mythos erfunden werden. Forschungen über das Slawentum wurden nicht gefördert. Wenn trotzdem — um nur wenige Beispiele aus Sachsen und der nächsten Umgebung zu nennen — 1933 und 1934 in einer großen Ausgrabung die bronzezeitliche und slawische Heidenschanze in Dresden-Coschütz, 1938 die große spätslawische Anlage auf dem Fuchsberg bei Rötha untersucht wurden und noch im Kriege Veröffent lichungen wie „Die Westausbreitung und Wehranlagen der Slawen in Mitteldeutsch land“ oder die umfassende Arbeit von Knorr über die slawische Keramik durch gesetzt wurden, spricht das deutlich genug dafür, daß die Wissenschaft eben an der Wahrheit nicht vorbei kann, und daß sie vor allem durch Verschweigen unangeneh mer und nicht im Programm stehender Tatsachen nicht weiterkommt. Der von den Menschen mit den Wissenschaften geübte Mißbrauch kann nie zu Lasten dieser Wissenschaften gehen. Man denke nur an die Physik, Chemie, Biologie und Medizin und ihre Rolle bei der Wert- und Menschenvernichtung und auf der anderen Seite an ihre Rolle in der fortschrittlichen Entwicklung. So darf die Vorgeschichte als Kultur geschichte nicht ins sogenannte völkische Extrem verfallen und aus vermeintlichen Forschungsergebnissen Politikern die Möglichkeit geben, territoriale Machtansprüche zu bemänteln. Als vornehmste Aufgabe stand für die Vorgeschichte von allem Anfang an die Ent wicklung der Menschheit und ihrer Kultur im Vordergrund. Sie ist damit die Inter pretin des Fortschritts und weist uns den Weg vom gröbsten Werkzeug zur speziali- siertesten Maschine der Gegenwart. Sie zeigt damit schon für die Anfänge aller menschlichen Entwicklung, daß der Fortschritt nur durch wohlüberlegtes Arbeiten und genaueste Beobachtung möglich war, die dann miteinander verbunden zu Ver besserungen aller Art führten, da die Not allein noch nicht erfinderisch macht. Welche erzieherischen Werte aus dieser Erkenntnis gezogen werden können, braucht nicht erst gesagt zu werden. Die sich durch die Entwicklung der materiellen Kultur ergebenden geistigen Umwandlungen und die letzten Endes darauf beruhenden gesellschaftlichen Umschichtungen sind ebenfalls von der Forschung stets berück sichtigt worden, wenn auch deren letzte Konsequenzen nicht immer klar gezogen wurden. Dem Landesamt für Vorgeschichte als wissenschaftlichem Forschungsinstitut und dem Landesmuseum als musealer Behörde obliegen zunächst die Erkenntnis, Begut achtung und der Schutz vorgeschichtlicher Anlagen sowie die Rettung und Konser vierung der Kulturgüter aus vorgeschichtlicher Zeit und die museale Bearbeitung des Stoffes. Dazu kommt die reine Forschungsarbeit, die im Groben gesehen die Ent wicklung der Kultur zur Aufgabe hat, wobei wir uns zur Zeit besonders mit der Ent wicklung der Technik, damit der Produktionsmittel und der Produktionsweisen beschäftigen, um als Endziel die Dynamik der gesellschaftlichen Verhältnisse er gründen zu helfen. Daß die Forschung nicht Selbstzweck sein kann, liegt in ihrer erzieherischen Zielsetzung, die besonders dazu angetan ist, aus dem Geschauten zu lernen und das Verständnis für die Arbeit zu wecken, um schließlich die Aktivität breitester Bevölkerungsschichten für jeden einzelnen an seinem Platze zu erreichen. Dabei muß, wie bei jeder Museumsarbeit, die exakte Wissenschaft die Voraus setzung bilden und die Volksbildung und Erziehung das hohe Ziel sein. Unsere Museen müssen wahre Volksbildungsstätten sein und im lebendigen Zusammenhang mit unserer Zeit stehen. Wie bei jeder Breitenarbeit muß für sie deshalb Volkstümlich keit und Allgemeinverständlichkeit zum obersten Grundsatz erhoben werden. Die vielen Aufgaben im Landesmaßstab könneh natürlich nicht von unserem Amt oder gar von dem momentan einzigen Wissenschaftler allein gelöst werden. Die Zu sammenarbeit zwischen den Heimatmuseen und dem Landesmuseum hat sich gerade in letzter Zeit immer wieder hervorragend bewährt, sie muß auch in Zukunft weiter aus gebaut werden. Bisher waren allerdings die örtlichen Institute immer die Nehmenden