Vor aufragenden Bergen erstaunt das naive Be wußtsein in numinoser Ergriffenheit (Abb. 1). Allein schon ihr Anblick bewirkt wesenhaft bei allen Menschen in Geschichte und Gegenwart eine Ambi valenz von „tremendum und fascinans“. 1 Mächtige Berge schmeicheln dem „Pharaonenkomplex" des Menschen. 2 Auch dem Zauberbann der Gleichberge unterlagen alle Umwohnenden und Vorbeiziehen den. 3 Es ist wohl zu einem guten Teil gerade diese Anziehungskraft (Abb. 2—4, 6, 7), welche die Men schen jahrtausendelang drängte, ihre Wohn- und Kultstätten immer wieder jenen die Landschaft Abb. 1. Blick vom Kurhaus Sophienhöhe in Frankenheim (Rhön) über das Streutal mit Fladungen nach Südosten zu den Gleichbergen. Foto: Hermann Eckert. 1 Begriff von Rudolf Otto. G. van der Leeuw 1933, S. 35 f: „Heilige Berge gibt es überall in der Welt. Der Berggipfel ist der älteste Himmel. Dort wohnen die ältesten Götter. Der Berg, der harte Stein, galt als Urbestandteil der Welt. Aus den Wassern des Chaos ragt der Urhügel hervor, von welchem alles Leben seinen Ursprung nahm. Er gilt als .Nabel 1 der Erde, als ihr Mittelpunkt und Anfang.“ 2 Wer nicht in der Lage ist, dies und das am Schluß Gesagte nachzuempfinden, wird so manche menschliche Handlung nicht begreifen können und wird infolgedessen auch kaum ein tieferes Verständnis mancher, in diesem Aufsatz ange rissener historischer Zusammenhänge erreichen. 3 Mit der Empfindsamkeit seiner lebendigen Seele reimte der Dichter Johann Peter Uz über die Gleichberge (Brief an Herrn Hofrath B., Römhild 1753): .. Und Lust begegnet jedem Blick; Er schweift herum in weiter Spähre: Damit kein Berg der Aussicht wehre, Steht jeder ehrfurchtsvoll zurück. Der Steinsburg kahle Glaze strecket Sich In des Donners Aufenthalt; Und ihre breiten Schultern decket Furcht, schwarze Finsterniß und Wald. Gleich furchtbar, noch erhabner, thürmet Das Glelchgeblrge sich empor: Von seinen düstern Eichen stürmet Der Nord in müder Wandrer Ohr .. .“ (Sämtliche poetische Werke Bd. 2, Carlsruhe 1776, S. 220 f.)