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Ein zukunftsträchtiges Verfahren der IR-Mes- sung stellt die Thermovision dar. Dabei wird ein Indiumantimonit-Fotoelement als Empfänger be nützt, welches aber durch flüssigen Stickstoff auf 80 K gekühlt werden muß. Die Meßwerte werden zeilenweise abgetastet und auf dem Bildschirm einer Elektronenstrahlröhre bildmäßig dargestellt. Die Genauigkeit der Anzeige beträgt 0,1 .. . 0,01 °C. Diese Form der IR-Messung, oder besser Anzeige, ist besonders für die Denkmalspflege geeignet, da auf diese Weise Architekturelemente unter einer Putzschicht sichtbar gemacht werden können. Abb. 33. Strahlungstemperatur Ts und scheinbarer spezifi scher Widerstand Os über Hohlräumen in einem Erzlager (eng schraffiert). Zusammenfassend ist zu sagen, daß die IR- Geothermie für die archäologische Erkundung, besonders in Stadtgebieten, gut geeignet ist, wenn der Einsatz infolge der erforderlichen Wit terungsbedingungen operativ erfolgen kann. 2.2.6. Radioaktivität In der Erdkruste sind in mehr oder weniger star ker Konzentration radioaktive Mineralien ent halten. Die von diesen ausgehende a-, ß- und Y- Strahlung wird schon seit längerer Zeit für geo physikalische Messungen genutzt — einmal um Lagerstätten dieser Mineralien zu suchen, zum anderen aber um geologische Störungen (Ver werfungen, Klüfte u.s.w.) festzustellen, da diese die radioaktiven Zerfallsprodukte besonders gut fortleiten und so als Maxima zu erkennen sind. Für die archäologische Forschung ist das radio aktive Verfahren offensichtlich erstmals in den sechziger Jahren genutzt worden (Peschel 1967 b). Anscheinend hat es auch noch keine weitere Ver breitung gefunden. Grundlagen Geringe Mengen radioaktiver Substanzen sind überall in den Gesteinen der Erdkruste enthalten. Ein Gramm Primärgestein der Erdoberfläche ent hält im Durchschnitt etwa 6 ■ 10^g Uran und 2- 10“ 5 g Thorium, der Kaliumgehalt liegt bei etwa 3 • 10-2 (Militzer/Schön/Stötzner/Stoll 1978, S. 161). Obwohl die Aktivitäten der Uran- und Thorium-Reihen wesentlich größer sind als die von 40 Kalium, spielt das Kalium infolge seiner größe ren Häufigkeit doch eine entscheidende Rolle. Be sonders in den auch archäologisch interessanten Tonböden ist es enthalten. Wegen ihrer größeren Durchdringungsfähigkeit wird allgemein die Y- Strahlung gemessen. Dies geschieht mit Geiger- Müller-Zählrohren, Ionisationskammern und, be sonders bei geringen Aktivitäten, mit Szintilations- Zählern. Hinter diesen Empfängern sind noch Ver stärker und Ablese- oder Registriereinrichtungen angeordnet. Gemessen wird allgemein die Impuls dichte, die an der Erdoberfläche im Mittel bei 2 • 10 3 . . . 8 • 10 3 Impulse pro Minute liegt, wobei die Meßzeit in der Regel zehn Sekunden beträgt. Da bei archäologischen Objekten die Impulsdichte nur geringe Unterschiede zeigt, ist diese Meßzeit zu kurz und muß bis zu 300 s verlängert werden (Peschel 1967 b, S. 289). Diese langen Meßzeiten sind offensichtlich der Grund, daß dieses Verfah ren in der Archäologie keine weitere Verbreitung gefunden hat. Anwendungen Angewendet wurde das Verfahren der radioak tiven Erkundung bei der Untersuchung des Vor gängerbaues der Stadtkirche von Taucha bei Leip zig und der Thomaskirche in Leipzig (ebenda, S. 291). Dabei konnten Erfolge erzielt werden, die mit anderen geophysikalischen Verfahren wahr scheinlich nicht zu erreichen gewesen wären (Er mittlung von Mauerresten unter Holzdielen). Die weiter geschilderten Beispiele von Messungen in der Pfalz Tilleda (ebenda, S. 292-295) sowie auf der Befestigungsanlage auf dem Steinkuhlenberg bei Derenburg, Kr. Wernigerode (ebenda, S. 295 . bis 297), hätten mit anderen geophysikalischen Methoden sicher zum gleichen Ergebnis geführt. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die radioaktive Meßmethode in sehr speziellen Fällen für die archäologische Forschung nützlich sein kann, im allgemeinen aber infolge der lan gen Meßzeiten pro Meßpunkt wenig ökonomisch ist.