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Scherbenmaterial dieser Stufe von überdurchschnittlich großen Gefäßen, von denen wiederum ein beträchtlicher Teil graphitiert ist. Von den genannten Schalen zeigt eine den gerundeten verdickten Rand schräg gekniffen (Tafel 26, oberes Feld, 2. von links unten). An typischen Stücken sind weiter zu verzeichnen : der Rest eines großen hohen Topfes mit Zylinderhals und Schulterleiste (Tafel 26 oben links), ein weit aus- schwingender Rand (Taf. 26, 2. von links oben), der Rest eines Topfes mit einem durch eine Leiste betonten Halsansatz und Griffleisten aus vier Knubben auf der Schulter (Tafel 26, unter den Messern) und der Scherben eines Gefäßes mit horizontal gerieftem Halsansatz und flach und schräg geriefter Schulter (Tafel 26, oberes Feld rechts). Die anderen Wandscherben und Randstücke sind ohne besondere Kennzeichen. Das älteste Stück der hier vertretenen Lausitzischen, also bronzezeitlichen Tonware stellt sicherlich der Rest eines großen Doppelkegels mit Horizontalrillung über dem schräg gekerbten Umbruch 35 36 ) aus der Jungbronzezeit dar. Das gesamte hier auf gezählte Fundgut stammt aus den oberen Aufschüttungsschichten und erfaßt Streu scherben, die beim Aufbau des Walles, nach unseren Feststellungen fast ausschließlich des letzten, mit den Aufschüttungsmassen nach hier gebracht wurden. Jüngst bronzezeitliche und Billendorfer Gräberfelder sind in nächster Umgebung am Rande des großen ehemaligen Sumpfes bekannt. Neben dieser Masse an keramischen Resten verschwinden die anderen Funde fast völlig, vor allem stammen sie nicht immer aus der untersten Schicht. Es ist auffällig, daß im Fundbestand Gegenstände fehlen, die über das Leben in der Schanze mehr Auskunft geben können als allein die vorliegende Keramik und die Mahlzeitreste. Die beiden Messer 86 ) gehören zu den Aufschüttungsschichten und sind deshalb nur bedingt brauchbar. Das bei den Slawen so häufige Knochengerät 37 ) fehlt ebenso wie die Zeugen der bei den Slawen doch sicher bedeutenden Holzbearbeitungskunst. Auch Gerät für Weberei und Spinnerei 38 ) ist nicht im Verband gefunden worden. Die eben in den An merkungen aufgezählten wenigen Ausnahmestücke müssen nicht unbedingt slawisch sein, sondern können außer den Messern ebenso zu den Billendorfer Aufschüttungen gehören. Der durch die Ausgrabung betroffene Abschnitt ist allerdings für Verall gemeinerungen zu klein und die Zahl der gewonnenen Funde trotz des nicht zu unter schätzenden Umfanges nicht groß genug, um Bindendes sagen zu können. Vor allem konnte infolge der beschränkten Zeit und Zahl der Mitarbeiter und der Grenzen der zur Verfügung stehenden Mittel nicht der noch ungestörte Innenraum abgedeckt und untersucht werden — eine Unterlassung, die aber jederzeit nachgeholt werden kann. So stand uns auch für die durch den Wall geschützte Innenfläche nur der kleine Ausschnitt zur Verfügung, den der Grabungsschnitt einbezieht. An Eisenfunden kamen dabei ein Messer und ein Messerbruchstück zutage. Messer: Form gestreckt, Rücken fast gerade und nur leicht geschweift, Schneide von der brei testen Stelle am Griffansatz mit geringer Biegung zur Spitze auslaufend, abgesetzte, nach hinten spitz auslaufende Griffangel, dreieckiger Klingenquerschnitt. Spitze und Griffangel abgebrochen (Tafel 26, oben rechts) 39 ). Maße: Größte Länge noch 12,5 cm; Klinge allein 10,6 em; Klingenbreite bis 2 cm; Rückenbreite bis 0,4 cm. 3) Museum Bautzen, o. Nr. 36 )Casopis Maicy Serbskeje 1871, S. 60: verschiedene eiserne Teile wurden 1857 gefunden. Im Museum Bautzen befinden sich ein Eisenmesser (V 3986) und eine „Eisenspitze“ (V 3987). 37 )A. a. 0., S. 60, wird eine beinerne Spitze erwähnt . 38 )A. a. O., S. 63: 1869 wurde ein Kreisel gefunden (gemeint ist sicherlich ein Spinnwirtel; in den Be ständen des Bautzner Museums nicht gefunden). 39)Vgl. u. a. Chr. Albrecht, Die Slawen in Thüringen, Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch thüringischen Länder XII, 2, 1925, Tafel VIII, 3 (unser Stück jedoch eleganter). Es entspricht der Grundform bei A. Brackmann, W. Unverzagt (Doppelfeld), Zantoch, Eine Burg im deutschen Osten, 1936, S. 90/91 (dort als allgemeiner Typus). Weitere ähnliche Messer sind in großer Zahl bekannt.