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198 ständigen Herzoge zu Deutschland zu ziehen"; wie nie und nir gend Beweise vorliegcn, daß mit Ausstellung des Programms des Bundes „die Forderung der öffentlichen Meinung gestiegen wäre"; wie nie und nirgend Beweise vorliegen, daß, „wenn kurz vor der Londoner Conferenz ein Abschluß in Aussicht gewesen, wodurch der Erbprinz Friedrich Herzog von Holstein und dem „„deutschen Theile"" Schleswigs geworden, die Stimmen des deutschen Volkes in hohem Grade befriedigt, einen solchen Ab schluß als einen deutschen Sieg gefeiert haben würden"; wie nie und nirgend Beweise vorliegen, daß die öffentliche Meinung fort während geschwankt zwischen „Ueberreizung und Apathie", „Hoff nungslosigkeit und sehr kühnen Erwartungen", „Pessimismus und hochgehenden Gefühlsaufwallungen", daß sie, nach verschiedenen Richtungen hin erregte Wogen treibend, zu „Ausschreitungen ge bracht worden"; wie nie und nirgend Beweise vorliegen, daß „man ziemlich unverhohlen an finstere Mächte appellirt" und „eiw Theil der Presse der Rechtsauffassung entsagt habe, um für die demokratischen Zwecke Capital zu machen". Kamenz, 16. Juni. Am 10. d. M. ist in dem diesjähri gen Holzschlage in einer Waldung des Rittergutes Großgrabe ein Brand entstanden, wodurch daselbst 5 Klaftern kiefernes Scheit holz, 15 Schock dergleichen Reißig, ungefähr 3 Fuder Streu und 4 Klaftern Zimmerspähne total verbrannt, 30 Stück Bauholz und Klötzer dagegen mehr oder weniger angekohlt sind. — Die „Leipziger Nachrichten" schreiben: „Vor mehreren Tagen wurde der siebzehnjährige Sohn eines hiesigen Kaufmanns von einem Jnseck in die Lippe gestochen. Der betreffende Ge- sichtStheil schwoll davon in einer Weise an, daß ärztliche Hülfe angenommen werden mußte. Der Zustand des blühenden jungen Menschen verschlimmerte sich jedoch stündlich nnd endete vorge stern Abend mit seinem Tode. Es war eine Blutvergiftung durch den Insectenstich eingetreten, wie solche schon so häufig vorge kommen sind, wenn eine Fliege oder dergleichen von dem Kör per eines milzbrandizen Viehes unmittelbar auf den eines Men schen sich setzt." InZwönitz hat gestern eine Feuersbrunst gewüthet, wodurch 24 Häuser abgebrannt sind. Berlin, 16. Juni. Ein Artikel der (bekanntlich inspirirten) „Provinzial-Correspondenz", betitelt „Regierung und Landtag", schließt: „Wir hoffen, daß die erhebenden Eindrücke der jüngsten Zeit zur Milderung des traurigen Zwiespalts der letzten Jahre helfen werden, daß dasselbe Abgeordnetenhaus, welches früher entschieden Nein sagte, die Regierung in der Erfüllung wichtiger Aufgaben für Schleswig-Holstein, Preußen und Deutschland un terstützen wird. Sollten vollends noch kritischere Momente als gegenwärtig eintreten, so würde die Negierung gewiß nicht die Erschöpfung aller Vorräthe abwarteu, um dieLandeSveriretnng ver trauensvoll zu thatkrästiger patriotischer Unterstützung aufzurufen." — Was den Ankauf von Panzerschiffen und Linienschiffen in Amerika für die preußische Flotte betrifft, so wird dem „Adler" mitgetheilt, daß der König persönlich 7H Mill. Thaler für diesen Zweck hergegebeu hat. Die „N. A. Z." schreibt! „Bor einigen Tagen schon fand sich in den auswärtigen Zeitungen das Gerücht verbreitet, daß ein neuer, somit der vierte Candidat, mit Ansprüchen auf Schleswig-Holstein hervorgetreten sei. Es sollte dies der Prinz Gustav von Wasa sein, der bekanntlich Feldmarschall- Leutnant in österreichischen Diensten