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von der Grabensohle. Die ersten drei Arten der Verzierung werden zu den ver schiedensten Kombinationen zusammengestellt. Vergleichen wir unsere Zusammen stellung der Verzierungsmuster (Abb. 4) mit der bei Knorr gegebenen Abbildung 42 ), erkennen wir die Entsprechungen mit Ausnahme der Kerbverzierung, die unter dem neuen Grabungsmaterial fehlt, wohl aber von früheren Grabungen allerdings ohne Schichtangabe und mit jüngerem Material im Museum Bautzen vorliegt. Der einzige Vergleich mit älterem slawischen Material ist für das Gittermuster (Abb. 4,18; Tafel 26) mit der Ortenburg 43 ) möglich. Nun ist der herangezogene Scherben aber aus der mittleren Schicht und kommt für unsere Untersuchung nicht in Betracht. Auch ist das Profil unseres Stückes (Abb. 5, 48) weiter ausgebildet als das von der Ortenburg. Beim Vergleichen der Profilreihen (Abb. 5) mit der Aufstellung der spät slawischen Gruppe der Oberlausitz 44 ) begegnen wir in beiden Reihen ähnlichen Ent wicklungen, während die Ränder der früheren Keramik 45 ) nicht in allen Teilen Vergleiche zulassen. Mit diesen Aufstellungen können wir die untere zeitliche Grenze für unser Material in die spätslawische Periode festlegen und kämen damit nach Knorr ins 11. Jahrhundert. Um die obere Zeitgrenze erkennen zu können, müssen wir die Oberlausitzer Spätgruppe, die nach Knorr 46 ) ins 12. Jahrhundert fällt, heranziehen. Die dazugehörigen Randprofile 4 ') sind aber weiter ausgebildet und in der Formgebung barocker gestaltet als unsere Stücke. Damit können wir also neben der frühen slawischen Keramik der Stile I und II nun auch die Spät gruppe des 12. Jahrhunderts ausscheiden, bleiben also im 11. Jahrhundert, eine Ansetzung, die von verschiedenen Forschern nach unten gedrückt wird. Wir werden aber trotzdem mit der Ansetzung um und kurz nach 1000 dem heutigen Forschungs stande entsprechen 48 ). Dabei ist natürlich nicht auszumachen, inwieweit bereits wenig stens am Ende der mittelslawischen Periode (im 10. Jahrhundert) schon eine Be nutzung oder wenigstens die Errichtung der geschützten Anlage stattgefunden hatte. Jedenfalls läßt das keramische Material den Anschluß an diese Stufe durchaus wahr scheinlich machen, und manche technischen Kennzeichen, wie das Abdrehen des Randes und die verschiedenen Arten der Verzierung sind durchaus nicht neu, da die Anfänge der Gurtung und der Stempelverzierung vor dem Stil III liegen, ganz zu schweigen von der Wellen- und Linearverzierung, die in den älteren Stufen vorherrscht. Knorrs Datierung der spätslawischen Keramik nach den durch Münzbeigaben ge sicherten Stücken ist leider die einzige sichere zeitliche Basis, die nach rückwärts nicht zu verfolgen geht. Damit ist auch der Beginn der spätslawischen Stufe und das Ende des Stils II durchaus nicht bindend festgelegt, ganz abgesehen vom fließenden Übergang der Stufen und den zeitlich verschieden einsetzenden Einflüssen, die zur Ausbildung der ausgeprägten spätslawischen Ware führten. Bei den einzelnen räum lichen Untergruppen der westslawischen Kultur ist jedenfalls keine Einheitlichkeit zu beobachten, was sich auch in der Verschiedenheit der Formen, einschließlich der Ausbildung der Sondertypen, und der Verzierungssysteme ausdrückt. Die technischen Fortschritte, wie das Auftreten der Töpferscheibe, die Anwendung des Formholzes und dergleichen setzten sich in den einzelnen Teilgebieten zu verschiedenen Zeiten und mit verschiedener Schnelligkeit durch. Das Brohnaer Material steht unseres Erachtens am Anfang dieser Entwicklung, umfaßt aber sicherlich auch noch die Vor stufen in der mittelslawischen Periode. 42 )A. a. 0., Abb. 42 auf S. 66. 43 )A. a. O., Abb. 129, S. 167. 4) A. a. O., S. 65 und 66, dazu Abb. 41. 45 )A. a. O., S. 167, Abb 129. 48 )A. a. 0., S. 67—69. 47)A. a.O., S. 68, Abb. 44. 48) Die spätslawische Keramik setzen u. a. in denselben zeitlichen Rahmen: A. Götze, Die Schwedenschanze auf der Klinke bei Riewend, Kreis Westhavelland, Nachrichten über deutsche Altertumsfunde XII, 1901, Heft 2, S. 17—26: Stil II; Rand häufig scharf umgebogen.