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Wochcnbtstt für Pulsnitz, Aönigsbnick, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Amtsblatt -er Königlichen Verichksbehär-en un- -er städtischen Dehör-rn zu Pulsnitz und Königsbröch. WO. 28.MlttWoch, Lm 6. April 1884. Diese« Blatt erschewk Mittwoch« und Gonnadends. — Preis vicrkctjährtich 10 Ngr —Zu b^tehen durch alle Pv-an-alte». — Inserate rr , welche di« zesrattene Terpus Zeile, »der deren Raum, mit I Neugreschen de cchnet werde», sind in Pul«nig spätestens bis Montags und Donnerst«-« Abends 8 llhr einlusenden. — Expeditione,: sind: In Pulsniis beim Herausgeber, in Königebrück bei Herrn Kaufmann Andreas Grahl, in Radeberg bei Herrn Kaufmann Friedrich Gartner und in Radebura lei Herrn Puchbiud rmeister CarlGünther. Z e i t e r t i g u i s s e. Dresden, 30. März. Unser noch in den Kinderschuhen befindliches Omnibuswesen scheint für laufenden Sommer doch etwas vorwärts schreiten zu wollen, indem zu den bis jetzt bestandenen Linien noch zwei Linien hinzugelommen sind. Man fährt jetzt schon vom Schloßplatz aus nach dem Waldschlößchen, nach dem Dorfe Plauen und dem sächs.-böhm. Bahnhofe, von der Augustusslraße und dem Neumarkt weg nach dem Großen Garten und Dorf Strehlen, von der Ziegelgasse weg nach Dorf Wasewitz und endlich noch durch die Neustadl zur Königsbrücker Straße für den je nach der Strecke variirenden Preis von 1, 2 —Ngr, mithin bei einer Fahrt vom sächs.-böhm. Bahnhose bis auf die Königsbrücker Straße, eine Strecke von nahe 1 Stunde Wege-, für nur 2 Ngr.; die OmnibuSwagen sind sehr schön ge baut und sitzt es sich darin ganz bequem, was früher nicht immer der Fall war. Auch der Droschken und Fiakers werden mehr und mehr, so daß Dresden auch rücksichtlich des WagenverkehrS bald in die Reihe der großen Städte tritt. — Der „Kamerad" veröffentlicht eine Uebcrsicht der Mili- tairvereine Sachsens. Nach denselben eHsliren dermalen 179 im ganzen Lande. Davon kommen auf den Regierungsbezirk Dresden 25, Leipzig 3l), Zwickau 76, Budissin 39. Bon 143 Vereinen ist die Mitgliederzahl bekannt Sie beträgt 16,993. Es läßt sich hiernach annehmen, daß sämmtliche Vereine eine Mitgliederzahl von 21—22,000 haben. , - — 3- April. (Dr. N.) Unter dem Commando eines Unter offiziers traf vorgestern auf dem Leipzig-Dresdner Bahnhof ein Transport von 21 kranken Mann sächs. Soldaten aus Hol stein hier ein. Der Weg vom Bahnhof nach dem Garnison- hospital wurde von jämmllichen Soldaten zu Fus; znrückgclegt. Sie bestanden beiläufig aus allen Waffengattungen. — 31. März. Ei»e ernsic schöne Feier, ernst wie die Zeit, in welcher wir leben, begingen die vereinigten Turnvereine Dres dens heut Abend in den Räumen des Linleschen Bades. Wohl gegen 1500 Theilnchmer hatten sich cingcsnnden, das Andenken eines Mannes zu ehren, der, obgleich nicht in aller Munde wie die Heroen deutscher Kunst, Wissenschaft oder Geschichte, dennoch ein treues Andenken im Herzen des deutschen Voltes sich zu wah ren geeignet ist. Es ist Friedrich Friesen, ein Ideal deutscher Turnrrei, der mit Jahn den Aufruf dcS Königs voll Preußen mit patriotischer Begeisterung begrüßte, demselben sofort durch Eintritt in das Lützowsche Corps folgte und dessen jugendlichem Heldenleben eine meuchlerische Kugel im Ardennenwalde ein lei der nur zu frühes Ende machte. Die Feier seines Gedächtniß- tages wurde heute durch den würdigen Vortrag de« Beethoven- schen Trauermarscheö durch die Kapelle des Musikdirektor Lade eingeleitet. Ihm folgte die Festrede des Dr. Wehl, welcher sich in ausführlicher Weise über das Leben des tapfer« Jünglings verbreitete und der von ihm sagte: der Tod habe ihn fo zeitig hinweggenommen, um keinen Hauch eines Makels auf seinen Namen fallen zu lassen. Der trefflichen Rede folgte der Gesang des Maßmannschen LiedeS: „Dort an der Elbe Strande rc." Herr Hofschauspieler Koberstein sprach die Gedichte: „ Friedrich Friesen" von Arndt, und „Wenn jetzt ein Geist herniederstiege" von Uhland mit hinreißendem Gefühle. Außerdem erhöhte sdie Feier der Bortrag von: „Lützows wilde Jagd" durch die Sän ger der Turnvereine. Herr Advokat Hippe ergriff schließlich noch das Wort, um auf die Vergangenheit und Gegenwart hinzuwei sen, den Blick der Turner auf ihre Vorbilder zu richten, damit auch sie in Tagen der Gefahr sich als würdige Jünger zeigen möge». Der Gesang des „Deutschen Vaterlandes" schloß die eben so würdige als erhebende Feier. Berlin, 2. April. Heute nahmen beide königliche Ma jestäten von der Königin von Sachsen vor ihrer Abreise auf dem Bahnhose Abschied. — Der König von Preußen hat am 22. März, seinem Ge burtstage, eine von zwei politischen Vereinen, welche in der Bis- marck'schen Politik da» Heil Preußens sehen, mit zahlreichen Un terschriften ans alten LandeStheilen versehene Glückwunsch-Adresse entgegcngenommcn. D r König schien sehr erstellt über diese Kundgebung und erinnerte daran, daß Alles angewendet worden sei, um das Volk zu verwirren und ihm die Liebe und das Ver trauen desselben zu entziehen. Doch sei jetzt, fügte der Monarch hinzu, ein erfreulicher Umschwung eingetreten, das beweise die große Theilnahms und Dpferwilligkeit für die preußische Armee; aber es sei zu fürchten, daß dieser Umschwung lediglich durch die Siege deö preußischen Volkes in den Waffen hervorgebracht wor den sei. Wenn diese Erfolge vorüber wären, könnten leicht die Zeiten, wie man sie in den letzten zwei Jahren gesehen, wieder kehren. Doch werde hoffentlich die Zeit kommen, wo alle einige