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Schnittes schief gelegen haben, oder der Sägeapparat ist schräg zur Senkrechten ge führt worden. Nun zum Sägeapparat selbst. Wir bezweifeln die Richtigkeit von Rekonstruktionen, wie sie uns Pfeiffer 1 ), La Baume 2 ) und andere in Anlehnung an Forrers Darstellungen zeigen. Diese unzweck mäßigen Vorrichtungen sind eben aus den Berechnungen der Schnittkurve entstanden. Dabei wurden Sinn und Möglichkeit der Arbeit nicht genügend berücksichtigt. Wenn man einen Handstützen mit dem angebrachten Sägeblatt, wie das die erwähnten Rekonstruktionen zeigen, nur für sich — den Apparat also weglassend — in die Hand nimmt, um damit den Schnitt auszuführen, ist die Arbeit bedeutend zweck mäßiger als mit dem gezeigten Apparat zu erledigen. Wenn wir errechnen, wie lang ein solcher Stutzen, sagen wir besser eine Stange sein muß, um die Kurve zum Beispiel an dem Stück von Leipzig-Wahren (Abb. 5,1) zu ergeben, bekommen wir als Ergebnis — auf den Drehpunkt berechnet — eine Stange von 2% m Länge. Sollte die Stange den Schleifdruck durch eigene Schwere erzielen, so wäre damit ein Drehpunkt überhaupt illusorisch. Wäre aber ein fester Drehpunkt vorhanden, so würde sich wohl eine Pcndelbewegung erzielen lassen, aber der Druck wäre damit verloren. Das zu zersägende Werkstück müßte also von unten dagegengedrückt worden sein. An die dazu nötige umständliche Maschinerie glauben wir nicht. Wir müssen uns zwangsläufig auch über den Druck, der beim Sägen oder besser gesagt Schleifen nötig ist, informieren. Beim Holzsägen mit der Bügel- oder jeder anderen Säge genügt die Schwere der Säge vollkommen. Beim Steinsägen brauchen wir nicht viel mehr Druck. Die Last der oben erwähnten schweren Stange wäre also gar nicht erforderlich. Als Schleifmittel wird in jedem Falle feiner scharfer Sand gedient haben. Unklar ist uns, wie L. Pfeiffer 1 ) als Sägeblatt einen Feucrstcinsplitter angibt, der sich beim Schleifen zu Sand verwandeln soll, um dann als Schleifmittel zu wirken. Kommen wir nun zur Rekonstruktion Abb. 4 eines Sägeapparates unter Berück sichtigung aller vorhergehenden Aus führungen: Wir nehmen eine Astver zweigung, wie sie Abb. 3 zeigt, und klemmen in einen am Knie ausge arbeiteten Spalt das Holzsägeblatt. Die Führung übernimmt das abge winkelte Aststück gleichzeitig mit dem Griffstück. Wir wollen uns auch klar darüber sein, daß zu jedem neuen Schnitt ein neues Sägeblatt ge nommen werden mußte. Eine andere Möglichkeit stellt die Abb. 4 dar. ') Dr. L. Pfeiffer, Die Werkzeuge des Steinzeit-Menschen. Aus der technologischen Abteilung des Städtischen Museums in Weimar. Verlag von Gustav Fischer. Jena 1920, S. 140. 2 ) W. La Baume, Alt-Preußen. Vierteljahresschrift für Vorgeschichte und Volkskunde, Jahrgang 2, August 1936, Heft 1 „Die vorgeschichtliche Steinsäge“ und ebenda. Jahrgang 8, September 1943, Heft 3 „Zur Verwendung der vorgeschichtlichen Steinsäge“.