Funde der ungarischen Bevölkerung und deren materieller Kultur des 10. bis 12. Jahrhunderts glaubte man früher, daß die Einzelgräber und die Reiterbestattungen in kleinerer Anzahl von den Ungarn herrührten, die großen Gräberfelder dagegen von der im Karpatenbecken vorgefundenen und besiegten awarisch-slawischen Bewohnerschaft. Die geborgenen Bodenaltertümer wurden unter dem Begriff der „Bjelobrudoer Kultur“ zusammengefaßt 1 ). Schon aus den bisherigen Ausführungen geht hervor, daß das große Gräberfeld von Halimba-Cseres zu den letzteren, den der sogenannten Bjelobrudoer Kultur zugehörigen Bestattungsfeldern gezählt werden muß. Als wir die ersten Gräber des Friedhofes von Halimba ausgegraben hatten, ja auch später, als erst etwa die Hälfte der Bestattungen freigelegt worden war, waren wir noch immer vom slawischen Ursprung der Haarringe mit S-förmiger Endausbildung (Bjelobrudoer Kultur) über zeugt. Nach der Ausgrabung von etwa zwei Dritteln des Gräberfeldes mußten wir jedoch fest stellen, daß die Entwicklung der genannten Haarringe mit S-förmiger Endausbildung im 10. Jahr hundert vor sich gegangen ist. Dieser Zeitpunkt fiel bei uns schon in die Epoche der ungarischen Herrschaft. Das Volk aber sahen wir mit der von den Landnehmern hier vorgefundenen Urbevöl kerung als identisch an. Die Ergebnisse der Ausgrabung des Gräberfeldes und die später auf Grund der bei dieser Gelegenheit gesammelten Erfahrungen vorgenommenen Untersuchungen ähnlicher Gräberfelder haben unsere frühere Auffassung in entscheidender Weise beeinflußt. Wenn wir in Halimba bei der Aufdeckung der einen Hälfte des Gräberfeldes haltmachten, so erhielten wir trotz gründlicher Auswertung der Kartierung kein genaues Bild von dem zur Zeit der Land nahme in Ungarn seßhaften Volk. Nach der Ausgrabung und Aufarbeitung des Gräberfeldes von Halimba können wir keine andere Arbeit größeren Umfanges übernehmen, als zunächst nach der Bevölkerung aus dem 6. bis 9. Jahrhundert dieses abgelegenen Dorfes zu forschen, deren letzte Generation die landnehmenden Ungarn hier vorgefunden haben müssen. Das archäologische und anthropologische Material der jüngsten Bestattungen im awarisch-slawischen Gräberfeld vom 6. bis 9. Jahrhundert wird in recht engem Zusammenhang mit jenem, nicht von den Einwanderern abstammenden Teil der älteren Generation des 10. bis 12. Jahrhunderts stehen. Der zwischen den beiden Halimbaer Gräberfeldern erkennbare Unterschied gibt uns jene Kettenglieder an die Hand, die bei der gegenwärtigen Untersuchung hinsichtlich der materiellen Kultur und der ethnischen Zusammensetzung des landnehmenden ungarischen Volkes noch eine offene Frage blieben. Das zahlenmäßige Verhältnis zwischen dem slawisch-awarischen und dem ungarischen Volk bei der älteren Generation des Gräberfeldes aus dem 10. bis 12. Jahrhundert kann erst nach der vollständigen Ausgrabung des älteren Friedhofes und nach dem hierbei vorgenommenen Vergleich genau bestimmt werden. Würden wir nicht so vorgehen, so hieße das, bei den landnehmenden Ungarn die ostbaltischen, dinarischen, protoeuropäischen und solche anderen Typen-Elemente zu leugnen, die bei der im Ort selbst ansässigen Bewohnerschaft ebenso vorgefunden werden können wie bei den Ungarn. Es gelang uns, die zum Halimbaer awarisch-slawischen Gräberfelde gehörige Siedlung in der Nähe des Gräberfeldes des 10. bis 12. Jahrhunderts zu finden. DIE CHARAKTERZÜGE DES GRÄBERFELDES, GRABGRUPPEN, ZEITSTELLUNG Auf dem Halimbaer Gräberfeld wurden 932 Skelette aufgefunden. Wir machten die Erfahrung, daß sich die Gräber des südlichen und mittleren Teiles des Gräberfeldes ziemlich verstreut voneinander befanden und die neuen Gräber, mit Ausnahme einer kleinen Strecke, ein immer mehr anwachsen des Gebiet in Anspruch nahmen. So erweiterte sich im Laufe der Zeit das Gebiet des Gräberfeldes 1) Zdenek Va nimmt noch heute Stellung zu dieser Benennung. Z. Väna, Mad’afi a Slovene ve svtle archeologickych nälezü X—XII. stoleti. Slovenskä Archeologia II, 1954, S. 51—93.