2.2.7. Komplexmethodik Die Komplexmethodik besagt zunächst einmal, daß am gleichen Objekt mehrere geophysikalische Verfahren angewendet und gemeinsam ausge wertet werden. Es wurde schon mehrfach darauf hingewiesen, daß oft nur mehrere Verfahren ein eindeutiges Ergebnis liefern können. Es sei nur an das Äquivalenzprinzip der Potentialverfahren (Gravimetrie, Magnetik) erinnert, die allein immer mehrdeutig sind. So ergibt sich schon aus diesem Grunde die Notwendigkeit, andere unabhängige Informationen zu verwenden. Im einfachsten Fall wird man die auf Transparentpapier gezeichneten Isolinien-Darstellungen verschiedener Meßverfah ren oder Informationen, die auch geologischer oder archäologischer Natur sein können, überein anderlegen und so Vergleiche ziehen. Dieser im Grund triviale Vergleich wird auch als qualitative Komplexinterpretation bezeichnet. Sie ist keines wegs frei von subjektiven Auffassungen (Fehlern), stellt aber auf jeden Fall einen Fortschritt gegen über der Betrachtung nur eines Meßergebnisses dar. Grundsätzlich anders wird bei der in der Erkun dungsgeophysik üblichen quantitativen Komplex interpretation vorgegangen. In diesem Fall wer den zwei oder mehrere voneinander unabhängige Meßreihen durch die Berechnung der Korrelations koeffizienten oder durch die Regressionsanalyse miteinander verbunden. Es handelt sich also um ein mathematisch-statistisches Verfahren, das ob jektive Ergebnisse in bezug auf den Zusammen hang der Meßergebnisse liefert. Es werden auf diese Weise oft Zusammenhänge erkannt, die bei der qualitativen Komplexinterpretation übersehen werden bzw. nicht zu erkennen sind. Für die quantitative Komplexinterpretation ist allerdings ein hoher Rechenaufwand erforderlich. Das ist auch der Grund, warum dieses Verfahren in der Naherkundung bisher nur sporadisch ange wendet wurde. Für die archäologische Erkundung dürfte es nur in Ausnahmefällen eine Bedeutung erlangen, denn wenn die qualitative Komplex interpretation noch Zweifel offen läßt, so können diese bei den geringen Erkundungstiefen schneller und billiger durch eine Grabung gelöst werden. Es würde für die archäologische Forschung schon einen Fortschritt bedeuten, wenn die geophysika lischen Verfahren im Komplex angewendet wür den. Bisher wurde meist nur ein Verfahren, Geo magnetik oder geoelektrische Widerstandsverfah ren, zur geophysikalischen Erkundung archäologi scher Objekte angewandt. 2.3. ANWENDUNGEN Profilverfahren Die Profilverfahren stellen die Grundlage der geophysikalischen Naherkundung dar. Allein wer den sie jedoch selten angewandt, stellen aber die Grundlage für die nachfolgend zu behandelnde flächenhafte Erkundung dar. Profilmessung be deutet, daß auf einer in der Regel geraden Linie in geringen Abständen die Meßpunkte festgelegt werden. Die Meßergebnisse werden dann über der Entfernung aufgetragen, wie es die Abb. 22 und 29 zeigen. Für die Erkundung archäologischer Objekte dürfte der Meßpunktabstand auf dem Profil in der Regel nicht über einem Meter, meist bei einem halben Meter liegen. Abb. 34. Typischer Ablauf der magnetischen Suche durch Profilmessungen (Erläuterung im Text). Abb. 34 zeigt einen Sonderfall, wie ein magne tischer Störkörper durch Profilmessungen geortet werden kann. Es wird die Differenz AT der Total intensität gegenüber einem gewählten Basispunkt gemessen. Auf beiden Profilen (1 und 2) ergibt sich ein wellenförmiger Verlauf von AT, auf Profil 2 stärker ausgeprägt. Wo diese Kurven ihren Wen depunkt haben, bei günstiger Wahl des Basis punktes kann es der Nulldurchgang der Kurve sein, wird ein Querprofil vermessen. Es zeigt jetzt ein ausgeprägtes Maximum. Durch dieses Maxi mum wird nun ein Ergänzungsprofil parallel zu den Profilen 1 und 2 gelegt. Dieses zeigt dann sehr ausgeprägt den wellenförmigen Verlauf, und der Wendepunkt dieser Kurve gibt die Lage des Störkörpers an. Die in Abb. 34 eingezeichneten Isolinien von AT ergeben sich natürlich erst nach Abschluß der Messungen. Sie leiten bereits über zu dem folgenden Abschnitt.