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ochenblatt für Pulsnitz, Aönigsbrück, Nn-eberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Amtsblatt -er Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen öchördrn zu Pulsnitz und Königsbrück. Mv. LO. Mittwoch, den s. März. 1884. Zeitereignisse. Pulsnitz, 7. März. Die Sammlung zum Besten der in Schleswig-Holstein beim mobilen sächs. Kontingent stehenden 17 Mann Pulsnitzer hat einen Ertrag von 65 Thlr. 5 Ngr. ergeben, welche Summe bereits dahin abgesendet worden ist und wofür den freundlichen Gebern nochmals herzlich gedankt wird. — Bei dem diesmaligen Lätare-Viehmarlte hier waren circa WO Stück Rindvieh, 300 Pferde und 330 Stück Schweine zugeführt. Reichenbach b. Königsbrück, 5. Marz. Die Bewoh ner hiesigen Orts haben in Gemeinschaft mit dem Herrn Ober förster Janke und der erwachsenen Jugend für 2 aus hiesigem Orte in Holstein stehende Soldaten 10 Thlr. 28 Ngr. einge bracht und zu gleichen Theilen an dieselben abgesendet. Dresden, 5. März. Sämmtliche Postverwaltungen des deutschen PoftvereinS haben den Packerciscndungen mit Bekleid ungsstücken, Verbandstücken rc. für die in Schleswig-Holstein« Lauenburg stehenden deutschen Truppen volle Portofreiheit ge währt. Berlin, 2. März. Die „N. A. Z." schreibt.'-Nicht wem ger als 000,000 Thlr. soll die Summe der Wechsel betragen, welche auf der letzten so schlechten Frankfurter Messe nicht be zahlt und allein beim hiesigen Stadtgericht protestirt worden sind. Die ministerielle preuß. „Provinzial-Eorresondcnz" schreibt: Nachdem das erste Ziel des gemeinschaftlichen Vorgehens der bei den deutschen Großmächte, die Pfandnahme Schleswigs, im We sentlichen erreicht ist, nachdem aber das Verhalten Dänemarks die entschiedene Fortsetzung des Krieges vermuthlich auch über Jütlands Grenzen hinaus zur Nothwendigkeit gemacht hat, wird daS herzliche Einverständniß Oesterreichs und Preußens sich ver muthlich sehr bald in neuen Thaten unzweifelhaft bewähren. Die Verhandlungen über das weitere gemeinsame Vorgehen, zu dem unser König einen seiner vertrautesten Diener (Gen. v.Mantcuffcl) nach Wien gesandt hat, haben, soviel man vorläufig hört, den erfreulichsten Verlauf gehabt und sind in diesem Augenblicke.dem vollen Abschlusse nahe." Wie Pie „N. Pr. Ztg." hört, sollen die Dänen 116 schwere Geschütze in den Düppelcr Schanzen haben, 84-, 68- und 24- Pfünder. Bonn, 22. Febr. In der Nachbarsladt Siegburg er krankte vor Kurzem eine Näherin unter den Erscheinungen einer durch Vergiftung herbeigeführtcn Magcn-Asfecticn. Bei der vcn dem behandelnden Arzte vorgenemmeneu Nachforschung nach der Ursache der Krankheit ergab sich, daß die Patientin TageS vor her ein Kleid aus grünem Tarlatan angefertigt hatte, wel cher, wie die veranlaßte chemische Untersuchung ergeben hat, mit arscnikalischen Farben gefärbt war. Haders leben, 29. Febr. Es geht uns nahe, einen trau rigen Act kriegsrechtlicher Strenge zu melden, welcher am 27. früh, 2 Stunden von unserer Stadt entfernt, von einem Execu- tionscommando des 9. Jägerbataillons vollzogen worden ist. Ein Unteroffizier des Husarenregiments Liechtenstein hat sich im auf geregten Zustande eines Verbrechens schuldig gemacht, worauf er arretirt und sofort vor ein Kriegsgericht gestellt worden ist. Der Ausspruch desselben lautet auf Tod durch Pulver und Blei, je doch glaubte das Gericht mit Berücksichtigung der guten Con- duite des Delinquenten, so wie mit Hinsicht auf sein tapferes Verhalten in zwei Gefechten das ausgesprochene Urtheil der be- sondern Gnade des Höchstcommandirenden empfehlen zu müssen, was auch geschehen ist. Feldmarschallleutnant Gablenz aber hat trotz seiner angebornen Herzensgüte, trotz seiner Liebe für jeden Soldaten der k. k. Armee das Urtheil bestätigt, weil der Verurtheilte mit bewafsneter Hand in das Eigeuthum eines Ein- gebornen eingedrungen war. Mit blutendem Herzen und mit fast zitternder Hand, aber mit dem unerschütterlichen Ernste eines obersten Richters in so bewegter Zeit hat er das Urtheil unter schrieben. Der Unglückliche, ein blühender, kräftiger Jüngling von 22 Jahren, hat bis zum letzten Augenblicke auf Pardon ge hofft, als aber der Stab über ihn gebrochen ward, da erfaßte er mit der letzten Kraft seiner Seele den Ernst des Augenblicks, salutirte, hielt an seine Kameraden mit ungeschwächter Stimme eine kurze und herzliche Anrede und schloß mit den Worten: Ich fühle es, daß ich den Tod auf dem Sandhaufen verdient habe, aber laßt cS in diesem letzten Augenblicke .dem reuigen Kamera den nicht zu sehr entgelten, sondern zielt und trefft gut. Manche Thräne rollte über die gebräunten Wangen der tapfern Jäger und eine Minute später war das Urtheil vollstreckt. Warschau. Das Präsidium der Warschau-Wiener und der Warschau-Bromberger Eisenbahn berichtigt das Telegramm, daß die Insurgenten bei Wloclawek einen Güterzug in die Luft ge sprengt hätten und bei Lazy ein Personenzug wegen Aushebung von Schienen verunglückt sei, folgendermaßen: Bei Wloclawek — Warschau-Bromberger Eisenbahn — erschienen in den Vormit tagsstunden des 17. Februar sechs sogenannte Hängegendarmcu, überfielen einen Bahnwärter, nahmen demselben das- HandwerkS- geräih ab und brachen einige Schienen aus der Bahn, in der