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keit auf eine größere Rechteck-Substruktion auf der Akropolis lenken, die unter solch einem Stein- „Grabhügel“ zum Vorschein kam. Sakrale Funktion für die etwa 1 ha große Gipfelebene des Kleinen Gleichberges ist bereits von A. Götze, G. Neumann und jetzt auch von K. Peschel vermutet worden. Freilich können wir dies mangels direkter Fundhin weise nicht belegen, sondern nur erahnen. Einige Funde der Frühlatenezeit, darunter mehrere Fibeln (Steinsburgmuseum Nr. = StM 3 256; 3 981; 3 978), ein auf der Drehbank abgedrehtes Stück eines Hals ringes (StM 3 583), eine Lanzenspitze (StM 4 865), ein Schwertstück (StM 6612), ein Ortband (StM 6 616) weisen auf eine gewisse Besiedlung zumin dest des nördlichen Teiles der Akropolis (Burg?). 32 Das völlige Fehlen von Spätlatenefunden auf der gesamten Akropolis ist wohl nur mit ihrer sakralen Funktion zur Spätzeit zu erklären. Von Bedeutung sind gewiß auch jene ehemals etwa 12 bis 13 ver streut liegenden, bis jetzt nur flüchtig untersuchten Trichtergruben von bis zu 5 m Durchmesser und 1 m Tiefe. 33 Sollten sie etwa doch viel tiefer hinab reichen und auf „Schächte“ weisen? Bei dem erwähnten Bauwerk (siehe Plan Beilage 1 unter „Mausoleum“) handelt es sich um einen aus unbehauenen Basaltsteinen errichteten, schiefrecht eckigen Sockel (Postament, Bathron) etwa in der Mitte der Akropolis, doch an wenig markanter Stelle (120 m nordnordöstlich von der Südspitze des Steins- 32 Eine kleine Auswahl späthallstatt- und frühlatenezeitlicher Fundmaterialien von der Akropolis (Raum XXXIV) lege ich auf Abb. 32 vor. Nr. 1 bis 5 stammen vom „Mausoleum“ oder aus seiner Nähe und sind im Text erwähnt. Nr. 6 bis 26 werden im folgenden beschrieben: 6 — Oberfläche schwärz lich, über der mit Fingernageleindrücken gekerbten Wulst- leiste geglättet, darunter gerauht (StM 4714); aus der „Wohngrube“ dicht südlich Stein 33; siehe Anm. 33. 7 — Einzelfund 40 m südlich Stein 33 in 0,40 m Tiefe ge funden 1912 von R. Meisch, Haina (StM 4705). 8 - Oberfläche braun, gut geglättet; gefunden am 19. 9. 1939 im Ausgra bungsschutt vor der Ostwand der Michaelskapelle (StM 5223). 9 — Einzelfund auf dem Mittelweg 30 Schritt = 20 m südlich Stein 33, gefunden am 30. 9. 1936 von A. Götze (StM 3981). 10 — Einzelfund oberflächlich auf der Gipfelebene, gefunden 1928 von Seeber, Haina (StM 3980). 11 — drei Scherben einer Schale mit brauner, sehr gut geglätteter Oberfläche (StM 4754); gefunden am 19. 8. 1935 von A. Götze bei Vermessungsarbeiten in R XXXV, Strecke 34-35 bzw. 28-35, Mauer östlich der Schutzhütte, vgl. Abb. 20. 12-26 - Freilegung der inneren Mauerfassade durch A. Götze an der Nordostecke des Gipfelringes, Strecke 33—34, m 31,75, am 20. 7. 1908; (vgl. Abb. 22) Funde in der alten Oberfläche (Kulturschicht) in etwa 50 cm Tiefe (= Unterkante der Mauer 47 cm unter der Waldoberfläche); 12 — Oberfläche hellbraun (StM 3266); 13 - Oberfläche dunkelgrau, glänzend (StM 3266); 14 - Oberfläche hellbraun (StM 3266); 15 - Ober fläche braun, glänzend; gefunden 1908 bei Vermessungs arbeiten an der Ausgrabungsstelle (SM 3270); 16 - drei Bruch stücke einer Drehscheibenschale, Oberfläche rotbraun bis ockergelb, gut geglättet, feinster rötlicher Ton (StM 3264); 17 — Oberfläche graubraun (StM 3266); 18 — Oberfläche grau, sekundär gebrannt (StM 3266); 19 — Scherbenrondell, Ober fläche grau, innen schwärzlich (StM 3267); 20 — Oberfläche hell braun bis graubraun (StM 3261); 21 — tiefe Fingernagelein drücke, Oberfläche außen braun, innen grau (StM 3260); 22 — Oberfläche dunkelgrau-schwärzlich, gut geglättet, gefunden im April 1975 von H. Ullmann u. G. Stoi im Abraum der Aus grabung von Götze, zusammen mit zahlreichen anderen Scherben; 23 — eine von mehreren Scherben mit einge- schnlttener, wirrer Kratzverzierung, Oberfläche graubraun (StM 3263); 24 - Kammstrich, Oberfläche braun (StM 3262); 25 - Oberfläche hellbraun, gut geglättet (StM 3265); 26 - ge funden im Abraum der Götzeschen Grabung von C. Kade am 27. 4. 