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Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der ftädlischcn Dehörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Mo. 63. Sonnabend, den 6. August 1884. Dieses Blatt erscheint Mittwoch« und Sonnabends. —Preis vierteljährlich 10 Ngr. - Zu beziehen durch alle Pvstanstalten. — Inserate re., welche die gespaltene Cvrvus.-Zette, oder deren Raum, mit 1 Neugroschen berechnet werden, sind in Pulsnik spätestens bis Montags und Donnerstags Abends 8 Uhr einzuseudcn. — Expeditionen sind: In Pulsnitz beim Herausgeber, in Königsbrück bei Herrn.Kaufmann Andreas Grahl und in Radebcra bei Herrn Kaufmann Friedrich Gärtner. Zeitereignisse. Dresden, 2. Ang. (Dr. I.) Gestern Nachmittags ist der Tractat über die Friedenspräliminarien auf Grund der .Abtret ung aller Rechte des Königs von Dänemark auf Holstein, .Lau enburg und Schleswig unterzeichnet worden. Waffenstillstand bis Friedensschluß. Während dem bleibt Jütland von den Alliirten besetzt; die Requisitionen werden eingestellt. Löbau, 30. Juli. (D.J.) Als Anstifter des am 27. Mai d. I. hier stattgefundenen SchießhauSbrandcs war, wie seiner Zeit mitgetheilt, ein Knabe aus Bischdorf, Namens Haase, auf Grund seines Geständnisses gefänglich eingezogen worden. Dieses Ge- ständniß hatte jedoch H. alsbald nach seiner Einlieferung wider rufen ; dieser Widerruf fand auch durch die angestellten Erörter ungen hinlängliche Erklärung und da neue Momente zur Ueber- führung H'S. nicht ermittelt werden konnten, so ist nunmehr von weiterem Verfahren gegen denselben abgesehen worden. Auf dem Rapsfelde des Rittergutes Thumitz sind von glaub würdigen Personen von zwei der größten Raps stau den, die durch ihre zahlreichen Nebenzweige einen bedeutenden Umfang hatten, die Schoten gezählt worden. Die erste hatte nicht weniger als 1540, die zweite 900 Schoten. Beide Stauden waren von einer Stelle entnommen, die durch AuSwinderung gelitten und wo der Raps sehr dünn stand. — In Schmölln wurden einzelne, aus eiuem Körnchen emporgesproßene Kornstanden gesunden, die 23—31 vollständig ansgebildete Halme mit eben solchen Aehren aufzuweisen hatten. Dies ist ein mehr als hundertfältiger Er trag! Freilich nur Ausnahmen, aber doch immer ein Beweis dafür, daß man bei uns in der Regel zu viel Samen verschwendet. Ueber den Ausbruch der Trichinenkrankhcit in Dessau wird der „Magdeburgischen Zeitung" aus Dessau vom 31. Juli geschrieben: „Die seit vem 26. v. M. regierungsseitig angeord- ncten amtlichen Erörterungen sind zwar zur Zeit noch nicht ab geschlossen, indessen steht schon jetzt das wirkliche Vorhandensein der Trichinenkrankheit bei einer größern Anzahl von Personen in hiesiger Stadt und Umgegend unzweifelhaft fest, und zwar höchst wahrscheinlich infolge des Genusses theils rohen, theilS zu Brat- und,Schwartcnwurst verarbeiteten Fleisches von einem am 8. d. M. hier geschlachteten Schweine. Bis gestern (den 30. Juli) sind etwa 40 derartige Kranke in ärztlicher Behandlung und ei ner derselben ist gestorben, während mehrere noch in Lebensgefahr schweben. Bei der gestern, am 30. Juli, vorgenommenen Sek tion des Verstorbenen sind in den Muskeln desselben junge, un eingekapselte und lebhaft sich bewegende Trichinen sehr zahlreich gefunden worden. Die Aussagen fast aller Kranken weisen über einstimmend auf einen hiesigen Speckschlächter hin, von welchem sie das trichinenhaltige Fleisch entnommen haben. — In Straß- furth ist die Trichinenkrankheit noch bedeutender aufgetreten. Königswartha 2. August. Heute Morgen gegen 3 Uhr hatte sich der Horizont nach einigen Tagen anhaltender Wärme ganz mit Gewittern umzogen, welche sich denn auch unter hef tigem Sturm und Hagel von ansehnlichen Stücken entluden. In kurzer Zeit war viel Schaden an Feldfrüchten und Fenstern verursacht und sind außer unserem Orte vorzüglich die Dörfer Z e- scha, Neschwitz, Uebigau, Neudorf bei Neschwitz und Neudorf bei Königswartha davon betroffen worden. Wie in Karlsbad das Gerücht verbreitet ist, werden sowohl Oesterreich wie Preußen mit Recht fordern, daß bei dem jetzigen Friedensschluß mit Dänemark in Schleswig der Ertrag irgend eines der Krone Dänemark früher zugehörenden Eigenthums dazu benützt werde, um die preußisch-österreichischen Invaliden für ihre Lebenszeit mit genügenden Pensionen zu versehen. Es liegen im Herzogthum Schleswig dänische Schlösser und andere Gebäude genug, so daß leicht aus dem Verkauf von einigen derselben eine hierfür hinreichende Summe gewonnen werden könnte. Ferner heißt es, daß der Kaiser von Oesterreich und der König von Preu ßen bei ihrer letzten Karlsbader Zusammenknnft mit einander verabredet hätten, zur bleibenden Erinnerung au die gemeinsamen rühmlichen Waffcnthaten ihrer Truppen in Schleswig-Holstein eine gleiche Medaille für alle Offiziere und Soldaten ohne Unterschied des Rangs, welche an diesem Feldznge Theil genom men haben, zu stiften. Die Medaille soll aus dem Metall er oberter dänischer Geschütze (mehr als 550 Stück) gegossen und mit einer passenden Inschrift versehen werden. Das Band, an an dem solche getragen würde, soll in der Mitte einen schwarzen an der einen Seite aber einen weißen, an der andern Seite ei nen gelben Streifen haben, und so die vereinten österreichisch- preußischen Farben zeigen. In die mannichfach unklaren und auch von einander abwei chenden Telegramme über den in Wien abgeschlossenen Waf fenstillstand mit Dänemark bringt die den Vorstehern der