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keramiken umgeben waren dabei die Urnen der Gräber XIII, XXVI, XXIX, XXXII, XXXIII, XXXV, XXXVIII, XLIV, LVII, LVIII, LXIV, LXVI, Schulstraße 14 (Bierbaum, Grab 1). 32 Miniaturtöpfe waren das Höchstmaß an erhaltener Keramik in einem einzelnen Grab (XLIV). Bei der Mitgabe von kleineren Keramiken handelt es sich keineswegs etwa nur um eine Sitte, die bei Kinderbegräbnissen geübt wurde. Wir finden Miniaturtöpfe durchaus auch im Zusammenhang mit Bestattungen Erwachse ner. Nicht übersehen werden darf bei der Behandlung der kleinen Tonwaren aber die Tatsache, daß in Dresden-Stetzsch offenbar Tonteller — auch solche mit Füßchen — nur in Bestattungen auftreten, die ausschließlich Kleinstkeramik als Beigefäße führen (Grab XXIX; LIV — mit sogar 2 flachen Tellern neben 32 Miniaturtöpfen — und Grab LXIV mit 11 Kleinstgefäßen). In Grab XXXIII stand die gesamte kleine Ton wäre auf dem Teller. Weiterhin ist wohl nicht zu übersehen, daß die Bestattungen mit verhältnismäßig vielen kleinen Beigefäßen auch sonst noch eine reichliche und zusätzliche Ausstattung mit Metallfunden aufwei sen (Grab II/III; X; XI; XII; XIII; XIV; XXVI - dabei ein „Öfchenmodell“ ohne Untersatz, aber keine erhaltenen Metall funde; Grab XXVII — offenbar ohne Metallbeigaben; XXXV; XXXVI — „Öfchenmodell" ohne Untersatzteller, aber mit Sichelmesser und Schwanenhalsnadel aus Eisen; XXXVIII — mit Knochennadel anstelle metallener Beigaben; XLIV — mit 2 Bronzenadeln; LXIV — mit Eisenmesser und Füßchenteller). Lediglich das gestörte Grab LXV1I hinterließ neben 9 Miniatur töpfen keine weiteren Beigaben. Zu bemerken wäre weiterhin, daß die Kindergräber im allgemei nen mit Metallbeigaben ausgestattet waren. Ausnahmen bilden dabei die Gräber XX und LV. Auch beim Grab ohne Nummer (Alter Katalog Nr. 27) war nur noch die Patina der Bronze an den Knochen erhalten geblieben. Dafür fanden sich in der Urnenbestattung LXIII neben Bronzepatina auch noch Silber draht, im Grab XXXV zu den 5 Miniaturgefäßen noch eine bronzene Rollennadel, ein Bronzeringel und Glasfluß, der sicherlich von einer Perle stammt, die dem Scheiterhaufen mit ausgesetzt war. Auch das Grab ohne Nummer (Alter Katalog Nr. 432—434), dem eine Hallstattvase als Urne diente, enthielt nur wenige Bronzereste, daneben aber noch einen tönernen Spinnwirtel. An keramischem Material finden sich in Dresden-Stetzsch noch Spinnwirtel, und zwar in Grab XII zusammen mit einer Ring perle und einem kleinen Ring aus Bronze sowie einer eisernen Schwanenhalsnadel. Es handelt sich dabei um eine sowohl von der Keramikausstattung als auch von den Metallbeigaben her außerordentlich reiche Urnenbeisetzung (neben der Urne mit Deckschale noch mindestens 10 meist kleinere Beigefäße). Bei der anderen Bestattung mit Spinnwirtelbeigabe werden neben dem Kinderleichenbrand sonst lediglich noch die Urne mit Deckgefäß und Bronzereste erwähnt (ohne Grabnummer; alte Katalognummern 432 — 434). Interessant ist dabei die Tatsache, daß Spinnwirtel als Grabbeigaben eben nicht auf erwachsene Frauen beschränkt bleiben, wie oft behauptet wird. Wichtig wäre auch die Feststellung, welcher Altersgruppe die junge Bestattete angehörte. Unter den Metallbeigabcn sind zunächst die Fibeln am aussage fähigsten. Dabei ist zu bemerken, daß es sich bei allen Belegen um ausgesprochene Lateneformen handelt. Diese haben ja auch bei der Frage nach der Enddatierung der jüngsten Phase der lokalen Lausitzer Kultur, nämlich der Billendorfer Stufe, eine überragende Rolle gespielt (Bierbaum 1928; Coblenz 1961). Leider ist offenbar nur noch ein Exemplar erhalten, die Früh- latenefibel aus einem Grab ohne Nummer vom Urnenfeld (Taf. 26,5 — 7), das außer einem gebauchten Topf mit gerauhtem Unterteil, Schulterleiste und kurzem Kegelhals als Urne und der einfachen Deckschale diese Gewandhafte als einzige Beigabe aufzuweisen hat. Dieses Grab wurde vor sechs Jahrzehnten noch mit für die ethnische Deutung und die Datierung des angeblich germanistischen Bautzener Typs herangezogen (Frenzel). Die andere einem