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vorhandenen Pfennige ein Durchschnittsgewicht von 0,81 g haben. Setzt man dieses Gewicht in Beziehung zur Prager Mark, so ergibt sich für den Durchschnitt ein Aus bringen von 309 Stück auf die Mark. Man darf also wohl, wenn man ein ganzzahliges Verhältnis zwischen Prager Mark und Ausprägung sucht, den Schluß ziehen, daß in der Mitte des 12. Jahrhunderts in der Bautzner Münze, und wohl auch in den dafür vorbildlichen meißnischen, die Brakteaten ausgebracht wurden nach dem Verhältnis von 5 Schock auf die Prager Mark. Bildwerk: Das eine Stück höfischer Kunst, Nr. 1, zeigt einen Ritter zwischen zwei Türmen über einer romanischen Rundbogenbalustrade, in der man wohl die Wiedergabe einer romanischen Fenstcrgalerie erblickt, wie sie an keinem romanischen Bau fehlt. Die übrigen Münzen zeigen fast sämtlich ihre Bauwerke in Blockbau, der damals ge bräuchlichen Bauform für Wehrbauten der östlichen Marken. Man wird diesen Bil dern, um mit einem heutigen Ausdruck zu sprechen, eine gewisse Aktualität zu billigen, wenn man bedenkt, daß sie in einer Zeit entstanden, die auf Schritt und Tritt solche Wehrbauten zeigte, in einer Zeit, die sich mit der Eroberung des ost deutschen Raumes und seiner militärischen Sicherung durch Wehrbauten befaßte. Im gleichen Sinne darf man die Bilder der gepanzerten Herren in Kettenhemd und Beckenhaube, mit Schwert, Speer und Schild deuten, die die Führer der damaligen Ostlandfahrten waren. Geldwert und Kaufkraft: Da der Fund dank des Einsatzes der Presse geradezu zu einer Angelegenheit des öffentlichen Interesses wurde, ist es kein Wunder, daß auch die unter Laien gebräuch liche Frage nach dem einstigen Wert und der ehemaligen Kaufkraft gestellt worden ist. Mir ist die Unlösbarkeit dieses Problems bekannt. Ich habe gleichwohl versucht, sie aus den Wertangaben alter Oberlausitzer Urkunden in wissenschaftlich zulässiger Form zu beantworten in dem Sinne, welchen Wert die Geldmenge des Fundes zur Zeit ihrer Vergrabung für den Besitzer gehabt haben könnte. Mir ist klar, daß ich auch damit nur Annäherungswerte bieten kann und daß meine Lösungsversuche nur noch lose Beziehungen zu der oben erwähnten Laienfrage haben. Wertangaben aus dem 12. Jahrhundert fehlen für die Oberlausitz. Erst in den Jahren 1286 und 1311 treten Wertangaben auf, mit denen etwas anzufangen ist; denn die häufigeren Verkaufsurkunden von Dörfern sind mit ihren Wertangaben zu sehr von der heute unbekannten Größe und Bewohnerzahl der Siedlungen abhängig, als daß man sie hcranziehen dürfte. Aus dem Jahre 1286 jedoch wird beurkundet, daß drei Bauern aus Pietzschwitz bei Bautzen sich für insgesamt zehn Mark samt ihren Nach kommen aus der Leibeigenschaft freikaufen. Es ist anzunehmen, daß der gezahlte Kaufpreis in naher Beziehung steht zu dem Lohnwerte der lebenslänglichen Bauern arbeit eines erwachsenen Menschen. Demnach entspricht der Wert des Fundes mit seinen 4% Mark reichlich der lebenslänglichen Bauernarbeit eines erwachsenen Mannes. Dabei kann man annehmen, daß um 1150 der Geldwert höher und die menschliche Arbeitskraft niedriger bewertet wurde als 1286. — Weiter kaufte im Jahre 1311 die Stadt Löbau von dem Markgrafen Waldemar von Brandenburg den über 400 Hektar Wald umfassenden Kottmarberg für 80 Mark Silber. Ein Hektar Wald errechnet sich danach auf eine Fünftel-Mark oder 62 Brakteaten, d. h. für einen Brakteaten erhielt man 161 qm Wald. Natürlich darf man nicht an den heutigen Forst, sondern an Urwald, bestenfalls an eine Art Bauernbusch denken. Daß man jedoch vom Waldpreis aus nun nicht etwa ausrechnen kann, der Pfennig sei da mals soundsoviel wert gewesen, ist dem Kenner eine Selbstverständlichkeit.