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Namen gemacht. Er war aber nicht nur literarisch tätig, sondern hat sich auch eine große Sammlung angelegt. Der von seinem Gobne 186- verfaßte, im Leipziger Völkerkundemuseum befindliche handschriftliche Ratalog, verschiedene von Rlemms Schriften und das Druckschriftchen „Erinnerung an die cultur- geschichtliche Sammlung von Or. Gustav Rlemm" (Dresden, o. I.) bieten einen Überblick über den Sammlungsbestand^). Letztgenannte Schrift gibt als Zweck der Sammlung an, „die Entstehung und den Fortschritt der verschiedenen mensch lichen Gewerbe- und Runsterzeugnisse an den von der Natur dargebotenen Stoffen und Gestalten nachzuweisen". Ebenso wie Rlemm in seiner zeknbändigen „Allgemeinen Lultur-Geschickte der Mcnsckkeit" (Leipzig I84Z—1852) zuerst die natürlichen Grundlagen für das menschliche Leben darzustellen versuchte, Kat er auch in seine Sammlung Naturalien, z.B. Hölzer, Erze, Gesteine, ausgenommen, soweit sie für Nutzung durch den Menschen in Betracht gekommen sind. Er hat aber auch die Erzeugnisse neben die Grundstoffe gestellt und es ist ikm nicht nur um die technische Seite der Rultur zu tun gewesen, sondern er Kat in sein Museum alle Seiten des Ruiturlebens einbezogen. Seine Sammlung umfaßte eine antkropologische Rollektion, dann Gegen stände aus allen Zeiten und aus der ganzen Welt zur Veranschaulichung des wokn und Ernäkrungswesens, der Bekleidung, des Schmuckes, der Werkzeuge, der Runst usw. Es war mitkin eine auf breitester Grundlage aufgebaute kultur- Ksstorische Sammlung, in der die Vorgeschichte nicht alleinkerrschend war, sondern neben Völker- und Volkskunde trat. Diese Sammlung war auf die kulturgeschicht liche Entwicklung eingestellt. Rlemm sagt (Rulturgesckichte 1,21), sein Stand punkt sei „weder der politische der Menschkeit in ikrem Verkälrniffe zum Staate, noch der literarische, der artistische, der antiquarische, der gewerbliche", sondern sein Versuch gebe dakin, „die allmäkliche Entwicklung der Menschkeit von den rokesten, an die schwächste Rindkeit, ja an das tierische Wesen grenzenden Ur anfängen bis zu deren Gliederung in organische Volkskörper nach allen ikren Richtungen, also in bezug auf Gitten, Renntniffe und Fertigkeiten, häusliches und öffentliches Leben in Frieden und Rrieg, Religion, wissen und Runst, unter den von RIima und Lage von der Vorsekung dargebotenen Verhältnissen zu erforschen und nachzuweisen". Es war ihm also klar, daß man alle Rultur- erscheinungen nur aus ikrer Vergangenheit versieben kann, daß man mithin in der Rulturgeschichte nicht nur Zustände betrachten darf, sondern auch ihrem Werden nachforschen muß. Daß er politische Geschichtsforschung ableknte, ist freilich ein heute überwundener Standpunkt, politische Geschichte ist Ringen um den volksgemäßen Staat. So besehen ist politische Geschichte Volksgeschichte. Allerdings ist auch Rulturgeschichte Volksgeschichte, denn Rultur wächst nicht im leeren Raum, sondern aus dem Volke. Rlemms Forschungsgegenstand war die Menschkeit als Ganzes, und zwar, wie er einmal selbst sagt, als ein Ganzes der Natur gegenüber, er studierte also die Gesamtentwicklung der Rultur nicht so sekr als Äußerung von Volksgeist, vielmehr als menschliches Rennzeichen gegenüber der Natur. Sein zeitbedingter Evolutionismus tritt ;. B. darin in Erscheinung, daß er die kulturgeschichtlichen Denkmäler nach Rulturstufen betrachtet wissen wollte. ") Vgl. M. Heidrich, G. Rlemm und seine kulturhistorische Sammlung (Rultur und Raffe, Festschrift für C>. Reche, München 1-Z-, S. Z05).