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behältern mit Glocke 182 (Abb. 5). Hier können wir bereits von Glockengräbern sprechen. In unserem Zeitabschnitt finden sich auch Glocken über mehreren Ge fäßen 183 . Ist es ein Zufall, daß gerade die ausgeprägtesten Glocken 184 zu den nach gewiesenen Frauengräbern zählen? Männergräber fehlen bisher. Es ist möglich, daß verschiedene Scherbenkisten und Scherbenpackungen zerdrückte Glocken dar stellen. Im Mitteleibgebiet 185 erscheinen Glocken ab Montelius 4. Die Mittel bronzezeit an der Oder 186 kennt Vorratsgefäße zum Überdecken mehrerer Gefäße nur im Mittelabschnitt. Vor der Durchführung größerer Reihenuntersuchungen an Leichenbränden können Männer-, Frauen- und Kindergräber nur in bescheidener Zahl getrennt werden. Unser Trennungsversuch soll helfen, chronologische Fehler zu vermeiden, die sich aus der falschen Deutung typologisch voneinander abzuleitender Formen ergeben könnten, deren zeitliches Nebeneinander in Männer- und Frauengräbern ein der Typologie entnommenes Nacheinander ausschließt. Außerdem soll der spezifische Bestand der einzelnen Grabarten festgestellt werden. In wesentlichen Teilen dürfte die Ausstattung des Lebenden auch in den Grabbeigaben wiederzufinden sein. Allerdings fehlen beim Mann die wichtigsten Nahkampfwaffen überhaupt. Wie auch anderswo schließen sich die in Grabgut und in Horten vorkommenden Formen teilweise aus 187 . So erscheinen Schwerter und Beile in Gräbern unserer Zeit nicht 188 . Inwieweit sich das Ausbleiben dieser Formen in Männergräbern 189 aus einer gewissen Metallarmut der Bevölkerung ableiten läßt 190 , bleibt eine offene Frage. Doch lassen sich die großen Hortfunde kaum nur als Niederlegungen durch reisender Händler deuten. Außerdem sind die vielen Einzelfundbeile ein Beweis für das Vorkommen und den Gebrauch dieses wichtigen Gerätes innerhalb der Lausitzischen Kultur. Desto mehr muß deren völliges Fehlen in den Gräbern ver wundern. Dolche sind in der Mittelbronzezeit sowieso selten 191 . Auch bei den Mes sergräbern dürften wir es in der Hauptsache mit Männergräbern zu tun haben. Bis- 182 Dresdner Heide, 9 (Abb. 5); Niederrödern, 21. 183 Burk, 15; Röderau, 4; Wessel, 5. 184 Burk, 15; Wessel, 5. 185 Agde, Mittelelbe; ders., Nachr. bl., 10, 1934, S. 113 (in Mont. 4 vereinzelt Glockerigräber). 186 Kleemann, Bronzezeit. 187 Große Depotfunde (z. B. Kleemann, Weißig) vereinigen beides (dabei aus Gräbern Fibeln, Nadeln, Rasiermesser, Messer). Allerdings fehlen die schweren Nadeln in den Gräbern. 188 Außer dem problematischen Hügelgrab von Stenn (SV 193B, S. 45-51), dem aber jegliche Keramik fehlt. Oder waren die lausitzischen Männer keine Nahkämpfer? Dann wäre das Beil dort als reines Arbeitsgerät anzusprechen, was bei den massiven Formen im Gegensatz zu den reichverzierten nordischen und leichteren süddeutschen Grabbeilen erklärlich wäre. 189 Männergräber: Auritz, 2 (Pfeilspitze); Bahra, 9 (2 Pfeilspitzen); Bautzen, 15 (Dolch); Burk, 2a (Pfeilspitze). 7 (angeblich Pfeilspitze), 12 (Rasiermesser); Dobra, 9 (2 Pfeilspitzen, Messerspitze, aber 4 Tonperlen!); Dresdner Heide, 4 (Rasiermesser), 8 (Pfeilspitze); Gohlis, 13 (Angelhaken); Großsteinberg, 4 (Pfeilspitze); Lieske II, 4 (Pfeilspitze); Neudorf, 6 (Rasiermesser); Nieder sedlitz, 1 (2 Pfeilspitzen, Rasiermesser, Bronzeknopf, Rollennadel); Dresden-Kemnitz, Grab 1892 (Pfeilspitze); Dresden-Strehlen (1 Grab mit Messer, 1 anderes mit Messerspitze. Rasiermesser); Großdobritz, Doppelkegelgrab (Sichel und Pfeilspitze); Nauberg (Messer); Niederrödern, 6 (Messerspitze), 11 (Pfeilspitze); Leipzig-Südfriedhof,3(Rasiermesser); Pausitz, 10(Rasiermesser), 27 (Pfeilspitze); Prositz, 11 (Urnenfeldermesser), 21 (Urnenfeldermesser). 25 (Messer); Riesa- Göhlis, ehern. Exerzierplatz, 18 (Pfeilspitze); Wilschdorf, 1 (Messer); Zehmen I (Rasiermesser). 180 Auffällig ist überhaupt die verhältnismäßig bronzearme Ausstattung der Gräber und dafür die Vorliebe für viele und schöne Gefäße. 191 Bautzen, 15.