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nige Lamcntirer nichts zu geben sei. Besondere Fröhlichkeit herr sche aber imm^r, wenn Geldbriese ankämen, so ein Paar Mut- terpfennige. So ein Brief mit fünf Siegeln, das sei Butter auf das Commisbrot, das polstere die harte Pritsche auf dem Lager. Nach vielfachen Aussagen wären die einquartirten Sol daten zufriedener mit armen und unbemittelten Leuten als niit Begüterten." Berlin. Der „Lpz. Ztg." schreibt man von hier, 2. Feb.: „Unsere Abgeordneten scheinen diesmal ohne viel Sang und Klang daheim empfangen worden zu sein. Die Bevölkerung hat offen bar ihre Aufmerksamkeit ernster» und wichtigem Angelegenheiten als solchen Demonstrationen zugewendet. Seit dem Schluß der vorigen Woche, nachdem sich unsere Prinzen bei der Armee befin den und immer mehr Truppen für die Expedition nach Schles wig aufgeboten wurden, hat sich in weiteren Kreisen die Mein ung verbreitet, daß Preußen und Oesterreich nicht so viel an eine militairische Promenade oder für die Aufrechterhaltung des Lon doner Protocolls einsetzen würden; und wenn bis jetzt in Erinn erung der kläglichen Preisgebung der Herzogthümer im Jahre 1851 das Mißtrauen in die Absichten Preußens und Oesterreichs nur zu gerechtfertigt war, fängt Glaube und Zuversicht hier wie der an, Boden zu gewinnen. — Wenn Schleswig occnpirt ist und die Verhandlungen über das endliche Schicksal der Herzog- thümer beginnen, wird man indeß klar sehen, ob Oesterreich und Preußen deutsche Mächte bleiben wollen." — Herr von Bismarck hat vom Sultan den OSmanieorden 1. Klasse erhalten. — 5. Febr. Die ministerielle „Provinzial-Korrespondenz" bespricht die innere Lage in einem Artikel, in dem es heißt: „Bei den» Geiste starren Widerspruchs, der im Hause der Ab geordneten "herrscht, und gar keinen Erfolg erwarten läßt, liegt für die Regierung gar keine Veranlassung vor, etwa -eine noch malige Session für 1864 zu berufen, sondern, wenn nicht außer ordentliche Ereignisse dazwischen kommen, braucht der Landtag erst gegen Ende des Jahres wieder einberufcn zu werden. So hat denn die Regierung diesmal eine längere Zeit vor sich, in welcher sie danach streben muß und hoffen darf, durch einen ernsten und kräftigen Gebrauch ihrer gesetzlichen Macht und durch volle Geltendmachung ihres naturgemäßen Ansehens das alte Vertrauen des preußischen Volkes neu zu beleben, den Muth und die Zuversicht ihrer treuen Anhänger im Lande kräftig aufzurich ten, dagegen den Uebermuth und Trotz des revolutionairen Par- teitreibens zu beugen und zu brechen. Bor Allem aber wird ein besserer patriotischer Geist im Volke wieder überall lebendig werden, wenn Gott, wie wir hoffen und flehen, unseren Waffen in Schleswig Sieg und ehrenhafte Erfolge giebt. Alle inne ren Fragen treten jetzt zurück vor der Frage der Ehre und Macht, welche unser braves Heer auf des Königs Ruf auöfechten soll. Wenn es uns gelingt, durch unsere ^Waffenlhaten die Freiheit und Selbstständigkeit unserer deutschen Brüder in Schleswig- Holstein für alle Zeiten zu sichern, so wird in sdem Dank und in dem Hochgefühl dieses ruhmvollen Erfolges 'hoffentlich aller Unfriede der Parteien verhallen und das Morgenroth einer neuen schönen Entwickelung für unser theures Vaterland aufgehen." München, 7. Febr. Die von Bayern berufenen Minister- couferenzen werden, nachdem die Hindernisse beseitigt sind, gegen Ende der Woche