Bild nur den Anschein „städtischen“ Lebens erweckt haben und mag die Wehrfunktion ihrer „barba risch“ aufwendigen Wallmauern über Gebühr im Vordergrund stehen — diese „Berg-Oppida“ scheinen sich doch von ihren Ahnen, den älteren Ringwällen, irgendwie gelöst zu haben. Und dies fällt besonders dort auf, wo Platzkontinuität nachgewiesen ist (z. B. Überall im Altertum bestanden befestigte Siedlun gen nebeneinander, die sich in Größe, Macht und Funktion unterschieden, auch innerhalb kulturell einheitlicher Siedlungsräume. Um sich überhaupt verständigen zu können, zergliedert man sprachlich diesen Fluß der Erscheinungen in einzelne Gruppen mit unterschiedlichen Termini, wobei gemeinsame Abb. 18. Zangentor im spätlatnezeitlichen Außenwall des Steinsburg-Oppidums (Osttor). Steinsburg, Dünsberg). Der Bestand dieser Befesti gungen, aber auch jener der großen Oppida, ist so wieso nur auf agrarischer Grundstruktur denkbar. 23 Eine solche wird nicht erst durch Funde von Acker baugeräten nachgewiesen, die hier zahlreich, dort selten sind. Ihr gehäuftes Auftreten ist nämlich vor wiegend Ausdruck eines in dieser Zone verbreiteten religiösen Brauchtums. Merkmale stärker, Verschiedenheiten aber weniger stark betont werden. Denn „Einteilen“ ist Grund prinzip aller Erkenntnis. „Stadt“ war im Mittelalter sowohl Römhild als auch Coburg als auch Nürnberg. Doch welche Unterschiede zwischen ihnen! Und wie groß waren die Unterschiede zwischen den einzelnen Städten z. B. Latiums im 3. oder 2. Jahrhundert, etwa zwischen Ardea, Praeneste, Anagnia, Fregel- 23 Landwirtschaft bildete auch die Grundlage der griechischen Polis, d. h. die meisten Polites waren Bauern. Vor einigen Jahren hatte ich bei der Untersuchung über die Wirtschafts struktur des Steinsburg-Oppidums (R. Spehr 1975) auf das dem Berge im Westen zu Füßen liegende Becken (um Haina, Römhild, Sülzfeld, Westenfeld, Milz usw.) hinge wiesen und es als engeres Wirkungsfeld des Oppldums bezeichnet. Die zu erschließenden Wechselbeziehungen zwischen Beckenlandschaft und Zentralsiedlung verstehe ich nach wie vor in erster Linie als agrarische: In diesem „Fruchtland“ liegen, wie bereits früher ausgeführt (vgl. Bei lage 4) einzelne Flächen fruchtbareren und leichter zu be arbeitenden Bodens sowie einige Spätlat^nesiedlungen. Zu letzteren werden im Laufe der Jahre gewiß noch mehrere hinzukommen, denn Neuentdeckungen aus jüngster Zeit zeigen, daß Im Grabfeld mit großen Forschungslücken ge rechnet werden muß. Wir werden allerdings schwerlich jemals nachweisen können, ob im Steinsburg-Oppidum wirklich Bauern in größerer Zahl ständig wohnten (so noch K. Peschel 1979, S. 44) und zu Saat, Pflege und Ernte auf die entfernten Felder zogen oder ob die Wirtschafts- und Sozialstruktur der „Zentralsiedlung“ ganz andere Schwer punkte hatte. Wurden vielleicht doch alle Felder des „Fruchtlandes“ von den Bauern der überall verstreut lie genden Dörfer bestellt und kamen die Bauern nur zu be stimmten Anlässen in die „Stadt“?