Dresden-Stetzscher Latenegrab entstammende Fibel besteht aus Eisen, besitzt einen Bügel mit D-förmigem Querschnitt, eine Spirale mit vier Windungen und unterer Sehne sowie einen gestreckten Fuß mittlerer Länge mit Abschlußknopf und gehört zu einer reichen Keramikausstattung mit wenigstens 21 Gefäßen. Diese eiserne Certosafibel gehört zweifellos nach den Beigaben noch in die Jungstufe der Billendorfer Phase der Lausitzer Kultur. Leider ist sowohl die Frühlatenefibel als auch das wahrscheinlich zugehörige Kettchen, beides aus Bronze, von Grab XV verschollen; keramische Reste aus diesem Fund ver band sind nicht erwähnt. Weitere Bronzekettchen oder Teile von solchen finden sich auch unter den Einzelfunden noch in geringerer Anzahl. Unter den Beigaben fallen einige Ringperlen auf, zunächst solche aus Bronze (Grab IV aus reicher Ausstattung mit Weißmetallper le, 1 1/2 Glasperle, Knochennadel und Eisennadelresten; Grab XII zusammen mit Bronzering, eiserner Schwanenhalsnadel und tönernem Spinnwirtel), aus Weißmetall (Grab IV mit Perlen aus anderem Material, s. o.!), im wesentlichen aber Exemplare aus Glas (Grab I mit grünlicher Perle; Grab IV mit weiteren Perlen aus anderem Material, s. o.!; Grab XXXIX mit blauer Perle, Glasfluß und 3 Tonperlen); dazu kommen noch Exemplare aus Ton (Grab XXXIX, s. o.!). Sowohl von den Glas- als auch von den Tonperlen ist wahrscheinlich nur ein Teil aufgesammelt worden, weil bei ersteren auf dem Scheiterhaufen das meiste Glasmaterial zerschmolzen sein sollte (siehe die sicher nur unvollständigen Angaben über „Glasfluß“) und die anderen Stücke aus Ton nur zum Teil erkannt worden sein dürften bzw. nicht aus dem Leichenbrand aussortiert worden sind. Man muß ja bei den alten Grabungen stets berücksichtigen, daß der heutige Erkenntnisstand in den Anfangsjahren der Forschung noch nicht vorhanden war und daß die meisten Bergungen von Laien durchgeführt werden mußten. Ob im Dresdner Raum während der Lausitzer Kultur auch aus Knochenmaterial Perlen her gestellt und den Toten beigegeben worden sind, entzieht sich mangels entsprechender Aufzeichnungen unserer Kenntnis; sol che Exemplare fehlen allerdings auch in der Grabausbeute jüngerer Bergungen. Zum Bestattungsbrauch gibt es weitere Hinweise, deren Beach tung wichtig scheint. Das ist einmal die Ablagerung der Leichen brandreste in der Urne. Ein Grab von 1890 (Urne Nr. 140) enthielt die Knochenreste „sortiert“ und dabei die Schädelreste oben, d. h., die Reste waren wohl aus den Scheiterhaufenrück ständen von den Füßen her bis zum Kopf in die Urne eingelesen worden. Soweit der Verfasser die Urnenfelder der Lausitzer Kultur im sächsischen Bereich überblickt, ist wohl niemals eine umgekehrte Abfolge beobachtet und überliefert worden, beson ders im hier in kleiner Auswahl vorgelegten Dresdener Mate rial. Für Dresden-Stetzsch liegen glaubhafte Berichte über die Ver wendung von Harz vor (J. V. Deichmüller). So wird in einem Grabe ohne gesonderte Grabnummer (Alter Katalog Nr. 174 — 176) über die Harzverkittung des Deckels auf der Urne berichtet und bei Grab XXXIV von einem kleinem Topf als Beigefäß, dessen Loch im Gefäßleib mit Harz verkittet gewesen sein soll (Taf. 15,2). Offenbar handelt es sich dabei um die Hälfte eines kleinen Zwillingsgefäßes. Die gewaltsame Teilung war vor der Nutzung des Gefäßtorsos erfolgt und bedarf noch einer Deutung im offenbar kultischen Zusammenhang. Ähnliche Erscheinungen treten uns ja bei den Gefäßen mit gekapptem Rand und mit abgeschlagenen Henkeln entgegen. Auf keinen Fall besaß der kleine Topf aus Grab XXXIV hier Urnenfunk tion. Auf Jungdatierung — schon in die entwickelte Latenezeit — weist zweifellos die schwere Bronzenadel mit leider brand verschlacktem dickem und kräftig profiliertem Kopf, die in die Nähe der Bodenbacher Nadeln gehört. Sonst ist auf dem Gräberfeld von Dresden-Stetzsch nicht nochmals auf Harzver wendung hingewiesen worden. Flache, meist birnenförmige Amulette aus Stein sind offenbar nur bis zur jüngsten Bronzezeit beigegeben worden (Grab XXXVII). Man kann annehmen, daß sie auch in Dresden-