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testen! Aber die Ergebnisse der Lederen haben die Ueberflüssigkeit dieses weiteren Berichs die Bcschaffuiig von ausreichenderen Mit teln für den nothwcndigen Zweck durchaus nicht constatirt. Es ist nicht bekannt, daß in den letzten Jahren sämmtliche Hilföeomite'S zusammen, geschweige denn eines derselben, eine Summe von 100,000 fl. in einem Jahre für den „verlassenen Bruderstamm" zusammen gebracht hallen. Dieses Unlenlehmen aber wird so viel und dar über in Jahresfrist, und je nach kein es rasch gefördert wird, noch viel früher zusammen bringen. Und wer kann voraussehen, wie viel Nrlh in dem unglücklichen Laude die unberechenbaren Ereig nisse noch Mehr als bisher im Laufe des bevorstehenden Jahres uns zu lindern geben werden? unter Verhältnissen zu lindern geben werden, unter welchen die Ergebnisse der freiwilligen Sammlungen in ganz anderer Weise für die schleswig-holsteinische Sache Ver wendung werden finden müssen! Wir brauchen mehr Hilfsmittel, als aus den anderen Hilfs quellen bis jetzt herbeijuschasfen waren, wir müssen gewärtigen,' daß diese anderen Hilfsquellen im Drang der Ereignisse demnächst eine andere Richtung werden erhalten müssen, während die zu lindernde Noth bis zum vollständigen Siege der guten Sache nicht mir fort- bcstehcn, sondern voraussichtlich sich. steigern wird. Warum sollen wir nun die nur zu wohl zu verwendenden Mickel, die auch auf dem hier versuchten Wege geschafft werten können, unbenutzt lassen? Nicht darauf kommt es an, baß das Mittel einer Bcrloosung ge wählt ist, auch nicht daraus, wo und bei wem die erst noch zn fer tigenden Gegenstände der Berloosung verfertigt werden, und ob die Verfertiger dabei auS reinem Patriotismus hanteln, oter ob die selben, was viel natürlicher und begreiflicher, und im Interesse ter Sache sogar viel besser scheint, — leviglich, oder vorzugsweise ih ren eigenen geschäftlichen Vortheil, ihre geschäftliche Empfehlung durch die Güte ihrer Leistungen, chabci im Äuge haben, — alles das ist für das Unternehme» gvnz gleichgültig. Praktisch wie principiell entscheidend ist nur einerseits: daß auf diesem Wege Biele mittelbar zur Beisteuer angeregt werden, die für den patriotischen Zweck allein biö jetzt nicht in Bewegung zu sehen waren, und andererseits: daß die Beringungen Ler 'Verlorst ung solid, daß inSbesontere die zur Bcrloosung kommenden Gegen stände wirtlich den planmäßigen Werth eulsprcMcnk sind, lieber riese allein culschndenten GesichlSpuullc giebt aber ter von dem hiesigen ClaalSministerinm geprüfte und genehmigte BerloosungS- plan vollkommen befriedigenden Aufschluß. Zwei Artikel desselben sink hierfür entscheidend. Art. 7 lautet: „Ein auS achtbaren Bürgern Coburgs bestehendes Cemile überwacht die planmäßige Ausführung ter Ausspielung uno tcn Loosverkanf nnd steht dem StaalSministenum gegenüber für die gewissenhafte Durchführung des Spielplans em." ' Und nach Art 8 hat dieses Cemile „sowohl, unter Zuziehung von Sachverständigen, darüber zu wachen, daß die Gegenstände ter Bcrloosung wirklich tcn planmäßigen Äanfwerth haben, als dahin Fürsorge zu treffen, daß die für cen Loosverräns eingehenden Gel der sicher deponirt werden, streng planuiäßig verwendet, insbesondere daraus nur die nachgewiesenen Kosten und Ausspielungen und die festgesetzten Anschaffnngsprcise für die Berloosungsgegenstände gezahlt und alle Ueberschüsse und Ersparnisse an den planmäßigen Voran schlägen zum Besten der Schleswig-Holsteiner reservirt und abge- währt werben und die geschehene Abgewährung ihrer Zeit bekannt gemacht werke." — Der ganze Reingewinn überhaupt wird nach Schluß der Berloosung einem ans Schleswig-Holsteinern bestehen den Comite zur bestiummngSgemäßew Verwendung ausgezahlt. LaS Control-Consttc wurde nach Genehmigung des Planes sofort aus nachgenannten hiesigen Bürgern gebildet: dem Bürgermeister und Landlagsprcisikcnteu Oberländer und den Magistralsrätheu: Kaufm. Franz Appel, Bauquier Joh. Beyer, Rechtsanwalt Friedr. Köhler und Direclor von Schauroth. Unter allen