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nicht allzu häufig, aber sie ist hier in der Altsteinzeit gern für Artefakte benützt worden, weil sie sehr hart ist und zuverlässig spaltet. Aus der Verteilung der Farbtönungen des Zwciseiters läßt sich schließen, daß er nicht aus einem Knollen, sondern aus einer auf natürliche Weise entstandenen Scheibe oder aus einem künstlichen Abschlag hergestellt worden ist. Der Basisteil ist durch einen sebr charakteristischen Frostabsprung (Abb. 5) verloren gegangen, der, wie die abweichende Patinierung der Absprungfläche verrät, erst später erfolgt ist, als das Stück bereits im Lehm eingebettet war. Das abgesprengte Stück wäre beim aufmerksamen Suchen unmittelbar nach dem Funde des Faustkeiles wahrscheinlich zum Vorschein gekommen. Durch die Spitz hacke des Arbeiters hat der Faustkeil außerdem eine große Scharte in einer Schneide bekommen. Das Stück läßt nichts mehr von der ursprünglichen ersten Formgebung erkennen, sondern nur die mit Holz oder Rnocken ausgefübrte Nacharbeit, die für unsere Verhältnisse reckt geschickt ist, besonders auf der Seite, die Abb. l wiedergibt. Diese Seite ist ein wenig stärker gewölbt als die andere. Sie läßt auch an den Schneiden noch eine feine Dengelung erkennen. Die andere, flachere Seite (Abb. Z) hat besonders an der Spitze sorgfältige Arbeit. An ihrer linken Schneide sind die Schläge mit geringerer Rraft erfolgt; daker sind die Späne stark wellig, was die Zeichnung einigermaßen erkennen läßt, von den beiden Schneiden zeigt die mit der frischen Scharte (Abb. 2) einen 8 förmigen Schwung, die andere (Abb. 4), die schon R. Braune abgebildet hat, ist gerade. Beide Schneiden verlaufen nach vorn zu einer stumpfen Spitze. Wichtig erscheint noch folgendes: Auf beiden Seiten ist deutlich zu erkennen, daß die Schläge am Hinteren (auf den Abbildungen unteren) Teil des Stückes tatsächlich von hinten her geführt worden sind. Das zeigen die Abb. l und Z sehr deutlich, aber auch Braunes Zeichnungen lassen das erkennen. Damit ist erwiesen, daß das Stück auch von der Basisseite her, also ringsum, zugeschlagen war. Wenn es aus einem Abschlag gearbeitet worden ist, so war der Schlagbuckel sicher entfernt worden. Die Abb. l zeigt, welche Form das Stück ursprünglich gehabt haben dürfte. Ein beiderseitig und noch dazu ringsum bearbeitetes Artefakt aber muß als „Zweiseiter" oder Faustkeil bezeichnet werden. Braune war also durchaus im Recht, es so zu nennen. Dagegen besteht gar kein Grund, von einem Fellkratzer oder von einem Bogenschaber zu sprechen; von Mousterientypus, wie Zotz schreibt, kann überhaupt keine Rede sein. Für eine archäologische Einordnung des Stückes sind wir heute noch auf Westeuropa angewiesen, da dort Faustkeile ungleich häufiger sind als bei uns. Aber auch in Frankreich und in England ist die Typologie der Zweiseiter nicht immer leicht. Eindeutig bestimmbar sind beispielsweise die Faustkeile des Abbe- villien (Ep-Lkelleen), besonders geformte Typen des rNousterien, des Micoguien und des oberen Levalloisien. Vm Acheuleen, der eigentlichen Faustkeilzivilisation, finden sich manche Arten fast in allen Stufen, wenn auch wiederum einige Formen für besondere Zeiten bezeichnend sind. Das Zwickauer Stück ist am nächsten mit den flachen ovalen Zweiseitern verwandt, die von den Franzosen treffend als „lirnanäes" (Seezungen), von den Engländern als ,,ovLtes" bezeichnet werden. Solche ovale, flache, aus Abschlägen hergestellte Zweiseiter entwickeln sich in Westeuropa im Laufe des unteren Acheuleen; sie haben ihre Blütezeit im mittleren