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charakteristisch. In den von den Landnehmern der südlichen Gebiete nicht besetzten Territorien, wie z. B. in der Gegend von Mihaljevic, war die Sitte der Einbiegung der Unterarme schon in der der Landnahme vorangehenden Epoche bekannt 1 ). In jener Gegend war die oben erwähnte Gewohnheit auch in der Epoche nach der Landnahme eine häufig vorkommende Erscheinung. Die im Gräberfeld von Mihaljevic, aber auch in dem Fundmaterial der übrigen Friedhöfe vorkommen den Kreuze weisen uns daraufhin, daß die hier Bestatteten vom Christentum aus Byzanz nicht unberührt geblieben sein können. Das Vorkommen der Kreuze dort, wo die Gepflogenheit der Einbiegung der Arme beobachtet werden kann, spricht für den Zusammenhang der beiden Erscheinungen. Das mehr an die Scholle gebundene ungarische Volk wurde wahrscheinlich von den byzantinischen Missionaren vor der Landnahme aufgesucht, und nach der Landnahme konnten vom Balkan aus weitere Missionswellen fühlbar werden. Die Fürsten Geza und Stefan I. neigten zur westlichen Kirche und das Volk zu den heidnischen Sitten. In dieser Epoche gab man die Gewohn heit der eingebogenen Unterarme auf und stellte nach awarisch-slawischer Sitte Reisevorrat in Tongefäßen neben den Toten. Als wir die Fundstelle der Ringe auf die Karte projizierten, fiel die Zugehörigkeit des südlichen Teiles des Gräberfeldes zu der zweischichtigen Gruppe des unteren Grabfeldes noch mehr auf. Die Bandringe kamen nämlich an einer anderen Stelle als in der unteren Schicht des Gräberfeldes und in dem nach Süden anschließenden Teil überhaupt nicht vor. Auch diese Tatsache erinnert uns an die wirtschaftlichen und politischen Änderungen, die in der Epoche der Ausdehnung des Gräber feldes vor sich gegangen sind. Im Laufe unserer Forschungen konnten wir feststellen, daß westlich der Donau in Sopronköhida 2 ) und auf slovenischem Boden in der der Landnahme unmittelbar vorangegangenen Epoche die Mode der dichten Nietung der Ringe ebenfalls bestand (Ptuj, Bled) 3 ). Der die ungarische Landnahme überlebende Teil der awarisch-slawischen Bewohner schaft gelangte ebenfalls in den Gräberfeldern der Ungarn zur Bestattung. Nach der Augsburger Niederlage, in der Epoche der neuen wirtschaftlichen Verhältnisse, verdrängen die Ringe des sogenannten Köttlacher 4 ) und Bjelobrudoer Typs als neue Ware die genieteten Ringe. Untersuchen wir nun das Vorkommen der einfachen offenen Ringe in der ganzen Relation des Gräberfeldes. In der zweischichtigen Strecke und in dem nach Süden gelegenen Teil kamen aus 31 Gräbern 56 Drahtringe zum Vorschein. Ringe aus dickerem Draht und in großem Format traten hauptsächlich bei den Männern auf, während kleinere bei den Frauen und Kindern gefunden wurden. Aus dem jüngeren Teil des Friedhofes kennen wir die aus zwölf Gräbern entnommenen 14 Drahtringe. Hier wurden, mit Ausnahme eines Grabes, Ringe nur in Frauen- und Kinder gräbern geborgen. Einfache Drahtringe mit S-förmiger Endausbildung befanden sich nur in einigen Gräbern im mittleren Teile des Friedhofes. Beim Kartieren der einfachen offenen Drahtringe machten wir dieselbe Erfahrung wie bei der Bestattungssitte der Toten mit eingebogenen Armen, nämlich, daß dieser Beigabenbrauch nördlich und nordwestlich von den zweischichtigen Stellen allmählich abnahm. Doch soll uns die Abnahme dieser Form nicht irreführen, da neue Varianten auftraten, die dieselbe Funktion besaßen, bis schließlich der Haarring mit S-förmiger Endaus bildung als Haupttyp vorherrschend blieb. Wie bereits erwähnt, gehört die untere Schicht der zweischichtigen Strecke und der südlich davon liegende Teil des Halimbaer Gräberfeldes einer älteren Epoche an als die mit Münzen datierten Gräber des 11. Jahrhunderts, während mit Hilfe der dort gefundenen Münzen des 10. Jahrhunderts festgestellt wurde, daß dieses Gräberfeld nicht älteren Ursprungs ist als die Zeit der Landnahme. 1) N. Miletic, Nekropole u selu Mihaljeviina kod Rajlovce. Glasnik XI, Sarajevo 1956, S. 9—37. 2) B. Szöke, IX. szäzadi sirok Sopronkohidän. Soproni Szemle 3—4, S. 55—-68. 3) Argo. Zeitschrift für krainische Landeskunde Laibach. Jahrgang III, Nummer 5, im Mai 1894, Tafel X, Fig. 11. 4) R. Pittioni, Der frühmittelalterliche Gräberfund von Köttlach. Brünn —München —Wien 1943, Tafel XII, 3—12.