diesen Umständen und durch eigene Wahrnehmung von der Nolhwendigkeit nnd Dringlichkeit der Hülse überzeugt, Hal auch Einsender dieses nicht das mindeste Bedenken getragen, dem Comrol-Comite seine Mitwirkung znzusagen und dasselbe zn ersuchen, auch seinen Namen denen der anderen Comilcmitglieker beizusügon. Gegenüber dem in der Gartenlaube enthaltenen Angriff hat Un terzeichneter diese öffentliche Darlegung und Erklärung im Inter esse ter Sache, zu deren Gunsten es sich handelt, umsomehr für Pflicht gehalten, je länger derselbe bereits sür tiefe Sache thang ist, und je mehr er Gelegenheit gehabt hat, sich zu überzeugen, daß mit noch so heißen Thränen des Mitgefühls unv mit noch so strengen Principien allein keine einzige Thränc des Elends getrocknet wirk. Coburg, den 30. Nobcmbcr 1863. F. Streit, Mitglied des sckleSwig-holsteinischen Ausschusses des deutschen Nationalvcreins. »i- Ter Theer. als Gowgurbe, (Fortsetzung.) Im Anfänge der dreißiger Jahre befand sich Runge in Oranien burg bei seinem Freunde, dem Ur. Hempel, welcher eine der Seehandlung gehörige chemische Fabrik leitete. Es wurde in der Fabrik das Wasser verwendet, welches bei der Berliner Gaas- anstalt gewonnen wird. Dies Wasser ist brann und riecht durch dringend nach Ammoniak. Auch wurde Ammoniak daraus ge wonnen, und zur Herstellung von Salmiak benutzt. Der Ver brauch des Wassers war beträchtlich. Große Kähne brachten wö chentlich ihre Ladungen an, die in alten Oel- und Theerfassern bestanden, in denen jene Flüssigkeit enthalten war. Häufig je doch enthielten dw Fässer statt jener Gasslüjsigkeit nur Stein- loycencheer. Letzterer wurde als überslüsfig auf der Fabrik in Gräben abgclassen, und luidete-schwarze, weithinriecheude Seen. Hempel forderte seinen Freund aus, zu sehen, ob sich nicht der Lheer nützlich verwenden lasse, z.B. zur Herstellung eines schwar zen, geruchivfen und leicht trocknenden Firnisses, und stellte ihm zwei Arbeiter zu Disposition. Runge begab sich nun an dieses keineswegs angenehme Geschäft, denn er mußte mehrere Monate lang fast gsuz der menschlichen Gesellschaft emsagen und Ivie ein Geächteter leben. Alle Welt rümpfte bei seiner Annäherung die Nase, und man empfing ihn stets mit dem stereotypen <vctz, v o er schon wieder aus der Theerbusch'schen Ressource käme. Er stand im wörtlichen Sinne „in üblem Geruch" und besonders setzte sich dieser in seine Haare. Unbeirrt ^urch diese Unannehmlichkeiten setzte der deutfche Forscher seine müh samen chemischen Untersuchungen nach den im Theere enthalte nen nutzbaren Stossen fort. Und siehe da! er entdeckte einen schönen rothen, einen violetten und einen veilchenblauen Farbe- stosf darin, außer noch anderen Stoffen. Statt nnn, wie der practische Engländer, ein Resultat seiner Forschungen gleich kaufmännisch zu verwerthen, begnügte sich Runge in ächtdeutscher Manier, sie in einem chemischen Blatte belauul zu machen. Er gab also ein Geheimniß, vas, wie oben bemerkt wurde, die Kunst lehrte, euren noch kostbareren Stoff als Gold herznstellen, aller Welt preis. Runge fand einigen Widerspruch bei den deutschen Gelehrten, im Allgemeinen aber scheuten sie die Selbst prüfung. Nach 10 Jahren erschien eine chemische Arbeit von einem IU. Hoffmann über das Steinkohlentheeröl, worin Run- ge'ü Forschungen bestätigt wurden. Diese wandte sich jetzt an die Königl. Seehandlung, machte sie auf die Wichtigkeit seiner Entdeckung aufmerksam und schlug vor, rn der chemischen Fabrik nn Großen auf die Farbenerzeugunz aus Lheer zu arbeiten. Aber sein Antrag scheiterte an dem Gutachten eines unwissende» Beamten. Ein kleiner Bnreaulrat'verhinderte es, daß zu dem weitbekannten „Berliner Blau" nicht die Reihe der schönsten Far ben hmzukam, deren Entdeckung und Production in Preußen dem Lande zum Ruhm und Portheil gereicht haben würde. — Die Preisrichter jedoch, welche bei der Londoner Ausstellung ihr Ur theil über Perkin'S Leistungen abzugebcn hatten, erinnerten sich der Entdeckung Runge's und erkannten ihm einstimmig als Be lohnung die Preisdenkmünze zu. (Schluß folgt.)