eröffnet werden. Rendsburg, 4. Febr. Gestern Nachmittag stürmte die österreichische Brigade Gondrecourt, bestehend aus den Jnfan- terieregimentern Martini und König .von Preußen und dem 18. Jägerbataillon, das Dorf Jagel und den Königsberg und rückte, obgleich heftig beschossen, bis an das Danewerk vor. Die Oe sterreicher hatten einen Verlust von gegen 500 Mann, darunter der Oberst Benedcck verwundet, erbeuteten eine Kanone und mach ten viele Gefangene. Die Brigade hielt sich glänzend; auch die Dänen schlugen sich mit großer Tapferkeit. DieWcge sind grundlos. Hamburg, 6. Febr. DieMeldung der HamburgerNachr., daß auf Anordnung v. Wrangel's von.preußischen Beamten in Rendsburg eine Besitznahme der Telegraphcnstation versucht, je doch an dem Einschreiten des Generals von Hake gescheitert sei, bestätigt sich. Infolge dessen ist heute preußischer Scits ein Ab kommen mit den Bundes commissaren beantragt und abgeschlossen worden. Hamburg, 7. Febr. Die „Hamb. Nachr." bringen einen Brief aus Schleswig vom Sonnabend Mittag Z2 Uhr, welcher meldet: Seit mehrern Stunden Gefecht bei Jübcck (nordwestlich von Schleswig) zwischen der österreichischen Brigade Nostitz und den flüchtigen Dänen. —Mittags ist auf dem Rathhause Herzog Friedrich proclamirt worden. Auf Anfrage des Stadtcollegiums erklärte FML. v. Gablenz, die Proclamirung gehe ihm nichts an, sondern sei Bundessache, die Absetzung der dänischen Beamten Sache der Bürger der Stadt. E ue Bürgcrdeputation der Stadt Schleswig ging nach Kiel ab, um dem Herzoge Friedrich die Huldigung zu überbringen. Aus dem preußischen Hauptquartier ist folgende Depesche am 6. Februar Abends in Berlin eingegangen: „Prinz Friedrich Karl hat bei Arnis in der Nacht die Pontonbrücke ge schlagen und ist mit seinem Corps über die Schlei defilirt. Die Brigade Röder ist mit Kähnen übergesctzt und bereits weiter vor- poussirl. Vier Vierundzwanzigpfünder sind genommen. Keine Verluste." Berlin, 6. Februar. Soeben ist hier folgendes Telegramm aus Schleswig von heute Vormittags 10ss Uhr eingctroffen: Die Dänen räumten vergangene Nacht Schleswig, bevor der für heute beabsichtigte Angriff stattfand. Die CorpS Gablenz und Mülbe verfolgen den Feind auf Flensburg. Vom 1. Corps noch keine Nachricht. Viel Geschütze in unsern Händen. Gezeichnet Wrangel. An die österreichische Gesandtschaft wird telegraphirt: Im österreichischen Heuptquartier ist die Meldung eingegangcn, daß laut Bericht des Obersten Feldegg Schleswig kampflos geräumt und eine Bürgerdeputation mit der Nachricht bei Gablenz einge troffen sei, daß die Dänen 12Z Uhr Nachts abgezogen. AuS Schloß Gettorf wird gemeldet: Heute 7 Uhr sind die Oesterreicher in Schleswig eingerückt, nachdem die Dänen die Daunewerkstcllung unter Zurücklassung von 60 schweren Geschützen geräumt. Schloß Gottorf wurde besetzt und die FeindeSvcrfolg- ung auf Flensburg eingeleitet. Es scheint, daß auf den Entschluß der Dänen der bei Arnis und Cappeln vorbereitete Preußenüber gang über die Schlei, wozu Prinz Friedrich Karl gestern Nach mittag Arnis gegenüber Truppen coneentcirte, von Einfluß gewesen. Altona, 6. Febr. Es wird mehrseitig bestätigt, auch vom Baklon des Altonaer Bahnhofs verkündigt, daß Missunde genommen sei. Kiel, 7. Febr. Heute befindet sich das österr. Hauptquar tier in Frörup bei Oeversee in Angeln, das preuß. in Glücks burg. Am Sonnabend sand ein harter Kampf bei Idstedt zwi-