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den alten böhmischen Steigen Rochlitz — Rübenau und Zwickau — Prisecnice (Preßnitz) bzw. der Straße Meißen — Freiberg — als ausgeprägte Gelände hohlen erhalten — belegen. Im Zusammenhang mit dem Landesausbau und entscheidend durch diesen bestimmt, vollzog sich der Prozeß der Herrschaftsbildung. Diese wurde im 13. Jh., von den Reichsgesetzen Friedrichs II. bis zum Ende des Interre gnums, von partikularen Tendenzen geprägt, die bis zur Ausbildung der Lan desherrschaft durch Reichsministeriale — vollendet bei den Herren von Schön burg und den Vögten von Plauen, im Ansatz und nicht dauerhaft z. B. bei den Herren von Waldenburg — führten. In dieser im Zeichen der Herrschaftsbil dung stehenden Phase erreichte das Netz der Wehranlagen seine größte Dichte und Differenzierung. Landesherrliche Burgen und Herrschaftsmittelpunkte, insbesondere die der großen reichsministerialischen und edelfreien Geschlech ter, die bereits in der Besiedlung führende Bedeutung erlangten, waren bedeu tungsmäßig herausgehoben und weitgehend in Steinbauweise errichtet. Wir finden sie, häufig von neuzeitlichen Schlössern überbaut, in der Regel in Sporn lage (Waldenburg, Kr. Glauchau), aber auch als Gipfelburg (Schellenberg in Augustusburg, Kr. Flöha) oder in Niederungslage als Wasserburg (Neukirchen, Gem. Schweinsburg, Kr. Werdau). Nach Zahl der Anlagen ist die Gruppe der von kleinen Ministerialen getra genen dörflich-grundherrlichen Sitze di stärkste. Sie befinden sich oft in räumlicher Beziehung zu Rittergut und Kirche, und häufig besitzen sie so cha rakteristische Namen wie „Waal“, „Wohl“, „Hof“ oder „Schloß“. Die geringe Größe ihres Kernwerkes, das kreisrund, oval oder viereckig sein kann, läßt bei vielen nur Raum für einen festen Turm (ein typisches Beispiel hierfür ist die Wasserburg in Tannenberg, Kr. Annaberg). Für Wehranlagen dieser Kategorie in Höhen- und Niederungslage ließen sich hier zahlreiche Belege anführen. Ihr zeitliches Erscheinen ist differenziert; bei einer Vielzahl ist wahrscheinlich zu machen, daß sie im Zuge der Herrschaftsbildung im 13. Jh. errichtet worden sind, wenngleich es auch ältere Anlagen gibt („Schwedenschanze“ in Weisch litz, Kr. Plauen). Vor allem in Verbindung mit Wasserburgen treten befestigte Höfe auf. Wasserführende Gräben, z. T. teichartig erweitert, umschließen ein größeres Areal mit dem Wirtschaftshof, und an einer Seite oder in einer Ecke ist durch einen Graben die Wasserburg aus dem Gesamtareal herausgeschnit ten. Besterhaltenes Beispiel ist die Anlage in Rodewisch, Gem. Obergöltzsch, Kr. Auerbach. Mit den befestigten Kirchhöfen fassen wir Wehranlagen auf Kir chengrund. Ursprüngliche Form dürfte die Umziehung des Kirchhofes mit einem Erdwäll sein, wie er für Schönau, Kr. Zwickau, nachgewiesen ist; bei jüngerer Ausprägung erscheinen wehrhafte Mauern mit Schießscharten (Trie bel, Gem. Untertriebel, Kr. Oelsnitz) oder Tortürme (Karl-Marx-Stadt — Ebersdorf). Funktional waren die Kirchhöfe — wie die Wehrkirchen — Zu fluchtstätten der dörflichen Gemeinde. Ein reines Erdwerk scheint die Stadtumwallung von Sayda, Kr. Brand-Erbisdorf, zu sein. Für ihre Errichtung kann die zweite Hälfte des 13. Jh. erschlossen werden, wenn man die Erwähnungen des Ortes 1250 als oppidum mit offener, 1289 als ci vitas mit befestigter Stadt gleichsetzt. Inhalt-