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DER BRAKTEATENFUND BEI LOMMATZSCH EIN BEITRAG ZUR BRAKTEATENPRÄGUNG KONRADS VON WETTIN 1 ) Von Walther Haupt In der Münzsammlung Otto Hornt in Meißen lag ein kleiner Fund früher meißnischer Brakteaten. Sie waren ursprünglich unter Glas und Rahmen auf einer Pappe auf geklebt. Darunter stand in den Schriftzügen der Zeit von 1850—1880: „Erhalten von Frau Anschütz, Lommatzsch“. Das ist alles, was über die Herkunft festzustellen ist; Näheres ist nicht zu ermitteln. Der Fund besteht aus 11 mehr oder weniger be schädigten, zum Teil aus mehreren Bruchstücken bestehenden Münzen, die von 5 Stempeln geprägt sind. Der Fund ist ein reiner Heimatfund'ohne auswärtige Beimischung; er besteht aus lauter Meißner Brakteaten. Er ist geeignet, unsere Kenntnisse, über die Brakteaten- prägung Konrads von Wettin zu ergänzen, von dem trotz seiner langen Regierungs zeit (1127—1156) selbst Schwinkowski 2 ) nur 13 meißnische Gepräge kennt. Trotz der Bereicherung unserer Kenntnisse durch den Puschwitzer Fund um weitere 5 Stempel fehlen noch viele. Durch den Fund bei Lommatzsch kommen nun wieder 5 bisher unbekannte Konradsbrakteaten hinzu, so daß sich durch die beiden neuen Funde von Puschwitz und bei Lommatzsch die Zahl der bekannten Prägungen Konrads von Wettin — von seinen Oberlausitzer Münzen abgesehen — von 13 Stempeln um 10 Stück auf 23 Stempel, also fast das Doppelte, vermehrt hat. So sehr es zu begrüßen ist, daß der neue Fund lauter unbekannte Gepräge enthält, so sehr bedauern wir es, daß die Münzen nicht besser und vollständiger erhalten sind. Durchmesser und Gewicht lassen sich bei keinem Stück ermitteln. Die unversehrten Münzen müssen das Normalmaß dieser Zeit, 28 bis 30 mm Durchmesser, gehabt haben. Die Gewichtsfeststellung dieser Münztrümmer wäre ohne Zweck gewesen. Drei von den fünf neuen Geprägen rühren von Stempelschneidern her, deren Werke schon bekannt sind; zwei aber tragen eine bisher noch nicht beobachtete Machart. Eines von diesen ist von leidlicher Güte, das andere, vielleicht eine Dynasten prägung, von recht ungeschickten Händen ausgeführt. Die Anfertigung von Abgüssen, nach denen Abbildungen in Lichtdruck hätten her gestellt werden können, stieß auf große Schwierigkeiten. Stanniolabdrücke verboten sich wegen der Sprödigkeit des Metalls; aber auch das Agar-Agar-Verfahren, das sich sonst bei den gebrechlichsten Brakteaten anwenden und verantworten läßt, versagte hier; zwei Versuche mißglückten; ein dritter konnte weder dem Besitzer noch den Münzen selber zugemutet werden. Ich habe deshalb meine Hilfe zu Federzeichnungen genommen. Mit einer Wiedergabe der einzelnen Bruchstücke, selbst im Lichtbild, wäre wenig gewonnen gewesen; ich habe versucht, aus allen vorliegenden Bruch stücken die Münzen selbst wiederherzustellen und zu ergänzen. Lücken in der Be schriftung bedeuten also nur, daß nichts zu erkennen war, nicht aber, daß auf besser erhaltenen Stücken nicht noch manche Einzelheit auftauchen könnte. Die Zeich nungen haben dem Besitzer der Münzen vorgelegen; er hat sie mit seinen Münzen verglichen und die Richtigkeit der Wiedergabe bestätigt. 1) Die beiden Aufsätze über den Brakteatenfund Lommatzsch und den von Puschwitz wurden zum ersten Male in den Deutschen Münzblättern 1942 und 1943 veröffentlicht. Der größte Teil der Auf lage ging durch, Kriegseinwirkung verloren; deshalb ist es dankend zu begrüßen, daß deren Heraus geber, Herr Dr. T. Hoffmann in Berlin-Wilmersdorf, eine Wiederholung des Abdruckes freundlichst gestattet hat. Die damalige Untersuchung ist zu einem Teile durch die Ergebnisse des neuen Fundes von Kaschwitz, der druckfertig vorliegt und demnächst veröffentlicht werden soll, überholt und kann als Beispiel gelten, wie ein einziger Fund neue Erkenntnisse bringen und alte Umstürzen kann 2) W. Schwinkowski, Die Meißnischen Brakteaten. Frankfurt a. M. 1931,