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volkstümlich geworden und leicht in der Lage, an Funde heranzukommen. Wer aber die vielen Zufälligkeiten kennt, die das Bekanntwerden und die Veröffentlichung eines tatsächlich gehobenen Schatzes hintertreiben können, der wird sich hüten, die geringe Verteilung bekannt gewordener Münzfunde im südlichen Oberlande und in der nördlichen Heide zu Schlußfolgerungen heranzuziehen. Vergrabungsanlaß Schon die zeitliche Verteilung der Funde bzw. ihr Alter, das sich aus der jüngsten Münze ergibt, lehrt, daß die meisten Schätze im Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen verborgen wurden, ohne daß diese im einzelnen bis ins letzte bestimmt werden könnten. Selten sprechen Fundumstände und mündliche Überlieferung von dem Vergrabungsanlaß. Ob der Renaissance-Siegelring des Fundes von Oppeln auf den Besitzer deutet oder zusammen mit den Münzen gestohlen wurde, wird sich nicht klären lassen. Ziemlich klar scheint der Anlaß, wenn man Münzen bei einem Skelett fand, das mit einem Türflügel zugedeckt war (Ebendörfel), oder das mit Mühe in den Gesteinsgrus eingescharrt war, während weitum, jedem Einheimischen bekannt, tiefgründiger Boden liegt (Seitendorf). Bei dem Fund von Cune walde (1921) mit dem Schlußjahr 1830 weiß der Volksmund zu berichten, daß dort um diese Zeit ein preußischer Schweinehändler verschwunden sein soll. Für den Fund von Wehrsdorf macht man den Böhmischen Wenzel, einen dortzulande noch heute genannten Räuberhauptmann, verantwortlich, der seinen Raub unter einem Felsen versteckt haben soll. Einzelmünzen fand man in der Hauswand eingemauert oder im Erdreich einer Gärtnerei verborgen (Irgersdorf, Bautzen), vielleicht als Opfergaben. Einem Schatz, in friedlicher Zeit unter einer Türschwelle versteckt, lag ein in Seidenpapier gewickelter, blitzblanker kupferner Heckpfennig bei (Kleindehsa) ; offenbar haben wir hier eine private Sparkasse vor uns. Solche verborgene Kassen, bis auf den heutigen Tag unentdeckt, sind wahrscheinlich zahlreicher, als man annimmt; darauf deuten mancherlei Schatzsagen, die von einem an bestimmter Stelle ver grabenen oder eingemauerten Münztopf wissen. Umfang der Funde Auch der Umfang der Funde entzieht sich jeder Gesetzmäßigkeit. Neben ein zelnen Münzen, absichtlich oder unabsichtlich an irgendwelcher Stelle nieder gelegt, stehen Funde jeden Umfangs. Neben Funden von wenigen Dreiern und Körtlingen (Neukirch) gibt es solche von mehr als 2000 einzelnen Pfenni gen (Ruhland). Talerfunde dagegen enthalten bis über 400 Einzelstücke (Cunewalde).