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Eiserne Pflugschar von Sohlenform mit kurzen Schaftlappen, der Körper der Schar ist flach und symmetrisch und im Querschnitt flach dachförmig. Länge 21,8 cm, Breite 10,9 cm, Dicke 1,2 cm. Als Leihgabe des Museums Weißenfels im Landesmuseum Halle (Tafel 17, 3.) Eiserne Pflugschar von dreieckiger Form mit winklig abgesetzten, kurzen Schaftlappen und flachem Körper. Die Spitze ist abgebrochen. Länge noch 32 cm, Breite 15,8 cm, Dicke 1,8 cm. Städtisches Museum Weißenfels (Tafel 17,2.) Eine Datierung der Weißenfelser Scharen durch Beifunde ist leider nicht möglich. Es bleibt zu prüfen, ob die Form eine zeitliche Einordnung gestattet. Die erste Schar (Tafel 17, 3) zeigt eine große Ähnlichkeit mit der etwas größeren Naumburger. Beide gehören zu Kretzschmars zweiter Form (Attersee) 12 ), deren Entstehung dieser im ost keltischen Gebiet der Spätlatenezeit annimmt. Sic habe sich dort in der provinzial römischen Kultur erhalten und sei dann von den Slawen übernommen worden. Die drei sächsischen Beispiele sind slawisch 13 ). All diese Scharen unterscheiden sich aber von unseren dadurch, daß ihr Körper rinnenförmig gewölbt ist, während die beiden abgebildeten Scharen völlig flach sind. Unsere Stücke sind also von der Form 2 abzu trennen und gehören zur süddeutschen Form Kornwestheim 14 ), die Kretzschmar als Sonderform bezeichnet. Diese Form ist mithin nicht auf das süddeutsche Gebiet und die Spätlatene- und Römerzeit beschränkt, sondern verbreitet sich auch ins germa nische Gebiet und wird hier durch das Naumburger Stück in merowingischer Zeit belegt. Bei den Germanen tritt also nicht nur die in Mitteldeutschland durch die Funde von der Steinsburg und von Körner, Kreis Gotha, sowie das Bruchstück von Riesa- Gröba (die von diesem gegebenen Abbildungen lassen freilich die Zuweisung zu dieser Form nicht einwandfrei erkennen) vertretene Form 1 (Körner) auf, die westkeltischer Herkunft ist und sich ins germanische Gebiet verbreitet, wo sie im Norden noch in der Wikingerzeit auftritt. Da in Schlesien auch Kretzschmars Form 2 (Attersee, besser als 2 a zu bezeichnen) vertreten ist, zum Beispiel in Hirschberg, Kreis Hirschberg, kommen alle drei Formen auf germanischem Gebiet vor. Das Stück von Wölburgsau, Kreis Süderdithmarschen, dürfte gleichfalls letzterer Form angehören. Daß sowohl die Form 1 (Körner) als auch die Form 2 b (Kornwestheim) im westkeltischen Gebiet vorkommen, zeigen die latenezeitlichen Funde aus dem rechtsrheinischen Schiefer gebirge 15 ), unter denen neben der vorherrschenden Form 1 auch die Form 2 b vertreten ist 16 17 ). Beide verbreiten sich, vielleicht im Zusammenhang mit der Kenntnis der Eisen gewinnung, ins germanische Gebiet, während die Form 2 a (Attersee) besonders im Donau-Balkangebiet auftritt und von hier aus zu den Ostgermanen und Slawen kommt. Im slawischen Gebiet ist sie im frühen und hohen Mittelalter sehr häufig 1 '). 12) J. Kretzschmar, a. a. 0. 13) Zu dieser Form gehören auch die drei kleinen Pflugscharen aus der spätslawisch-frühdeutschen Siedlung von Gera-Tinz, Natur und Heimat, Ausstellungskat. Gera 1948, S. 33 (W. Radig), Beschreibung und Zeichnungen der Stücke verdanke ich W. Radig. 14) Vgl. zu dieser und den weiteren ohne Literaturangabe angeführten Scharen das ausführliche, frei lich längst nicht umfassende Schrifttumsverzeichnis bei J. Kretzschmar, a. a. 0. Auch die Fund- Zusammenstellungen Kretzschmars lassen sich nicht unwesentlich ergänzen. Das würde aber über den Rahmen des vorliegenden Aufsatzes hinausgeben und bleibt einer späteren Zusammenstellung Vorbehalten. Dabei wäre auch auf die Frage der Deutung der schwertförmigen Eisenbarren („taleae ferreae“) als Pflugscharen einzugehen, wie sie neuerdings von P. Weiershausen, Taleae ferreae, Mannus 34, 1942, S. 84ff. wieder vertreten wurde. 15) H. Behaghcl, Die Eisenzeit im Raume des rechtsrheinischen Schiefergebirges, Wiesbaden 1943, Tafel 37fr. 16) Achenbach, Kreis Siegen, (H. Behaghel, a. a. 0., Tafel 44 C). 17) z. B. J. Eisner, Ein Hortfund der älteren Burgwallzeit aus der Slowakei, in Altböhmen und Altmähren 1, 1941, S. 153ff. mit älterer Literatur. — A. M. Tallgren, Collection Zaoussailov, Bd. II, Helsingfors 1918, S. 27. — Historija kulturi drevnej Rusi. Domongolski Period, I. Materialnaja Kultura, 1948, Fig. 28, 47, 75.