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Fordert diese Geländearbeit von den Museumsleitern oder den Sachbearbeitern eine manchmal noch in ihrer ganzen Bedeutung nicht verstandene Beanspruchung, so werden diese Hemmungen auf dem rein musealen Gebiet schon deswegen nicht mehr verspürt, weil die Museen hier ja fast ausschließlich die Nutznießer der Forschungs arbeit unserer Ämter sind. Eine Ausstellung darf in keiner Weise nur für den Fach mann verständlich sein und vielleicht nur aus einer Anhäufung von Material bestehen. Wir müssen mehr denn je bemüht sein, dem Beschauer-, und das sind heute in erster Linie Jugend, Lehrerschaft und überhaupt die Werktätigen, die technischen Voraus setzungen von den ältesten Zeiten vor Augen zu führen und darauf aufbauend die technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung zu veranschaulichen. Man dürfte in den Museen heute nicht mehr die leiseste Andeutung finden, daß sie sich aus Raritätenkammern entwickelten und sich damals auf das wahllose Sammeln interessanter Gegenstände aller Zeiten und Länder beschränkten. Seitdem die Expo nate durch wissenschaftliche Bearbeitung kulturell und zeitlich immer genauer ein zuordnen waren, wurde leider das Prinzip der Schaustellung möglichst großer Mengen von Fundstoff noch beibehalten, ohne den toten Gegenständen durch Beziehung auf den Menschen und seine Tätigkeit Inhalt zu geben. Den allgemeinen Erkenntnissen, die dann aus der systematischen Bearbeitung des immer reicher werdenden Fund materials hervorgingen, bemüht man sich nun seit einem knappen halben Jahrhundert Rechnung zu tragen, indem man den toten Stoff zum Leben zu erwecken suchte. An manchen Museen jedoch scheint diese Entwicklung spurlos vorübergegangen zu sein. Das muß nicht immer an dem Bearbeiter, der ja meist als Außenseiter den vor geschichtlichen Stoff aufstellen muß, liegen, sondern zum Teil auch an der zu sehr im Verschwiegenen arbeitenden Wissenschaft, die sich bis auf die letzten Jahrzehnte vor sichtig davor hütete, auch volkstümlich zu veröffentlichen. Die Darstellung der Vorgeschichte muß von den naturgegebenen Bedingtheiten der Landschaft ausgehen und schon so versuchen klarzumachen, welche Grenzen der menschlichen Entwicklung im zu bearbeitenden Gebiet gesetzt waren. Schließlich ist die wirtschaftliche Entwicklung auch im weitesten Maße von der Natur abhängig — im Anfang der menschlichen Entwicklung noch weit mehr als später. Die Boden- und Klimaverhältnisse, die Pflanzen- und Tierwelt und das Vorhandensein von Roh stoffen für die Arbeitsgeräte spielten eine wichtige Rolle für die örtliche Entwicklung. Gerade auf diesen Gebieten ist in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Natur wissenschaften schon viel Arbeit geleistet worden. Die Ergänzung dieser Wissenschaf ten mit der Vorgeschichte hat für beide Teile befruchtend gewirkt. Auch muß der Fortschritt vom einfachsten Werkzeug Stufe für Stufe gezeigt werden, wobei beson ders die Herstellung dieser Werkzeuge und die mit ihnen möglichen Arbeitsvorgänge nicht vergessen werden sollen. Das wird mangels Material wenigstens für die ältesten steinzeitlichen Epochen für die meisten Museen nur zeichnerisch oder textlich mög lich sein. Doch bereits mit der Jungsteinzeit liegen überall große Ausstellungsmöglich keiten vor. Hier treten auch große Neuschöpfungen wie die jetzt allgemein verbrei tete Töpferei, die Kunst' des Sägens, Bohrens und Polierens von Stein, die Weberei und Spinnerei auf. Die jetzt in unserem Museum durchgeführten Versuche werden in Verbindung mit der Untersuchung von nicht.fertig bearbeitetem vorgeschichtlichem Werkmaterial neue Erkenntnisse über Einzelheiten der Steinbohrmaschinen und des Arbeitsganges beim Steinsägen bringen. Weiter befinden sich zur Zeit steinerne Pflugscharen des Neolithikums in Untersuchung, und es wurden dabei bereits wich tige Neuerkenntnisse, besonders für die Pflugkultur der Bandkeramik, gewonnen. Leider ist es auf Grund der Bodenbeschaffenheit der meisten Fundstellen noch nicht möglich gewesen, hölzerne Pflüge nachzuweisen, wie sie zum Beispiel im Norden gefunden wurden. Mit der Einführung des ersten Metalls und den Legierungsver suchen von Kupfer und Zinn, die dann zur Gewinnung der härteren Bronze führten, ergeben sich besonders für die Herstellung, Vervollkommnung und Spezialisierung