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Das Gräberfeld besitzt außer den Grabgruppen, die westliche und ungarische Prägung aufweisende Münzen enthalten, auch einen zusammenhängenden Block, dessen einzelne Gräber, Münzen aus dem 10. Jahrhundert, westlicher Prägung, und wieder andere Gräber, die Münzen aus dem 11. Jahrhundert ungarischer Prägung führen, und sich auch in ihren Befunden der früheren beziehungsweise der letzteren Gruppe anschließen. Die Hauptlinie der Bestattungen des Gräber feldes weist also eine dreifache Gliederung auf. Der Einfachheit halber bezeichnen wir in Zukunft die in der ältesten Epoche entstandenen Gräber des südlichen Friedhofteiles mit den älteren Gräbern der zweischichtigen Strecke zusammen als Grabgruppe I, die im mittleren Teil des Gräberfeldes gefundenen Gräber als Grabgruppe II, die sich an den äußeren Rand der Grabgruppe II anschließenden Gräber aber, in denen wir Münzen, die in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts hergestellt wurden, gefunden haben, als Grabgruppe III. Die möglichst genaue Bezeichnung jeder Anfangs-, Mittel- und Endgruppe zeigt die Zeitfolge innerhalb der Gruppe und gleichzeitig die Kontinuität der Bevölkerung des ganzen Gräberfeldes. Ergänzen wir die Kenntnis der Fundgegenstände der ersten Grabgruppen noch durch einige Angaben. Im Grab 860 der Grabgruppe I befinden sich in der Ecke der rechten Schulter die für die Pfeile der ungarischen Landnehmer charakteristischen, trapezförmigen Pfeilspitzen, höchstwahrscheinlich in einem zwischen dem rechten Oberarmknochen und dem Brustkorb gebetteten, inzwischen zu Staub gewordenen ledernen Köcher. Aus der auf den Streifzügen gemachten Beute gelangten auch die mit karolingischer und milanesischer Prägung versehenen Münzen in die Gräber. Zur gleichen Zeit dürften auch die im Grab 821 aufgefundenen Ohrringe, das eine Ende mit S-Schlinge und das andere Ende mit Haken und das im Grab 886 entdeckte Armband gleichen Typs, erbeutet worden sein. Diese Gegenstände sind für die älteren sowie für die zeitgenössischen westlichen Gräberfelder charakteristisch 1 ). Die fünflöcherig durchbrochenen Metallgegenstände wurden auch in den kleineren Gräberfeldern der Landnahme-Epoche vorgefunden 2 ). Die im Grab 852 geborgene Gürtelschnalle ist ebenfalls mit dem einen Typus identisch und wurde in den kleinen Gräber feldern der Landnehmer gefunden. Die einfachen Drahtringe können als ungarische Trachten bestandteile orientalischen Ursprungs angesehen werden: es waren die Haarschopfringe 3 ). Als Ergebnis der gegenseitigen Wirkung der den Haarschopf zusammenhaltenden Ringe und der schlingen- und hakenförmigen Ohrringe mit S-förmigem Ende, entstanden innerhalb des Karpaten beckens gegen Mitte des 10. Jahrhunderts die sogenannten „slawischen Haarringe mit S-förmigem Ende“. Diese sind also nicht als slawisches Volkstum beweisende Zeichen, sondern vielmehr als Folgen des Zusammenlebens der Slawen und Ungarn, mithin ihrer gegenseitigen Beeinflussung, zu betrachten. Die Grabgruppe I, die nach Beginn der Landnahme einsetzte, bietet infolge der spärlichen Befunde wenig Anhaltspunkte für die genaue Bestimmung des Zeitpunktes, zu dem die einzelnen Gräber in den Boden gelangten. Die Stücke eines eine gewissenhafte Schmiedearbeit voraussetzenden Ohrringtyps, die als gleich zeitige Erzeugnisse betrachtet werden müssen, befanden sich neben verschiedenen Skeletten (506, 621 und 841) der I. Grabgruppe, jedoch nicht in einem eng begrenzten Gebiet des Friedhofes, sondern verhältnismäßig weit im Rahmen der Gruppe verstreut. Die Stücke eines gegossenen Ohrringtypus bargen wir ebenso wie die genieteten Bandringe und die einfachen Drahtringe an den verschiedensten Stellen innerhalb der Grabgruppe I. All dies läßt darauf schließen, daß die in verschiedenen Verwandtschafts- und ökonomischen Beziehungen miteinander stehenden Personen 1) A. Stroh, Die Reihengräber der karolingisch-ottonischen Zeit in der Oberpfalz. Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte, Heft 4, 1954. 2) I. Dienes, Un cimetiere de Hongrois conquerants ä Bashalom. Acta Archaeologica Hungarica VII, 1956, S. 252, T. 69, 3—4. ’) G. Feher, a. a. 0.