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daß es sich hier um Gräber und nicht um Giedlungsreste handelt; denn Giedlungs- gruben pflegen meist nicht zusammensetzbares Scherbenmaterial zu enthalten. Die Bedeutung der Erkenntnisse, die diese Grabung gebracht hat, liegt in ver schiedenen Punkten. Einmal konnte aus einer ganz stattlichen Anzahl von früh bronzezeitlichen Gräbern Rlarheit über die Bauart und über die Bestattungssitten der Aunjetitzer Rultur gewonnen werden. Zum zweiten machte es das Neben einander von schnurkeramischen und Aunjetitzer Gräbern möglich, das Verhältnis von Aunjetitzer Rultur und Gchnurkeramik zu überprüfen. Schließlich gibt die verschiedene Bauart der schnurkeramischen Gräber allenfalls einen Hinweis auf eine Unterteilung schnurkeramischer Töpferware. Der Grabbau der Aunjetitzer Gräber: Gemeinsam war allen diesen Steinkistengräbern die gleiche Richtung in der Vlord-Südachse, das Veblen jeglichen Anzeichens einer Überdeckung durch einen Hügel und die Größe, die, sinngemäß abgesehen von dem Rindergrab 12, im allgemeinen etwa Z m in der Länge und 2rn in der Breite betrug. Die Tiefe der Grabsohle lag durchgängig etwa bei l m. Trotz dieser Gemeinsamkeiten ließen sich immerbin deutliche Unterschiede im Aufbau der Gräber erkennen, die einmal in der Größe der verwendeten Steine, also des Baustoffes, und zum anderen in der Bauart, also der Verwendung des Baustoffes, zum Ausdruck kam. Dabei bedingte aber nicht die bestimmte Auswakl der Steine eine bestimmte Bauform der Steinkiste. Der Unterschied des Baustoffes, also der Größe der Steine, drückte sich be sonders im Bau der Steindecken aus. So bestand die Überdeckung des Grabes y aus so großen Platten, daß sie im Augenblick der Ausgrabung noch unversehrt lagen und nicht in den Hohlraum des Grabes gestürzt waren (Abb. I). Eben falls aus großen Platten war die Decke des Grabes lo gebaut, die allerdings in das Grabinnere gekippt waren (Abb. 5). Bei diesen Gräbern war also deutlich zu erkennen, daß der Innenraum ursprünglich frei von Sand war und daß zur Über deckung neben Steinen keine Hilfsnüttel wie etwa Hol; oder Lehm nötig waren. Ganz anders mußte die Decke anderer Gräber gewesen sein. Diese bestand, be sonders bei Grab 8, aber auch bei Grab II, aus so kleinen Steinen, daß diese keinesfalls den Grabraum überspannt haben können. Dieser müßte also nach der Bestattung entweder mit Sand gefüllt oder aber die Gteindecken müßten durch Hölzer unterstützt worden sein. Vbwobl gerade in diesen Gräbern keine Holzspuren festzustellen waren, wird die letztere Annahme am ehesten zutreffen, da Holzspuren in allen Gräbern nur sebr dürftig erbalten geblieben sind. Es fällt natürlich auf, daß ausgerechnet das Grab 8 als einziges sicheres Männergrab einen, von den sicher als Frauengräbern anzusprechenden Steinkisten 5, ö, 10 und IZ abweichenden Aufbau besaß. Es mag also möglich erscheinen, daß die Männergräber anders gebaut waren als die Frauengräber. Die unterschiedliche Bauart der Steinkisten, die unabhängig von den be nutzten Bausteinen ist, besteht darin, daß entweder große Steinplatten aufrecht gestellt wurden oder aber die Steine trockenmauerartig geschichtet waren. Aller dings fanden sich keine Gräber, bei denen nur eine dieser Bauweisen angewandt worden wäre. Es war lediglich zu beobachten, daß einmal die eine oder die andere Art bevorzugt wurde. So waren bei Grab Io beide Stirnseiten und die Gstseite aus hochkant gestellten Platten errichtet, die westliche Langscite dagegen geschichtet (Abb. ö). Umgekehrt waren bei Grab y die Südwand und die anstoßenden Enden