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und geschnittene Steines auf, aber nichts vorgeschichtliches. Hingegen besaß der Leipziger Arzt Christian Wolff in seiner Naturaliensanunlung, wie aus dem S. lol f. zitierten Auktionskatalog vom Jahre 1714- hervorgeht, einige keramische Mundstücke, und Job. Heinr. Linck, Index Musaei Linckiani oder . . . Verzeichnis . .. der Linckischen Naturaliensammlung zu Leipzig, Dritter Teil, Leipzig 1787, fübrt S. y-l-ff. aus seiner Sammlung vorgeschichtliche (und antike) Funde aus Schlesien, Brandenburg und dem Rheinlande, im ganzen 22 Nummern, auft). In all den erwähnten Sammlungen spielen vorgeschichtliche Funde keine bervorragende Rolle. Sammlungen, die sick aussckließlick auf derartige Gegen stände beschränken, hat es damals noch wenige gegeben; eine von ihnen war die des Pfarrers Christian Detlev Rhode (I65Z—1717) zu Barmstedt und seines Sohnes Andreas Albert, sowie die des Pfarrers Leonhard David Her mann (167S—17Zö) in Massel bei Breslau. Im allgemeinen führten die Samm lungen des 18. Jahrhunderts noch den aus der Späcrenaissance überkommenen Typus der Raritätenkammern fort, indem in ihnen ziemlich wahllos Mineralien und Erden, zoologische und anatomische Präparate, Hölzer, Versteinerungen und andere Naturalien zusammengetragen waren. Daneben fehlte selten eine Abteilung „Artefacta", unter die ;. B. astronomische und physikalische Instru mente, kunstgewerbliche Gegenstände, Münzen, sowie Gbjekte aus dem Bereiche der Volks- und Völkerkunde gerechnet worden sind. In dieser letztgenannten Gruppe gibt es dann gelegentlich auch Gegenstände vorgeschichtlichen Alters. Die Sammler haben diese meist aber nicht selber ausgegraben — Ausnabmen gibt es auch hier, so die Rhodes, Hermann und etliche andere Sammler —, sondern durch Rauf oder Geschenk erworben, und die Funde sind nicht als histo rische oder kulturgeschichtliche Cwellen, sondern als Ruriosa betrachtet worden. Damit hängt nicht nur zusammen, daß in den alten Ratalogen meist gar keine Fundorte mitgeteilt sind, auf die man damals im allgemeinen ebensowenig wie auf Fundumstände Wert gelegt hat, sondern auch die merkwürdige Art, wie man Altertümer gelegentlich aufgestellt har. Der von P. L. G. A. verfaßte, I7hö in Leipzig erschienene Führer „Machern, für Freunde der vlarur und Gartenkunst" bildet auf Tafel 7 einen kleinen kapellenartigen Bau ab, der im Englischen Garten des gräflich Lindenau schen Ritterguts Machern bei Leipzig errichtet war. In diesem Rapellchen war ein Tongefäß aufgestellt, nach der Abbildung vielleicht ein bronzezeitliches. Eine Inschrift auf dem kleinen Bauwerke lautete: „Dieser Aschen-Rrug aus dem 10. Jahrhundert wurde 17hZ bey dem Dorfe Gerichshayn in der Erde gefunden." Der spielerische Geist der Zeit hat in dem Garten einen Tempel des Aeolus, eine Ruinennachbildung, eine Röblerhütte u. a. erstehen lassen, aber auch diesen so ungewöhnlichen (beute übrigens nicht mebr vor handenen) Behälter für ein altes Tongefäß. Als spielerisch ist freilich nur die °) Joh. Ernst Hebenstreit — Joh. Friedr. Christ, Museum Aichterianum (Leipzig 174Z), ein stattlicher, schön gedruckter Folioband mit prachtvollen, zum Teile farbigen Illustrationen. s) Die Sammlung Linck ist .1840 Zum größten Teile vom Fürsten Schönburg- Waldenburg ««gekauft worden. Über die Sammlerfamilie Linck, ehedem Inhaber der heute noch bestehenden Löwen-Apotheke in Leipzig, vgl. Alfred Seifert, Die Apothckcr- familic Linck in Leipzig und ihr Naturalien- und Runstkabinett 1670—1840 (Mittenwald in Bayern IHZ5).