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Als charakteristische Formen der Beigaben können die durch Vernietung zu geschlossenen Ringen ausgebildeten Bandringe und die aus gebogenem Draht angefertigten offenen Ringe betrachtet werden. Hier ergibt sich die Frage, um wieviel älter die tieferliegende Bestattungsschicht ist als die obere Schicht. Die in dem geschlossenen südöstlichen Block befindlichen Gräber sowie die jenigen älteren Gräber, die sich im zweischichtigen Teil des Friedhofes befinden, wurden meist ohne Beigabe gefunden. Die wenigen mit Beigaben ausgestatteten Gräber besitzen jedoch einen einheitlichen Charakter, mögen sich nun die Skelette in eingebogener oder ausgestreckter Unter armlage befinden. In dem einen Grab, zu dem die oben beschriebenen Beigaben gehören (Grab 775), lagen zwei durchbohrte Berengarsche Silbermünzen und drei Stück Ugo di Provenzasches durchbohrtes Silbergeld. In einem anderen Grab (859) befanden sich neben einer durchbohrten Silbermünze ein genieteter Ring und aus einfachem Draht angefertigte offene Ringe. Die Be stattung erfolgte mit eingebogenen Unterarmen. Aus einem dritten Grab (917) bargen wir eine schlechte Silbermünze mit beschädigter Karoling-Prägung und das Skelett mit eingebogenen Armen ohne jedwede weitere Beigabe. Die zum großen Teil in der ersten Hälfte des 10. Jahr hunderts geprägten Münzen beweisen, daß die mit genieteten und mit einfachen offenen Ringen ausgestatteten Gräber nicht später als im 10. Jahrhundert angelegt sein können. Die in der oberen Schicht vorgefundenen, aus dem 11. Jahrhundert stammenden Münzen aber zeigen, daß die untere Schicht nur von einer älteren Bestattung herrühren kann. Im Interesse einer genaueren Zeit bestimmung untersuchten wir das gesamte Gräberfeld und wollten feststellen, wo jene Toten lagen, deren Unterarme bei der Bestattung eingebogen wurden, und neben deren Skeletten sich durch Nietung geschlossene Bandringe und einfache offene Drahtringe befanden. Wir wählten also die zur älteren Beisetzungsschicht gehörigen Gräber aus. Die mit eingebogenen Unterarmen Bestatteten kamen auf drei größeren, miteinander in Verbindung stehenden Flächen vor: 1. In der südöstlichen geschlossenen Einheit, 2. in dem inneren Flächenraum des gesamten Gräberfeldes, 3. bei den Gräbern der älteren (unteren) Schicht des oberen zweischichtigen Abschnittes. Die Grabstellen der Skelette mit eingebogenen Unterarmen haben wir auf der Karte 2 durch kräf tigere Linien hervorgehoben. Dabei machten wir die Beobachtung, daß sich diese größtenteils südlich von der zweischichtigen Strecke befinden, so daß also dieser Teil in erster Linie gleichaltrig mit den Grabstellen der unteren Schicht zu sein scheint. Skelette mit eingebogenen Unterarmen konnten wir nur im zweischichtigen Teil des Gräberfeldes und südlich davon in 74 Fällen, sowie nördlich, nordwestlich und westlich in 18 Fällen konstatieren. Von der unteren Schicht in nördlicher, nordwestlicher und westlicher Richtung ausgehend, fanden wir Skelette mit eingebogenen Unter armen immer seltener. Nach den erwähnten Richtungen waren also solche Bestattungsschichten im Ausklingen, und im Aussterben befand sich auch die Gepflogenheit des Einbiegens der Unter arme. Die Sitte des Einbiegens der Unterarme herrschte zweifellos auch bei den mit dem Halimbaer Friedhof gleichaltrigen Gräberfeldern Szob-Vendelin-Felder 1 ), Kerpuszta, Ptuj 2 3 ) und Szentes- Szentlszl3). Hier taucht die Frage auf, ob das Erscheinen der Landnehmer die Ursache der Verbreitung dieser Gewohnheit gewesen sein mag, oder ob diese auch in den früheren awarisch slawischen Gräberfeldern aufzufinden ist. In den jüngsten Gräbern der späteren awarisch-slawi schen Gräberfelder kommt nur hier und da ein Skelett mit eingebogenen Unterarmen vor, obwohl die älteren Forschungen und Aufzeichnungen auf diesem Gebiet recht mangelhaft sind. Für die typischen Reiterbestattungen des Zeitalters der Landnehmer ist diese Art der Beisetzung nicht 1) Gy.Török, A szobi Vendelin-földek X—XI. szäzadi temetöje. Folia Archaeologica VIII, Budapest 1956, S. 129—136. 2 ) J. Korosec, Staroslovensko grobie na Ptujskem Gradu. Ljubljana 1950. 3) M. Szell, XI. szäzadi temetök Szentes környeken. Folia Archaeologica III—IV, Budapest 1941, S. 233—244.