Tabelle 3 (s. nach S. 16, Erläuterungen S. 139) Lassen die Tabellen 1 und 2 im Geldumlauf der Oberlausitz vor allem das Überwiegen westlicher Münze hervortreten, so gestattet Tabelle 3, das wech selnde Mengenverhältnis der Anteile aus Norden, Osten und Süden zu be obachten. Es scheint, daß dieses Verhältnis den politischen Machtverhältnissen der Hauptmächte entspricht, daß also die Zusammensetzung der Münzlunde ein ziemlich empfindliches politisches Barometer darstellt. In den Funden des Dreißigjährigen Krieges ist das Überwiegen des mächtigen Habsburg über die nördliche und östliche Geldzufuhr nicht verwunderlich. Die Funde aus der Zeit des Nordischen Krieges lehren, wie bedenklich es wäre, wollte man aus den Zufallsergebnissen eines zu geringen Fundmaterials Schlüsse ziehen. Denn das Zurücktreten der westlichen Münzen zugunsten des Südens beruht auf nichts anderem als einzig und allein dem Überwiegen veralteter Prager Groschen in einem vom Verkehr abgelegenen Heidedorf. Daß das Hervortreten nördlichen, preußischen Geldes während der Schlesi schen Kriege gegenüber dem südlichen, österreichischen mehr als Zufall ist, bedarf keines Beweises. Dabei ist zu beachten, daß der östliche Anteil haupt sächlich ebenfalls dem preußischen gutgeschrieben werden muß, da es sich im wesentlichen um Münzen des inzwischen von Preußen annektierten Schlesien handelt. Von den 3 Funden nach 1763 zeigen die beiden älteren gleichmäßig ein höchst bezeichnendes Bild: Was sich für die Oberlausitz als westliche Geldzufuhr aus wirkt, ist in Wirklichkeit nichts anderes als der Umlauf von fast ausschließlich sächsischem Geld im sächsischen Staatsgebiet, dem die Oberlausitz ja ange gliedert war. An fremdem Geld läuft nur etwas von den Zahlungsmitteln der preußischen Besatzungsmacht um. Wenn die Zeit der Freiheitskriege ein Absinken der westlichen Geldzufuhr zeigt, so mag das mit der Abhängigkeit der westdeutschen Staaten von Frankreich und der Störung des Wirtschaftslebens durch die Kriegsereignisse Zusammenhängen. Ganz bezeichnend ist das Absinken des nördlichen, also preußischen Anteils auf einen Hundertsatz, wie er so niedrig zu keiner ande ren Zeit erreicht wurde. Das Übergewicht neigte sich auf die Seite Österreichs. Mag bei den nur 3 Funden der Zeit nach den Freiheitskriegen das Absinken des westlichen Geldanteils ein Zufall sein: zweifellos entspricht aber das Ab sinken des südlichen, österreichischen und der gewaltige Anstieg des nörd lichen, preußischen Anteils der Festigung der politischen Macht Preußens im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts. Diese kurze Untersuchung einer Nebenerscheinung scheint zu zeigen, daß man Münzenfunde unter Beachtung der möglichen Fehlerquellen als brauchbare wirtschaftlich-politische Urkunden heranziehen darf.