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231 jeder an einem Beine amput irt sind, gemüthlich ihre Tasse Caffee, in Gemeinschaft mit dem sie begleitenden Militairarzt Wessely. AuS Kolding, 12. Juli, wird der „Pr." telegr.: Ter dä nische General Heegermann hat sich in der Nacht vom Montag aus Dienslag mit 4400 Mann auf schwedischen Transportschif fen eingeschifft. Sein Marschziel ist Seeland. Ganz Jütland ist von Dänen frei. Der General Vogel von Falkenstein hat, wie die„H.B.-H." mittheilt, von NanderS aus mehrere Bekanntmachungen in Jüt land erlassen, unter Anderen auch folgende: Beamte, welche ih ren Posten verlassen oder sich widerspenstig zeigen, werden vor . ein Kriegsgericht gestellt und ihr Vermögen wird confiscirt. Alles, was zur Verpflegung, Remcutirung, Montiruug und Auorüstung der alliirten Armee gehört, darf bis auf Weiteres nicht aus Jüt land ausgeführt werden. Die Localzeitung von Randers ist zur Amtszeitung von Jütland erklärt. Kein Fahrzeug darf ohneEr- laubuiß deö Generals die Stadt verlassen. Mehrere Personen dürfen auf der Straße nicht zusammenstehen. Die Gaslaternen müssen selbst bei Mondschein Nachts brennen, um 10Uhr Abends werden die Wirtyshäuser Nachts geschlossen und um dieselbe Zeit darf Niemand mehr die Stadt zu Huß, zu Pferde oder zu Wa gen verlassen. Die Obcrbeamten von Jütland sind zufolge Anordnung des Generals von Falkenstein in Randers zurückgehalten worden, weil sie sich entschieden weigerten, die von dem General für Jüt land ausgeschriebene allgemeine Kriegssteuer einzulreiben. Kopenhagen, 11. Juli. Die „H. N." berichten: »Das neue Ministerium erschien heute zum ersten Male im Reichs- ralhe; ein so zahlreiches vollständiges Ministerium ist dort feit lange nicht gesehen worden. Der greise, aber noch kräftige Graf Moltke, bekanntlich Holsteiner, erschien, gleich dem Finanzmini- sler David, im schwarzen Frack und Ordensstern, die übrigen in Uniform mit Orden. Statt des Conseillspräsidenten Vluhme, dessen Organ sehr leise ist, las der Minister Tillisch eine Mit- theilung vor, ungefähr des Inhalts, daß das Ministerium sich uuler den obwaltenden schweren Schickungen 'nicht der patrioti schen Pflicht hätte eutschlagen wollen, daß sie sich der Größe ih rer Aufgabe, einen mit Dänemarks Recht stimmenden Frieden zu schließen, bewußt seien, daß sie unter den obwaltenden Verhält nissen selbstverständlich kein Programm aufstellen könnten, daßssie zur Lösung ihrer Aufgabe das Vertrauen der VoltSrepräsentalion und des Volkes bedürften, daß sie fest aus dem Boden des Ge setzes ständen, gleichwie der König selbst der Erste sein würde, jedes entgegengesetzte Bestreben zu verdammen. Geh. Rath Til lisch war tief ergriffen von dieser ernsten Handlung, und auch der ReichSrath und die Zuhörer mußten sich ergriffen fühlen. DaS Volk fährt fort, mit Zufriedenheit und Vertrauen das neue Ministerium zu betrachten, und eine Vertrauensadresse soll von geachteten Bürgern bereits in Umlauf gesetzt sein." Die „Osts. Z." schreibt: Während die russisch? Regierung den Verkauf der Staatsgüter und anderer dem Staate gehöriger Realitäten im Königreich Polen durch öffentliche Ausbietung., der Fabriken und Hüttenwerke eröffnet Hal, läßt der landschaftliche Ereditvcrein in Warschau eine aussallcud große Zahl von Pri- vatgütern subhaftiren, deren Besitzer schon seit einem Jahre keine Landschaftszinsen gezahlt haben und zum Theil ins Ausland em- flohcn sind. Im „Warschauer Amtsblatt" werden täglich solche