gewonnen. Ebenso ist Pfennig gleich Pfennig gerechnet, obwohl die alten Münzbücher, z. B. Adam Bergs New Müntz Buech, schon um 1600 mit neuner lei wertverschiedenen Pfennigen rechnen. Unmöglich ist ferner die Festsetzung des genauen Wertes der nicht seltenen Kippermünzen; hier ist Taler gleich Taler und Schreckenberger gleich Schreckenberger gerechnet, um nur überhaupt zu einer Lösung zu kommen. Daß die Mehrzahl der umlaufenden Scheidemünzen nicht den reichsgesetzlichen Bestimmungen entsprach und darum zu einem herabgesetzten Wert gerechnet wurde oder wenigstens gerechnet werden sollte, konnte ebensowenig in die Wertbestimmung aufgenommen werden, wie die Wertminderung durch das Beschneiden der Münzränder rechenmäßig zu erfassen war. Diese Schwierig keit tritt vor allem bei den Prager Groschen und den Kurtrierischen Peter- männchen auf. Das Ergebnis unserer Umrechnung ist zweifellos ungenau, und zwar allgemein zu niedrig. Das bedeutet, daß die größere Wertminderung die großen Geldsorten erfahren haben und daß die Gegensätze auf Kosten der großen Zahlen zugunsten der kleineren gemildert werden. Es handelt sich also um einen Fehler, der das Ergebnis in einer wohl tragbaren und zulässigen Weise belastet. Da das Überwiegen westlichen Geldes ein gemeinsames Kennzeichen aller neuzeitlichen Oberlausitzer Münzfunde ist, so darf angenommen werden, daß es bei allen Funden auf gleiche Ursachen zurückgeht und daß sich in der Fund zusammensetzung ein Gesetz abzeichnet. Das anscheinend gesetzmäßige Überwiegen westlichen Geldes ist insofern über raschend, als die Oberlausitz, wie oben nachgewiesen, verkehrsmäßig an alle vier Nachbargebiete angeschlossen war und sich im Interessengebiet aller vier Nachbarn befand. Ja, man muß sich geradezu darüber wundern, daß sich nicht die jahrhundertelange staatlich-dynastische Verknüpfung der Ober- lausitz mit Böhmen und Habsburg in einem Überwiegen des Geldes südlicher Herkunft ausspricht. Betrug doch im 14. und 15. Jahrhundert der Anteil des Prager Groschens am Geldumlauf der Oberlausitz 88 Prozent gegen nur 8,8 Prozent des aus der westlichen Verkehrsrichtung stammenden Meißner Groschens. Wir gehen wohl in der Annahme nicht fehl, daß wir in der Umgestaltung des Geldumlaufs auch in der Oberlausitz, mit seinem tiberwiegen der west lichen Geldzufuhr, einen Ausdruck der Verlagerung der Welthandelswege in folge der Entdeckung Amerikas sehen. Leider fehlt jeder geschlossene Fund aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, also der Zeit des Überganges von der mittelalterlichen zur neuzeitlichen Zusammensetzung der Münzfunde. Wir halten die Annahme für zulässig, daß der Görlitzer Groschen damals im Geld umlauf der Oberlausitz eine wichtigeRolle gespielt hat. Dies läßt sich allerdings