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1421 64 1422 muffen, weil Einer es möglicherweise sein könnte. Formen, welche ohne Noch die Betriebsamkeit stören, sind immer für fehlerhaft gehalten worden, und sie sind es doppelt, wenn der Zweck dadurch nicht erreicht wird, und daß die Ueberwachung der Censur durch die höhern Behörden das Erscheinen von Schriften nicht hindert, welche nur aus Rücksichten verboten werden, dafür könnten mehrfache Beispiele angeführt werden. In gleicher Weise ist auch in Augsburg die Nachcensur der im Bundesgebiete gedruckten und im hiesigen Verlag erscheinenden Schriften keineswegs eine sich von selbst verstehende Maßregel, wie kürzlich noch be hauptet worden, sondern eine wirkliche Ausnahme von der in allen Deutschen Bundesstaaten bestehenden Regel und am allerwenigsten den eigenthümlichen Geschäftsverhällnis- scn des bisherigen Stapelplatzes des Deutschen Buchhan dels angemessen, weil sie die auswärts gedruckten Bücher von unserm Markte zu verscheuchen droht. Nicht der Verleger, sondern der Drucker ist gesetzlich censurpflichtig und censurverantwortlich, und da in allen Deutschen Bun desstaaten die Censur nach wesentlich gleichen Grundsätzen ausgeübt wird, so erwächst daraus für unfern Staat so wenig ein Nachtheil, als derselbe für andere Staaten dar aus erwachsen ist, daß unzählige Verleger bis jetzt haben in Leipzig drucken lassen, ohne deshalb am Verlagsort einer zweiten Censur unterworfen zu werden. Wäre aber eine solche drückende Einrichtung durch die Verhältnisse gegeben, so würde die gänzliche Aufhebung der Censur um so mehr als eine Hoffnung fcstgehalten werden, weil jede gesprengte Fessel einen Fortschritt der Menschheit zu ihrer endlichen Bestimmung bezeichnet. Es ist aber die Freiheit wie jede Tugend nur durch Uebung zu erlernen, und keine Vormund schaft ist im Stande, die eigne Erfahrung zu ersetzen; vielmehr wird der Mensch, je länger und je strenger der selbe unter Vormundschaft gehalten wird, um so unfähiger, sich selbst zu regieren oder von dem Geiste sich regieren zu lassen, der allein im Stand ist, uns recht frei zu machen. Auch die äußere Freiheit ist nur eine Uebergangsstuse zur innern geistigen Freiheit, die ohne die äußere so wenig be stehen kann, wie die Seele ohne den Leib, und leuchtet bei uns, wo der Zwang der Sitten, Gewohnheiten und Rücksichten jede Regung des Geistes mächtig zurückhält, immer schwächer auf und versinkt immer tiefer. „Von Allem aber, was Fesseln scheut," sagt v. Gentz in seinem Sendschreiben an den König von Preußen bei dessen Thronbe steigung, „kann nichts so wenig sie ertragen als der Gedanke des Menschen. Der Druck, der diesen wisst, ist nicht blos schädlich, weil er das Gute verhindert, sondern auch weil er unmittelbar das Böse befördert. Was ohne alle Rücksicht auf andere Gründe jedes Gesetz, welches Prcß- zwang gebietet, ausschließend und pcremtorisch verdammt, ist der wesentliche Umstand, daß cs seiner Natur nach nicht aufreckt erhalten werden kann. Wenn neben einem jeden solchen Gesetze nicht ein wahres Jnquisitionstribunal wacht, so ist es in unfern Tagen unmöglich, ihm Ansehen zu ver schaffen. Die Leichtigkeit, Ideen ins Publikum zu brin gen, ist so groß, daß jede Maßregel, die sie beschränken will, vor ihr zum Gespölte wird. Wenn aber Gesetze dieser Art auch nicht wirken, so können sie doch erbittern, und das ist eben das Verderbliche, daß sie erbittern, ohne zu schrecken." Was hier im Jahre 1797 gesagt wurde, gilt, durch eine 40jährige Erfahrung bestätigt, noch heute, und dieselbe Bitte, welche v. Gentz damals an einen der ausgezeichnetsten Fürsten der Gegenwart richtete, möchte noch heute an alle Fürsten sich richten lassen. „Nicht also, weil der Staat oder die Menschheit dabei interessirl wäre, ob in diesem von Büchern umflutctcn Zeitalter tausend Schriften mehr oder weniger das Licht erblicken, sondern weil Ew. Majestät zu groß sind, um einen fruchtlosen Kamps mit kleinen Gegnern zu kämpfen, darum sei Preß freiheit das unwandelbare Princip Ihrer Negierung. Für gesetzwidrige Thaten, für Schriften, die den Charakter sol cher Thaten anziehen, müsse Jeder verantwortlich, streng verantwortlich sein, aber die bloße Meinung finde keinen andern Widersacher als die entgegengesetzte, und wenn sie irrig ist, die Wahrheit. Nie kann dieses System einem wohlgeordneten Staate Gefahr bereiten, nie hat cs einem solchen geschadet. Wo cs verderblich wurde, da war die Zerstörung schon vorangegangen, und der gefräßige Schwarm wuchs nur aus der Verwesung hervor." Verantwortlicher Redacteur: G. Wuttig. S e k a n n t in a ch u n g e n. Sucher, Musikalien u. s. w. unter der Presse. MSI.) Spätestens Ende Juli wird das von mir herausgegebene und verlegte Taschenbuch Helena aufs Jahr 1840. Vierter Jahrgang. Preis gebunden 1 Thlr. 20 gGr. orcl. (mit zur Versendung bereit sein, daher ich die verehrten Herren Collcgen ergebenst ersuche, güligst zu bestimmen, wieviel Exem plare ich Ihnen davon zusenden soll, da ich unverlangt durchaus nichts versende. Ungebundene Exem plare kann ich nicht zulassen, wogegen ich einen dauerhaften Einband zusichere.