mit unvermittelter Heftigkeit einsetzende Intensivierung der Nord-Süd-Beziehungen, beides doch wohl in ursächlichem Zusammenhang. Dieses Ergebnis ist nicht nur chronologisch, sondern auch kulturpsychologisch be deutungsvoll. Es geht nun nicht mehr an, von einer schwerfälligen, bäuerlich zäh flüssigen Kulturgesinnung zu sprechen, wir sehen vielmehr, wie die mit Gewalt ein setzenden Verbindungen mit der Mittelmeerwelt lang ruhende Kräfte zu explosiver Entfaltung getrieben und das gesamte Leben in einem schwindelerregenden Tempo mitgerissen haben. Und nun wird auch das längst erkannte, in seinen letzten Ursachen aber nicht verstandene Janusgesicht der Hallstattkultur begreiflich: Während ein zelne Landes- und Volksteile gierig die in reicher Fülle eindringenden Kultur gedanken und -güter aufsaugen (wichtige Neuerungen im Bauwesen, wie Aufnahme des altmittelländischen Gehöfttypus und Dachkonstruktion mit Tonzicgeln, plötz liche Vorliebe für Gefäßmalerei u. a. m.) und sich willig dem neuen Strom des Lebens hingeben, verharren andere in traditionsgebundener Treue am Alten, vor allem in der Abgelegenheit stiller Bergtäler, in die der Rhythmus einer neuen Zeit nicht eindrang. Nach der früheren hohen Datierung der Villanovakultur blieb zwischen den italischen und den germanischen Hausurnen ein schlechterdings unüberbrückbarer Zwischen raum von rund zwei Jahrhunderten. Mag man dem „Hausgedanken“ im Grabbrauch auch noch so große Kraft zugestehen, die beiden Hausurnengruppen haben bei manchen örtlich und klimatisch bedingten Unterschieden doch so große Ähnlichkeit daß sie unmöglich als unabhängige „Elementargedanken“ angesprochen werden können. Auch hier ist an der Priorität des Mittelmeergebietes nicht zu zweifeln. Nach den neuen chronologischen Erkenntnissen sind nun beide Gruppen in die gleiche Zeit zu setzen, das 7./6. Jahrhundert v. Chr. (F. Behn, Vorgeschichtliche Forschungen, Bd. I, 1924, S. 85 ff.), und auch die eigenartige Sondergruppe der pommerellischen Pfahlhausurnen schließt sich zeitlich ohne Zwang an. Auch die Handelsbeziehungen des Mittclmeergebietes mit dem noch jungbronzezeitlichen Norden Europas erhalten nun eine neue Beleuchtung, und eine Untersuchung über die zeitlichen und räumlichenVoraussetzungen des südländischen Importes (E.Sprock- hoff, Vorgeschichtliche Forschungen, Bd. VII, 1930) braucht nicht mehr so oft mit einem resignierenden non liquet zu schließen.