LDP: Publikationen des Landesamts für Archäologie Sachsen
Strukturtyp
Band
Parlamentsperiode
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Wahlperiode
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Titel
Bericht über die Aufbauarbeit des Landesmuseums für Vorgeschichte und die Bodendenkmalpflege im Land Sachsen für die Zeit vom Sommer 1945 bis Ende April 1950
der Landesdenkmalliste B zu erfassen, unter den Schutz des Gesetzes zu stellen und so vor Zerstörung zu schützen. Laufend wurden und werden neu erkannte Anlagen eingetragen und geschützt. Alle Arbeiten beider Ämter wurden durch den Krieg gehemmt und schließlich über haupt unterbrochen, da der vorhanden gewesene Mitarbeiterstab nach und nach ein berufen wurde und sogar das weibliche Personal durch Dienstverpflichtungen dezi miert worden war. Dazu kam, daß der Kreis ehrenamtlicher Helfer im ganzen Lande mehr und mehr zusammenschmolz. Auch setzten sich die „kriegswichtigen“ Betriebe zum Teil über die Bestimmungen des Gesetzes in einem Maße hinweg, daß sein Be stand manchmal lediglich papieren anmuten mußte. Die Hauptarbeit bestand jetzt in Sicherungs- und Auslagerungsarbeiten und der Erledigung reiner Verwaltungs aufgaben. Durch die Luftangriffe auf Dresden hatte nicht nur das Landesmuseum für Vor geschichte, sondern auch das damalige Amt des Landespflegers für Bodenaltertümer (das nachmalige Landesamt für Vorgeschichte) noch in den letzten Monaten sämtliche Arbeitsmöglichkeiten im Zwinger, im Schloß und im Taschenberg-Palais verloren. Dazu kam noch ein empfindlicher Verlust gerade an gut eingerichteten Mitarbeitern. Restlos verlorengegangen sind dabei sämtliche Arbeitsräume mit fast dem gesamten Mobiliar, die Ausstellungsmöglichkeiten, die Säle für Studiensammlungen und Fund magazine, die Werkzeuge und Spezialmaschinen. Dem Kriege fiel ebenfalls fast der gesamte wissenschaftliche Apparat zum Opfer: Die wissenschaftliche Bibliothek und die Museumskataloge waren verloren, dazu das Plattenarchiv mit vielen tausend Einzelaufnahmen, Teile der Vermessungsunterlagen und der Dias. Die Kartierungs unterlagen mit den Meßtischblättern für die sächsischen Funde waren zum größten Teil verbrannt. Erhalten blieben lediglich die Fundkartei in vielen tausend Einzel zeichnungen, -photos und Beschreibungen, ein Großteil der Dias, die großen Ver messungspläne und vor allem als Grundstock für das neue Museum ungefähr 80 Pro zent des Fundmaterials, das ausgelagert war, während die restlichen Teile, die im Dresdner Schloß über ein Jahr lang auf die Auslagerung gewartet hatten, ebenfalls mit vernichtet wurden. Dazu kamen fast das gesamte Ausstellungsmobiliar, ein großer Teil des Ausstellungsmaterials, besonders die vielen originalgetreuen Rekon struktionen von der Stein- und Eisenzeit und die umfangreiche alte osteologische Vergleichssammlung. Der Anfang sah trostlos aus. Nicht so durften die Menschen sein, die inmitten ihrer vernichteten Stadt erst einmal die Trümmer beseitigen mußten und dann aus dem Nichts etwas schaffen sollten und wollten. In kürzester Zeit mußte das Amt wieder Landeszentrale für die gesamte Fundpflege sein, eine Aufgabe, die dadurch noch an Bedeutung gewann, daß fast 90 Prozent der ehemaligen Vertrauensleute in den Kreisen des Landes nicht mehr zur Verfügung standen. Bis zum Oktober 1945 waren lediglich die wenigen älteren Mitarbeiter im Amt, die im Gelände nicht eingesetzt werden konnten; erst im Verlauf von Monaten und Jahren kamen weitere aus Kriegs gefangenschaft zurück und konnten einige der freien Stellen mit neuen und jungen Leuten besetzt werden. Freilich gelang es bisher noch nicht, den gegenwärtigen Mangel an Wissenschaftlern zu beseitigen. Die Wiederaufbauarbeit für unsere Institute konnte nicht sofort begonnen werden, da die Folgen des Terrorangriffs auf Dresden zunächst einmal die Zusammenfassung der bei sämtlichen staatlichen Museen Beschäftigten erforderte, um so wenigstens für die Verwaltung erst einmal primitivste Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und die vordringlichsten Aufgaben der Gesamtplanung zu lösen. Die Arbeiten für die eigene Dienststelle begannen mit der Bergung des unter den Trümmern des Zwingers gelegenen Materials, wobei die fast vollständige Wieder gewinnung von weit über 1000 Orts- und Fundakten des Landes Sachsen als erster