und Chef der jüngeren Li nie Holstein Gottorp ist. Wir haben diese 'Candidatur, die, wie behauptet wurde, von österreichischer Seite unterstützt werde, nicht für ernsthaft gehalten; da aber heut der Abend-Moniteur von derselben spricht, wollen wir sie nicht ganz mit Stillschweigen übergehen. Vielleicht ist unsern Leser , die genealogische Notiz von Interesse, daß der Prinz der Sohn des Königs Gustav IV. von Schweden ist, der nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1702 am 29. März 180!) der Krone entsagte und im Jahre 1837 verstarb. Der Prinz, im Jahre 1799 geboren, war mit der Prinzessin Luise, der Tochter des verstorbenen Großherzogs Carl von Baden, vermählt, und seine Tochter ist die Kronprin zeß Caroline von Sachsen." Wien, 14. Juni. Der „Lcipz. Ztg." schreibt man: Es ist begreiflich, daß man der Zusammenkunft deS Kaisers Franz Joseph mit dem Kaiser Alexander eine ganz besondere Wich tigkeit beilegt. Veranlaßt wurde sie jedenfalls in erster Linie durch die polnische Frage, rücksichtlich deren auf beiden Seiten das Streben vorhanden ist, sich zu einigen, namentlich solchen Even tualitäten gegenüber, welche die Zukunft bringen kann und zu denen der Anstoß von Außen erfolgen dürfte. Daß aber außer der polnischen auch noch andere Fragen zur Sprache kommen werden, besonders solche, an deren Lösung Oesterreich und Ruß land in gleich hervorragendem Maße betheiligt sind, wie die Do- naufürstenthümcr-, respective die orientalische Frage, ist nur na türlich. — Sämmtliche Urlauber der Marine sind einberufen worden und mußten am 10. d. in Triest eintreffen. — König Otto von Griechenland ist am 15. d. M. in Karlsbad angekommen. Karlsbad, 19. Juni. Se. Maj. der König von Preußen ist gestern Abend 10 Uhr incognito unter dem Namen eines Grafen von Zollern bei bestem Wohlsein hier eingetroffen und im Gartenhause abgestiegen. Hamburg, 17. Juni. Die Flensburger „Norddeut. Ztg." meldet aus Tondern nach Berichten dort eingelrosfener Bewoh ner von Sylt': Die Insel ist seit einigen Tagen von dänischen Landtrnppen besetzt. 'Nachdem am Dienstag Abend eine Flottille von Kanonenbooten vor Keitum (Dors auf Sylt) angekommen, landete der Commandenr Hammer in der Nacht einen Theil der Besatzung, umstellte daö Dorf, holte sieben patriotische Männer aus den Betten nnd brachte sie auf das Dampfschiff „Lymfjord", das mit ihnen nach Kopenhagen abgegangen ist. Hammer sus- pendirte ferner den Landvoigt wegen seiner Nachsichtigkeit und erklärte angeblich in Keitum den Belagerungszustand. — Gestern Abend hat sich eine aus fünf Mitgliedern be stehende Deputation aus Ortschaften im Sundcwitt nach Berlin begeben, um dem Könige von Preußen eine gegen die Theilung Schleswigs Verwahrung einlegende Adresse zu überreichen. Schleswig-Holstein. Es verlautet, daß England aber mals mit sich habe handeln lassen und einer Demarcationslinie von Bredstedt zum Meerbusen Gelting seine Zustimmung geben wolle. Dies würde sich der letzten französischen Proposition nähern. Die „N. A. Z." schreibt in Bezug hieraus: „ES unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die besonnene Politik Frankreichs, welche jede Solidarität mit dem abenteuernden System des gegenwärtigen Cabinels zurückweist, die Veranlassung zu diesem neuen Rückzüge der Palmerston'schen Politik gegeben hat. Ein Artikel des „Con stimtionnel" bestätigt diese Lage. Der „Constitutionnel", indem er seine Befriedigung darüber ausspricht, daß durch diese Haltung