Kö nigs am kaiserlichen Hoflager. Mit lebhafter Theilnahme begrüßt das deutsche Volk die wiederholte freundschaftliche Begegnung der beiden Fürsten, deren hoher Sinn im einträchtigen, vertrauens vollen Zusammenwirten das rechte Mittel erkannte, um die Rechte Deutschlands auf die Herzogthümer siegreich gegen die Anmaßung Dänemarks und gegen die Mißgunst Europas zu vertreten. Preu ßen und Oesterreich haben vielfach und lange im Streite gelebt, nicht zum eigenen Vorlheile und gewiß nicht ^um Heile Deutsch lands. Gerade weil beide Staaten mächtig und einflußreich sind, können sie. in Deutschland und nach außen hin keine erfolgreiche Wirksamkeit üben, wenn die Macht des Einen den Einfluß des Andern lähmt. Dies trat deutlich genug zu Tage, als vor ei niger Zeit die Bestrebungen Preußens sür die kräftige Gestalt ung des Bundes-KriegSwesenö an dem Widerstande Oesterreichs scheiderten, während vor einem Jahre die Zurückhaltung Preußens hinreichte, um den von Seiten Oesterreichs dem Frankfurter Für stentage vorgelegten Plan für eine Umschmclzung der Bundes verfassung als eine Todtgcburt zu beseitigen. Zn ähnlicher Weise machte der Zwiespalt zwischen Preußen und Oesterreich jein hem mendes Schwergewicht überall geltend, wo die Umstände eine Machtentfaltung Dentschlands Hegen das Ausland verlangten. Run, die jüngste Vergangenheit hat dem deutschen Volle ein er freulicheres Bild vor das Ange geführt. Preußen und Oesterreich standen fest zusammen auf dem Gebiete der diplomatischen Unter-' Handlungen, wie auf dem Schlachtfelde, und der durchgreifende Erfolg ihrer BnndeSgenosflnschaft bewies, was die beiden deut schen Mächte vermögen, wenn ihre Kräfte, statt in der Vereinzel ung oder gar in feindseliger Spannung zn verharren, sich zum gemeinsamen Handeln verbinden. Es ist von ungemein günstiger Vorbedeutung, daß aus dem Einvernehmen Preußens nnd Oester reichs als erste Frucht die Befreiung der Elbherzogthümer er wachsen ist, eine That, durch welche die beiden Mächte ihren Beruf als Führer der deutschen Nation ruhmvoll bewährt haben. Unter dem Eindruck dieses hocherfreulichen Ereignisses wird in immer weiteren Kreisen die Ueberzeugung sich befestigen, daß die Freundschaft zwischen Preußen und Oesterreich nichl blcS für die beiden Staaten selbst, sondern für das gejammte deu tsche Vater land von hohem Werthe ist. Mit freudiger Theilnahme richten sich daher die Blicke aller Patrioten jetzt nach der österreichischen Kaiserstadt, weil sie in dem Besuche unseres Kenigs und in dem herzlichen Empfange, welcher dem hohen Gast dort zu Theil ge worden, ein neues Unterpfand für die Hoffnung finden, daß die Eimracht zwischen Preußen und Oesterreich von Dauer sein und zur befriedigenden Lösung der Ausgaben beitragen wird, deren Erledigung der nächsten Zukunft obliegt " — 25. Äug. Zu dem Gardemauöver wird auch Prinz Fried rich Karl hierher kommen und, wie man wissen will, in seiner Begleitung der königlich sächsische General v. Hake. Auch den Kaiser von Oesterreich, welcher einen Gegenbesuch in Berlin zu gesagt hat, erwartet man zu diesen militairischen Schauspielen. sFortsetznng der Mittheilungen aus dem Jahresbericht der Handels-und Gewerbekammer in Zittau, j Die Flachsbereitungsanstall in Spremberg verarbeitet mit 30 Arbeitern jährlich 6000 Etr. rohen Flachses, welcher 200 Acker Leinsaat erfordert. Er wird besonders aus der Gegend von Lö bau, Weißenberg, Herrnhut und Reichenbach in Preußen bezogen und hauptsächlich nach Hirschfelds geliefert. Deu Oeconomen diene zur Beachtung, daß die Anlage auf noch einmal so viel Quantum eingerichtet ist und die Kostspieligkeit des Transports entferntere Bezugsquellen verbietet. — In Bezug aus Papier- sabrikation werden 7 Orte genannt. In und bei Budissin bestehen 3 Fabriken mit 55 Mahlholländern und 5 breiten Ma schinen, getrieben durch 8 Wasserräder, 10 Turbinen und 3 Dampf maschinen mit zusammen 450 Pserdekrast. 400 Arbeiter circa werden beschäftigt. Es werden jährlich circa 2.^ Mill. Pfd.»Pa- pier erzeugt, namentlich Druck-, Schreib- und Postpapier. Eine kleine Fabrik mit schmalen Maschinen von circa 20 Pferdekraft in Schirgiswalda mit etwa 20 Arbeitern liefert jährlich ca. 160000 Pfd. Druck- und ordinaircs Schreibpapier. Drei kleine Bütten- sabriken in Wilthen, Neukirch und Dretschen liefern ordinaire Pa piere und Pappen. Eine Maschinenfabrik in Neusalza mit circa 30 Arbeitern erzeugt jährlich 350,000 Pfd. Pack-, Dütenpapier und Pappen. In Zittan werden ordinaire Papiere und Pappen in einer Büttenfabrik erzeugt. Absatz in Sachsen, nach Schlesien und Berlin. Concurrenz im Jnlande namentlich mit der Hains- berger Actienfabrik und den österreichischen Fabriken in der Nähe der Grenze, welche viel billigere Kohlen und Löhne und zollfreie Hadern ans dem Zollvereine beziehen, während auf österreichi schen Hadern 4.^ Fl. per Etr. Ausfuhrzoll ruht. Durch die sehr vcrtheuerten Haderpreisc ist die Lage des Geschäfts jetzt gleich- bleibend, gegen früher aber wesentlich ungünstiger geworden. Der französische Handelsvertrag dürfte nachtheilig wirten, weil der jetzt bestehende Ausgangözoll für Hadern von 3 Thlr. auf 1H Thlr. herabgesetzt werden .soll und die jetzt schon bedeutende Ausfuhr der in Frankreich und England mangelnden Hadern vermehrt und dort viel mehr Papier erzeugt werden würde. — Die Tapeten fabrik in Großschönau wird mit ca. 20 Arbeitern betrieben und macht Fortschritte. — Die Pulverfabrikation wird in und bei Budissin in 3 Fabriken mit zusammen 380 Stampfen und circa 50 Arbeitern betrieben. Es werden jährlich etwa 5000 Etr. im Werthe von 100,000 Thlr. erzeugt. Absatz in Sachsen, nach Preußen, Thüringen, Bayern, auch vorübergehend für die nissi