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nur den rein praktischen Zweck, das Durchsickern des Leichenbrandes durch das Bodenloch zu verhindern 216 . Ob das Loch zum reinen Speise- und Getränkeempfang diente oder zum Verkehr der Toten untereinander und mit der Umwelt, können wir nicht entscheiden. Auch an einen Wiedergängerglauben könnte gedacht werden. Im Oderraum 217 ist die starke Häufung im Süd- und Mittelteil und das völlige Fehlen im Norden interessant. Über Brandenburg und das Mitteleibgebiet sagen Bohm und Agde leider nichts aus. Die Verbreitung innerhalb Sachsens bietet keine Besonderheiten. Die Bodenlöcher treten erst mit dem Erscheinen der Zonenbuckel auf und gewinnen besonders in der Jungbronzezeit Sachsens an Bedeutung. Zuweilen finden wir unbrauchbar gemachte Gefäße, „getötete“ Töpfe 218 , die auf eigentümliche Bräuche bei und nach der Bestattung schließen lassen. Dazu können wir alle Scherbenpflaster und -packungen, einschließlich der Scherbenkisten, sowie alle halbierten und einander gegenübergestellten Gefäße zählen. Frenzel 219 möchte hierin die Reste von Trinkgelagen am offenen Grabe mit anschließender Zertrüm merung der Trinkgefäße sehen. Über das „Zerpoltern" der Gefäße schrieben wir bereits 220 . Bisweilen finden sich auch absichtlich abgeschlagene Buckel und Henkel 221 ,, die besonders beigegeben sind oder in der Ausstattung überhaupt fehlen, bzw. deren Entfernung vom dazugehörigen Gefäß so unwahrscheinlich groß ist, daß ein nachträgliches Ausbrechen unmöglich erscheint. Vielleicht wur den auch beschädigte Töpfe beigesetzt. Überwiegend befanden sich die Bronzen in oder auf dem Leichenbrand der Urne oder in der Brandschüttung, und hier besonders gern unter verkehrt stehenden Gefäßen. Die Verbindung mit dem Leichenbrand ist also immer gewahrt 222 . Fren zels Behauptung 223 , daß die Metallbeigaben in der Bronzezeit stets auf dem Boden der Urne lägen, wird durch die Befunde aller Gräber widerlegt. Bisweilen kommt eine Niederlegung der Metallstücke im Beigefäß 224 , neben der Urne 225 oder der Brandschüttung 226 , aber auch über der Urne 227 vor. Für die Knochennadeln 228 und sonstigen Beigaben, wie Spielsteine 229 , gilt dasselbe; Spinnwirtel werden gern 216 Wir legen wahrscheinlich in die einzelnen Fundumstände zuviel Deutungen. Mancher derartige Versuch kann durch rein praktische Erwägungen ersetzt werden. 217 Kleemann, Bronzezeit. 218 Unter anderem Burk, 17, F.st. 23; vgl. v. Richthofen, S. 7! 219 Frenzel, Burk, S. 33. 220 Vgl. Anm. 131/132! 221 Zehmen, Grünberg, Tafel 15.7, 222 Auritz, 2; Bahra, 9; Bautzen, 15; Bieberach, altes Grab 1, 2; Brockwitz,!; Burk, 2a, 12; Caßlau II, 5; Dresdner Heide, 4, 5, 6a, 15, 17, 18, Sig. Schmidt; Dobra, 10, 13; Dreiskau, 4, 18; Dresden-Strehlen, Rasiermesser- und Messergrab; Dresden-Übigau, 1, 2,4-6; Gaunitz, Gohlis, 12, 13, 17, 19, 20; Großsteinberg, 4; Jenkwitz, Pfeilspitzengrab; Lieske II, 2; Mark- siedlitz, 10; Mergendorf, 5, 6; Neudorf, 6; Niederrödern, 15; Niedersedlitz, 1, 11, Brand- schüttungsgrab; Pausitz, 14; Poppitz, Grab v. 21. 11. 36; Prositz, 13-16, 19-21; Riesa-Göhlis, ehern. Exerzierplatz, 1; Röderau, 4; Stauchitz, 2; Zöhda, 1. 223 Frenzel, Forschungsstand, S. 38. 224 Niederrödern, 4 und 8 (in der verkohlten Erde in Beigefäßen); Riesa-Göhlis, ehern. Exerzierplatz, 18 (Scheingrab: Pfeilspitze zwischen den Scherben eines Buckelgefäßes). 225 Niederrödern, 11; Taucha-Plösitz, Grab (die Pfeilspitze steckte abseits der Gefäße im Boden). 226 Caßlau II, 26. 227 Lieske II, 4 (in der Oberschicht über dem Deckel der Urne. Da der Deckel weder verschleppt noch beschädigt war, ist es unmöglich, daß die Bronze aus der Urne stammt). 228 Niedersedlitz, 1 (in der Urne), Brandschüttungsgrab (im Leichenbrand der Schüttung). 229 Caßlau II, 13 (im Beigefäß), 35 (im Leichenbrand).