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als Zeichen einer vollbrachten Pilgerfahrt nach Jerusalem aufmerksam und legte mir nahe, sie zur Gewinnung eines terminus post quem heranzuziehen. Denn wenn das Jahr der Pilgerfahrt feststeht, ist auch das frühest mögliche Prägejahr der Münzen mit Palmenzweig gewonnen. Nun lesen wir bei Kötzschke-Kretzschmar, Sächsische Geschichte, 1. Bd. S. 75: „Im Jahre 1145 unternahm Konrad mit wenigen Begleitern aus sächsischen Landen eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, damals ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen.“ Daraus ergibt sich, daß die drei Münzen nicht vor 1145 entstanden sein können. Daß sie nicht viel später, sondern noch unter dem Eindruck der Pilgerfahrt entstanden sein werden, ist anzu nehmen. Beides stimmt mit der sonstigen Alterszusammensetzung des Fundes zusammen. Bei genauerer Betrachtung ist unter dem Halse des Markgrafen ein umgehängtes kurzarmiges Kreuz zu beobachten, wohl das gleiche Kreuzzugabzeichen wie auf Nr. 11, das wahrscheinlich mit der Beteiligung Konrads am Wendenkreuzzug zusammenhängt. Mit der Schrift ist nicht viel anzufangen; sie erinnert mit ihren Anfangsbuchstaben an Schwink. 15. Es kann eine versuchte Schriftnachbildung eines leseunkundigen Stempelschnei ders vorliegen; doch warum soll sie nicht auch dem lesekundigen Betrachter im Mittelalter etwas bedeutet und einen Sinn gehabt haben, der heute verlorengegangen und aus den Ab kürzungen heute nicht mehr zu erschließen ist? 6. Ohne Schrift. Der Markgraf von vorn in Kettenhemd und Beckenhaube steht mit geschwungenem Schwert und erhobener Leitfahne, deren drei Zipfel durch acht Ringel betont sind. Im Felde verteilt elf Punkte. Doppelter Perlenreif. . i In ziemlich entstelltem archaischen Stil. 10 Stück — 8,46 g — Durchschnittsgewicht 0,85 g — 29 mm. Schwink. — Löbb. —. Die Bilder 6 und 7 sind von gleicher Hand und gehen auf den gleichen Urheber zurück wie Schwink. 19. Wir finden auf unserem Stücke eine sehr entstellte und unsymmetrische Wieder gabe des Kopfes, wie Nr. 4, sie kann als Übergangsform, als erste Stufe der Verwilderung, auf dem Wege zu den ganz entarteten Stücken Schwink. 25 und 26 angesehen werden. Auch die Wiedergabe der Fahne weicht vom Gebräuchlichen ab, indem die Fahnenzipfel durch Einschlag von Perlpunzen betont sind, die einem ungeübten Beschauer das Bild der Fahne unkennbar machen. 7. Ohne Schrift. In einem doppelten Perlenkreis steht der Markgraf von vorn in Kettenhemd und Beckenhaube mit Leitfahne und Palmenzweig. Im Felde verteilt elf Ringel. In archaischem Stil. 3 Stück = 2,42 g — Durchschnittsgewicht 0,8 g — 29 mm. Schwink. — Löbb. —. Das bisher unbekannte Stück zeigt den Palmenzweig wie Nr. 5 und Nr. 11. Auch hier ist die Deutung als Feder oder als Geweih möglich, doch scheint mir die ungezwungenste Deutung doch der Palmenzweig mit seiner bei Nr. 5 angedeuteten Symbolik zu sein. OBERLAUSITZ Konrad von Wettin (1144—1156) 8. Ohne Schrift. In einem Zickzackrahmen von Flechtbandmuster steht ein von drei Zinnentürmen gedecktes Burgtor mit zwei offenstehenden Torflügeln und dreiteiligen Torangeln. 665 Stück = 539,46 g — Durchschnittsgewicht 0,81 g — 32 mm. Schwink. 38. Dieser schöne und in seiner prächtigen Umrahmung einzigartige Brakteat ist es, der dem ganzen Puschwitzer Funde sein Erscheinungsbild gibt; denn kaum weniger als die Hälfte, nahezu 700 Stück sind es, die er davon enthält. Er gilt von Anfang an unbestritten als Ober lausitzer, da er in allen drei bisherigen Oberlausitzer Funden dieser Zeit vorkommt. Er und noch zwei andere Stücke (Puschwitz Nr. 9 und Schwink. 37) haben 32 mm Durch messer gegen höchstens 28 mm aller anderen bekannten Oberlausitzer des 12. Jahrhunderts. Zieht man noch die schöne Umrandung in Betracht, so kann man wohl von einer besonderen Hervorhebung dieser Prägung sprechen. Wenn man diese nicht für einen Zufall, sondern für beabsichtigt halten will, dann kann man etwa die gleichaltrigen Oberlausitzer Urkunden zur Erklärung heranziehen.