1924 (StM 3256); ferner: weitere Scherben, mehrere Webstuhlgewichte in Bruchstücken, Eisenring (StM 3267, 3270, 3258, 3257). burggipfels — Stein 35, etwa 13 m nordnordwestlich von Stein 34). Der Bau liegt nämlich an leicht nach Osten geneigtem Hange dicht nördlich vor einem schwach ansteigenden Geländeabsatz, der den Be ginn des schmaleren südlichen, aber höchsten und imposantesten Teiles der Akropolis markiert. Ein ursprünglich hier befindlicher großer „Steingrab hügel“ wurde 1899 von Forstarbeitern unter Anlei tung von Richard Ackermann und des Oberförsters a. D. Ferdinand Stötzer abgetragen. Dabei kam ein Rechteckbau zutage. Auch der Hildburghäuser Con stantin Kümpel war bei der „Ausgrabung“ zeitweise zugegen. Als A. Götze im Mai 1900 erstmals die Steinsburg besuchte, nahm er das bereits vollständig freigelegte Fundament notdürftig auf und publi zierte es in der Zeitschrift für Ethnologie 32, 1900, als „die an hervorragender Stelle und in großen Dimensionen erbaute Grabstätte zweier hochstehen den, angesehenen Persönlichkeiten, ein Mauso leum“. 34 A. Götze schreibt über die beiden Grab schächte: „Die beiden Gräber sind im Lichten nur 1,70 und 1,60 m lang und oben etwa 1/2 breit und sind mit schräggestellten platten Steinen ausgesetzt. Als ich sie sah, waren sie ebenso, wie die beiden runden Gruben, schon ausgeräumt; es soll aber nichts darin gefunden worden sein.“ Götze ver suchte, das Fehlen von Knochen oder Leichen brand 35 mit der Zersetzungskraft der Atmosphäre, die in der fast „erdfreien“ Steinpackung und durch 33 G. Jacob und C. Kümpel hielten sie für Erdwohnungen, Wach stationen, Zisternen oder Getreidevorratsgruben. In einigen wurde sondiert, doch eine Abdichtung mit Lehm wurde nicht gefunden.—In seiner großangelegten Monographie, die jedoch nach der 2. Lieferung auf S. 64 steckengeblieben ist, schreibt C. Kümpel 1922 b, S. 56: „Links und rechts des Weges auf dem Plateau lagen früher elf Trichtergruben in regelmäßiger Anordnung. Jetzt sind nur noch fünf dieser Gruben vor handen, die anderen verschüttet. . .. Eine dieser Trichter gruben auf dem Plateau wurde für ein Bergfest hergerich tet: Bei der Untersuchung des Bodens dieser Trichtergrube fand Dr. Jacob s. Z. mehrere Tonwirtel und auch einige Eisenteile unbestimmbaren Charakters.“ Vgl. auch C. Kümpel 1922 a, S. 43 f„ S. 30. Am 12. und 13. 7. 1909 ließ A. Götze eine Rundgrube dicht südlich von Stein 33 ausräumen, wobei er einige gerauhte Scherben vielleicht der Späthallstatt- Frühlatönezeit und das Bruchstück einer Schiebemühle fand (vgl. K. Peschel 1962, S. 106 und 25, Taf. 15C; dort Datierung der Scherbe in die Hügelgräberbronzezelt; hier Abb. 32,6). 34 G. Neumann 1953, S. 703, über die Akropolis und das Grab mal: „Denn in ihrer Mitte ist noch heute nahe der Ostmauer das steinerne Fundament eines größeren Gebäudes einiger maßen zu erkennen, nur hier haben sich eine Anzahl Grab legen, offenbar für bevorzugte Tote, gefunden .. .“. 35 C. Kümpel 1922 b, S. 57, schreibt über den apsidlalen Vorbau: „Im Vorhof war in ovaler Form eine Steinkammer, 1,50 m lang, 0,80 m breit und 0,50 m tief, im Boden versenkt, auf gemauert und oben mit flachen Steinen abgedeckt. . . . Bel der sehr sorgfältigen Untersuchung wurden aber nur Spuren von Menschenknochen und ein kleines Tongefäß gefunden ...“ C. Kümpel 1921, Nr. II 291, „Schüsselchen mit Menschen knochen. Dieses Gefäß wurde aus einem kleinen Grab im Vorbau des sogenannten Keltenbaues auf dem Plateau ge nommen. Es enthielt nur Basalterde. Die Knochenreste wurden in dem Grabe gesammelt. Das Skelett war also fast vollständig verwest.“ C. Kümpel 1922 a, S. 32, rechnet die Knochenreste aus dem Vorbau einem Kinde zu und fährt fort: „Es ist höchst wahrscheinlich, daß dieses Grab dem Mittelalter angehört. . .“; vgl. auch S. 44. Leider können wir diese Angaben nicht verwerten, weniger wegen der bekannten psychischen Verformung Kümpels (überdurchschnittlicher Geltungsdrang), sondern vielmehr wegen der Tatsache, daß er das „Grab“ nicht selbst geborgen, sondern wie die meisten seiner Funde von Arbeitern aufgekauft hat. Und diese Ar beiter haben nachweislich Fundumstände des Kaufpreises wegen manipuliert und haben sowohl Kümpel als auch spä ter Götze nachweislich manchen Bären aufgebunden.