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In der Deutung der slawischen Wallanlagen sind die verschiedensten Wege beschritten worden. Die alten Bezeichnungen „Heidenschanze, Hussitenschanze, Römer- oder Schwedenschanze, Alter Wall“ und viele andere mehr sagen natürlich über die Ent stehung gar nichts aus. Sie verschleiern uns sogar meist noch den Namen des bauenden Volkes. Auch die in Verbindung mit den Schanzen bestehenden Sagen weisen diesen Anlagen zwar eine besondere Bedeutung zu, ohne diese jedoch immer für uns brauch bar erscheinen zu lassen. Die Bauart des Wallkörpers selbst ist bei allen slawischen Wallarten der Oberlausitz nicht sehr verschieden. Die Sumpfburgen wegen ihrer geringen Größe etwa als die älteren Anlagen hinzustellen, geht für die Oberlausitz zunächst noch nicht an, da die entsprechenden Fundunterlagen fehlen * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * 49 ) und alle Arten zeitlich nebeneinander zu bestehen scheinen. Die des öfteren herangezogene Beschreibung vom Burgenbau slawischer Stämme aus der Feder des am Ende des 10. Jahrhunderts lebenden arabischen Schriftstellers Ibrahim Ibn Jacub 50 ), der Mittel deutschland und die Ostsee wahrscheinlich als Begleiter einer 973 vor Otto I. in Merseburg erscheinenden maurischen Gesandtschaft bereiste, wird anscheinend nicht allen Anlagen gerecht, da sie einmal die Eigenarten der frühdeutschen Burgen ebenso bezeichnet, und da zum anderen kaum bei allen slawischen Rundburgen Tor und hölzerne Brücke vorhanden waren. Die bei Ibrahim genannten viereckigen Anlagen fehlen in der Oberlausitz für die slawische Zeit anscheinend überhaupt. Die früh deutschen Wasserburgen dagegen stimmen, wenigstens von unseren sächsischen Anlagen ausgehend, mit der Beschreibung weit besser überein. Es soll jedoch nicht geleugnet werden, daß diese frühdeutschen Anlagen zum Teil aus slawischen hervor gegangen sein können. Man hat nun oft den eigentlichen Grund zur Erbauung dieser slawischen Schanzen darin gesucht, daß sie als Versammlungsstätte für religiöse Zwecke dienen sollten 51 ), Pamätky. Pravek XLIII, 1947/48, S. 59 ff, 108 ff und 116 ff. W. Hensel, Wstep do studiw nad osadnictwem wielkopolski wczesnohistorycznej, Poznan 1948 (mit englischem Resum). W. Hensel, Grd wczesnodziejowy w Klecku w pow. Gnienieskim. In: Wiadomo^ci Archeologiczne, XVI, 1939 (1948) S. 265 ff. J. Kostrzewski, Slowianie i Germanie na ziemiach na wschd od aby w 6—8 w. po Chr. In: Przegld Archeologiczny, VII, 1 1946, S. 1 ff. J. Kostrzewski, Ceramika slowiariska midzy ab a Odr w zaraniu dziejöw. A. a. 0., S. 29 ff. J. Kostrzewski, W sprawie zachodniej granicy Slowian w Niemczech srodkowych. A. a. 0., S. 51 ff. J. Kostrzewski, Germanie przedhistoryczni w Polsce. A. a. 0., S. 65 ff. L. Kujawska, Znalezisko wczesnohistoryczne i pöznosredniowieczne ze Strumian, w pow. redzkim. In: Przegld Archeologiczny, VIII, 1, 1948. S. 83 ff. W. Hensel, Uwagi uzupelniajce do pracy p. t. „Grd wczesnodziejowy w Klecku w pow. Gnie- nienskim,“ A. a. 0. S. 106 ff. J. Kostrzewski, Besprechung von K. A. Wilde: Die Bedeutung der Grabung Wollin 1934. Metho ¬ dische Grundlagen für die Erforschung der Wikinger- und Slawen-Siedlung Wollin. Szczecin, 1939. A. a. 0. S. 108 ff. 49) Chr. Albrecht, Beitrag zur slawischen Keramik, 1923, S. 44. 50)Nach Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 45, 1880, S. 3, berichtet Ibrahim über den Burgenbau der Slawen folgendes: „Wenn sie nämlich eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser und Rohrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfange, welchen sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die ausgehobene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und mit Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pise erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zu der erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut.“ 51 )R. Behla, a. a. O., S. 75/76.