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DIE SUMPFSCHANZE VON BROHNA BEI BAUTZEN Von Werner Coblenz Mitten im sorbischen Sprachgebiet, weniger als 10 Kilometer nördlich von Bautzen, liegt der Ort Brohna — heute Ortsteil von Radibor —, einer der besterhaltenen Rund linge, dessen Bild erst in jüngster Zeit durch einen quer zur alten Dorfanlage stehenden Neubau gestört wurde. Nordwestlich des Dorfes dehnt sich altes Sumpfgebiet, das bis zum nördlichen Ortsausgang reicht. Die vielen Teiche der Umgebung haben zwar etwas zur Entwässerung beigetragen, der Sumpfcharakter des Gebietes ist jedoch unverkennbar geblieben. In diesem Sumpfgebiet liegt etwa 300 m nördlich des Ortes ein slawischer Rundwall, der durch die Abtragungsarbeiten der jeweiligen Besitzer, die mit den gewonnenen Erd- und Lehmmassen die sumpfigen Wiesen auffüllten, mit den Steinen aber die Wege schotterten, heute nur noch in ganz geringen Resten, aller dings in voller Höhe erhalten ist. Aus den beigegebenen Karten ersieht man die Ab tragungsarbeiten sehr deutlich. Auf Blatt Bautzen des Oberreitschen Atlas von 1844-461) (Tafel 18, oben) ist der volle Ring noch erkennbar (die schwarzen Punkte stellen Bäume dar, während der darunter liegende graue Ring den Wall bedeutet) ; auch rei chen auf dieser Karte die Sumpfgebiete noch weiter an den Ort heran, der hier noch die alte Schreibweise Brahna zeigt. Die Teichwirtschaft und damit die Erfolge für die teilweise Entwässerung verbesserten sich erst in den folgenden Jahrzehnten. Die Meß- tischblattausgabe (Blatt 38: Radibor) von 1906 (Aufnahme 1900/01) zeigt bereits deutlich die Einschnitte im Osten und Westen des Walles, die noch besser auf einer Grabungsskizze Necdons 1 2 ) herauskommen. Auch die Meßtischblattausgabe von 1942 (mit Berichtigungen der 1900/01er Aufnahme aus dem Jahre 1923 und mit letzten Nachträgen von 1940) (Tafel 18, unten) bringt diese bedauerliche Entwicklung. Wegen der Bedeutung der Anlage und ihrer Gefährdung durch den dauernden Abbau wurden die Reste des Ringwalles auf Flurstück 434 und 457 am 25. Februar 1935 in die Landesdcnkmalliste B eingetragen. Der im Frühjahr 1949 vermessene Plan der Wallanlage (Abb. 1) veranschaulicht nun nochmals mit erschreckender Deutlichkeit die Abtragung von über der Hälfte des Ringes im Osten und ebenfalls eines großen Teiles im Westen, so daß heute kaum noch ein Sechstel der Anlage erhalten ist. Als glücklicher Zufall kann es trotzdem betrachtet werden, daß wenigstens im Norden und an einer schmalen Stelle im Südteil die Krone nicht abgetragen wurde. Durch das senkrechte Abstechen der Ostwand wurde so zunächst einmal die Gesamthöhe wenig stens an zwei Stellen annähernd gesichert. Gerade durch die Steilheit der abgesto chenen Wand steht jedoch zu befürchten, daß diese Seite des Steilabfalles durch natürliche Abtragung eine allmähliche Verschleifung erfahren wird. In die bekanntere wissenschaftliche Literatur wird der „Branaer Rundwall“ schon 1842 vom Großenhainer Rentamtmann Preusker, dem Pionier der sächsischen Vor geschichtsforschung, im II. Bande der „Blicke in die vaterländische Vorzeit“ 3 ) ein- 1) Oberreit, Topographischer Atlas des Königreichs Sachsen 1: 57600. Blatt 5: Bautzen 1844—46. 2 ) R. Needon, Rundwälle der Bautzener Gegend, I. Die Schanze zu Brohna. Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz, Bd. II (1903/1913), S. 242—244, Abb. S. 243. 3) K. Preusker, Blicke in die vaterländische Vorzeit; Sitten, Sagen, Bauwerke, Trachten, Geräte, zur Erläuterung des öffentlichen und häuslichen Volkslebens in heidnischem Alterthume und christlichem Mittelalter der sächsischen und angränzenden Lande. Zweites Bändchen 1843. Erwähnung im Text S. 193 in § 27: Ringwälle und älteste Bewohnung der Gegend um Camenz und Budissin, und der letzten Stadtbelagerung im Jahre 1005. S. 204, Anm. 1: 2 Stdn. N. v. Budissin (16) der Branaer Rundwall, N. des Dorfs, mitten in sumpfiger Wiese; gegen 10 Ellen hoch, außen und 7 innen; 180 Schritt im Umfang. S. davon liegt Radibor, wo vor etwa 20 Jahren ein gleicher abgetragen worden; ...