EUGEN RAHNENFÜHRER Dr. med. Eugen Rahnenführer, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, wurde am 13. August 1886 in Herzberg/Elster geboren. Nach dem Besuch humanistischer Gymnasien studierte er Me dizin und Kunstgeschichte. Kurze Zeit nach bestandenem medizinischem Staatsexamen ging er in psychiatrische Anstalten in Sachsen, wo er bis gegen Ende des Krieges als stellvertretender Anstaltsdirektor tätig war. Nach kurzer Tätigkeit als Amtsarzt bewarb er sich 1946 in die Landes heilanstalt Altscherbitz, deren Ärztlicher Direktor er von 1949-1951 war. Im Juli 1951 kam Dr. Rahnenführer nach Halle als Leiter der psychiatrisch-neurologischen Ab teilung des Stadtkrankenhauses/Poliklinik-Süd. Ärzte haben sich in bedeutendem Umfang in ihrer Freizeit mit Arbeit auf außerhalb ihres Faches hegenden Gebieten der Kunst und Wissenschaft befaßt. Eugen Rahnenführer war leidenschaft licher Numismatiker. Die Wurzeln zu dieser Neigung hegen in seiner humanistischen Bildung und der Beschäftigung mit Geschichte und Kunstgeschichte - vor allem früherer Jahrhunderte - seit seiner Jugend. Nach dem Tode seines Vaters übernahm er die Ordnung der vorhandenen Münz sammlung. Damit erwachte das unmittelbare Interesse an der Numismatik. Neben den Münzen der Antike schätzte und liebte er vor allem die Münzen seiner sächsischen Heimat. Die sächsischen Kippermünzen interessierten ihn vor allem. Er hat sie in jahrzehntelanger Arbeit erforscht, weil ihn die schwierige Materie reizte und das Gebiet noch nicht eingehend bearbeitet war. Auch sein Gerechtigkeitssinn gab ihm ein, den Betrug am Volke durch Landesfürsten und andere Münzherren und Münzpächter aufzudecken. Über diese Sonderbeschäftigung hinaus suchte er bewußt Kontakt mit jungen Sammlern, um die Numismatik nicht nur als Sammel-, sondern auch als Forschungsgebiet zu verbreiten. In zahl reichen Vorträgen gab er seine Kenntnisse und sein Wissen auf numismatischem Gebiet interes sierten Kreisen weiter. Ich lernte Dr. Eugen Rahnenführer 1951 kennen. Er war ein lauterer Charakter, erfüllt von Pflichtgefühl und Arbeitsfreude. In seinem Wesen war er bescheiden und zurückhaltend und stellte sich selbst nie in den Vordergrund. Gegenüber dem Schönen und den Künsten war er sehr aufgeschlossen und begeisterungsfähig; so waren seine außerberuflichen Interessen auch über die Numismatik hinaus sehr vielseitig. Als Arzt zeichnete er sich durch Klarheit und Fürsorglichkeit aus. Er diente seinen Patienten und ihren Familien und hat in seinem Beruf neben ausgezeichneten fachlichen Leistungen viel Trost gespendet. Von seinen Patienten wurde er geschätzt und geliebt. Desgleichen erfreute er sich im Kreise der Mitarbeiter unserer Einrichtung wegen seines humanistischen Geistes, seines liebens werten und ausgleichenden Wesens besonderer Wertschätzung. Er hatte nur Freunde. Trotz schweren Leidens arbeitete er mit strenger Disziplin bis kurz vor seinem Tode am 25. Ok tober 1958. Wir verloren mit ihm einen treuen Freund, einen lieben und gütigen Menschen und einen vor bildlichen Mitarbeiter und Arzt. Dr. Schulz Ärztlicher Direktor Halle/S., den 29. Mai 1961 des Stadtkrankenhauses/Poliklinik-Süd in Halle