Subhastationen angelündigt. Wie hoch ihr Gejammtwcrth sich belaufen wird, läßt sich danach ungefähr berechnen, daß in der Wojwodschaft Kalisch allein circa 120 Güter wegen rückständiger Landschaftszinsen zum nothwendigen Verkauf gestellt werden sollen und daß die Zahl solcher Güter in den übrigen Wojwodschasten kaum geringer ist. Die Preise der bis jetzt von der Landschaft verkauften Güter haben sich wegen der geringen Zahl von Kauf lustigen außerordentlich billig gestellt. So wurde unlängst im Kreise Warschau eine Herrschaft, die kurz vor dem Aufstande mit 700,OM polnischen Gulden (116,666 Thlr. 20 Sgr.) bezahlt war, für 200,000 polnische Gulden (33,333 Thlr. 10 Sgr.) erstanden. Bei der zunehmenden Zahl der zu subhastirenden Güter werden die Preise voraussichtlich sich noch niedriger stellen, zumal im Königreich Polen nicht wie in Preußen die Bestimm ung herrscht, daß Rittergüter bei öffentlicher Versteigerung nicht unter einem bestimmten Taxpreise verkauft werden dürfen. Der Zuschlag erfolgt vielmehr auf jedes Meistgebot und wenn dies noch so gering ist. Eine große Erleichterung wird den Käufern ferner dadurch gewährt, daß die auf dem Gute haftenden Land schaftsschulden mit übernommen werden. Die Landschaftsschulden werden durch eine Zinszahlung von 6 Procent in 26 Jahren amortisirr. Ein uothwendigeö Erforderniß für deutsche Landwir- the, die in Polen sich ankaufen wollen, ist, daß sie neben tüchti ger theoretischer und practischer Kenntniß der Landwirthschaft ein hinlängliches Belriebscapttak besitzen, da die meisten Güter sich nicht im besten Eulturzustanve befinden, obwohl sie gerade nicht verwüstet sind. New-Jork, 2. Juli. Der Uuionsgeneral Sherman scheiut stark bedroht zu sein. Wilson's Eavalerie hat 20 Meilen der Eisenbahn von Danville zerstört, wurde später umzingelt und ver mochte nicht, sich durchzuschlagen. General Meade schickte ihr Hilfe zu. — Ueber die Operationen auf dem nordamerikanischen Kriegs chauplatze erfährt man noch Folgendes: Mährend im Frühjahr 1862 der General Mac Clellan den Weg zu Wasser über,Fort reth Montroe nahm, um Richmond einzunehmen, auf dem linken Ufer des Flusses manövrirte und von den Conföderirten vertrie ben ward, Hal General Graut mit nahe an 200,OM Mann den directen Marsch zu Lände auf die Hauptstadt des Südens ge wählt. General Lee hat aber alle Angriffe der Unionstrnppen überall siegreich zurückgeschlagen, so daß Grant ihn zu umgehen versuchte, wobei es ihm inzwischen unmöglich wurde, sich anders als östlich zu wenden, da verschiedene Trains mit Proviant und Munition ihm schon abgeschnitten worden waren. Alle Versuche Grants, den General Lee zu vernichten, hatten empfindliche Ver luste der linionstruppen zur Folge, so baß er in seinen Flanken bewegungen immer weiter von Richmonds gedrängt wurde. Nach einem mühseligen, blutigen, 40:ägigen Feldzuge, auf welchem die Unicnsarmee über 80,MO Mann einbüßte, war Grant zurückge drängt und überschritt den James Rivers, um auf andere Weise den Sieg zu erringen. Er wollte den Knotenpunkt der Eisen bahuverbindung Richmonds mit den östlichen Seestaaten der Eon föderirten. PeterSborgh, erobern, wurde aber vom General Beauregard geschlagen. Präsident Lmcoiu hatte sich zur Armee begeben, er ist aber wieder nach Washington zurückgekehrt. Am 19. und 21. Mai uud 1. Juni fanden in Jacmel auf Hayti Erdbeben statt, welche eine große Anzahl Häuser zerstör ten, worunter das basische Eonsulat. Der Eonsul wurde ans den Trümmern gerettet.