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FUNDE DER NORDEURASISCHEN WOHNPLATZKULTUR IN DAUBITZ, KREIS NIESKY Von Werner Coblenz Am 17. August 1949 fand unser Vertrauensmann, Herr Bruno Friedland aus Nieder neundorf bei Görlitz, neben einer Anzahl Feuersteinabschläge, -messer usw. einige Scherben der sogenannten Kamm- und Grübchenkeramik am Neuteichberge in Dau- bitz, Kreis Niesky (Mbl. 2623 Priebus). Die Fundstelle liegt am südlichen Dünen abhang, dem Neuen Teiche gegenüber am Ostrand einer Sandgrube. Weitere Nach forschungen und eine amtliche Grabung brachten von der Fundstelle noch mehr ein deutige Scherben der nordostischen Kultur zutage. Irgendwelche Rückschlüsse aus der Lagerung der Reste oder aufschlußreiche Beobachtungen an der Fundstelle waren nicht möglich, da die Stelle durch die Lage an der Dünenböschung und die Auswaschung durch Rinnsale, die die Fundstelle störten, dazu nicht mehr geeignet war. Das einzige Ergebnis bleibt damit der Nachweis dieser nordeurasischen Kultur außerhalb ihres engen Verbreitungsgebietes und der Schluß, daß auch hier nach der Auswahl des Niederlassungsortes die Träger dieser Wohnplatzkultur durchaus als Fischer und Jäger angesprochen werden können wie auch sonst allenthalben in dem großen Gebiete ihrer Verbreitung. Die Funde: Zahlreich sind die Reste eines steilwandigen weiten Gefäßes mit waage recht verstrichenem Rand. Dieser ist etwas breiter als die übrige Wandung und mit engen Querfurchen versehen. Unter dem Rand sind tiefe Grübchen (bis 0,5 cm im Durchmesser) eingestochen — nach Ausweis der Reste in ziemlich gleichem Abstand von 2,5 cm —, die sich auf der Innenseite als kleine Buckel abzeichnen. Darunter befinden sich in zwei horizontalen Zonen enggestellt senkrechte Furchen, deren unte ren Abschluß ein Zickzackband bildet (Tafel 7, oben und Mitte unten). Ein anderer Scherben ist mit drei parallelen Reihen von ovalen Kammstempel eindrücken verziert (Tafel 7, links). Eine dritte Verzierungsart bringt unter zwei waagerechten Furchen ein Band stehen der Halbkreise (in Furchentechnik ausgeführt; Tafel 7, unten rechts). Das Material ist reichlich und verhältnismäßig grob gemagert. Die Scherben sind braun, innen meist dunkelgrau und zum Teil noch mit einer dünnen, glatten Über fangschicht versehen. Im Durchschnitt ist der Brand mittelhart; einige Stücke sind sehr bröcklig. Randstärke des großen Gefäßes 0,9 cm; Wandstärke bis 0,7 cm. Besitzer: Museum Görlitz. Es ist von großer Bedeutung, daß die Kammkeramik, die von ihrem Stammgebiet Rußland, wo sie bis nach dem Jenissei in Sibirien nachweisbar ist — ein anderes Hauptverbreitungsgebiet liegt in Finnland —, über Polen bis in das nördliche Sachsen verfolgt werden kann. Damit gewinnt neben unserem Fund der von Wer- minghoff im Kreis Hoyerswerda 1 ), der noch westlicher als Daubitz liegt, an Bedeu tung. Wichtig ist auch, daß beide Fundstellen in das Gebiet der Lausitzer Seen- und Dünenlandschaft gehören und somit das allgemeine Kultur- und Siedlungsbild über die Kammkeramik bestätigen. In Zukunft sind gerade in dieser Landschaft noch weitere Nachweise der nordostischen Kultur zu erwarten. 2 ) Die Unscheinbarkeit und *) 0. F. Gandert, Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie, Urgeschichte und Volkskunde der Preußischen Oberlausitz, III, 3, 1933, 320—322. *) Im Museum Hoyerswerda befinden sich Reste der Kammkeramik, die 1934 in Ruhland geborgen wurden. Dort liegt außerdem ein durch Kartierung festgelegter Hinweis auf Funde derselben Kultur aus Mochholz. Auch die Funde des Odergebietes befinden sich hauptsächlich in Dünengebieten (vergleiche dazu