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Beim Verbrennen des Toten wurden sicherlich Gefäße zerschlagen, wie Bruch stücke eines Gefäßes beweisen, von denen einige im Brande gesintert sind, andere aber die ursprüngliche Beschaffenheit behielten 128 , v. Richthofen glaubt bei Streu scherben in einzelnen Hügeln 129 an absichtlich über die Grabgegend verteilte Reste von Gefäßen, die beim Totenschmause zerschlagen sein mögen 130 . Janßens Gedanken über das „Scherbenmachen“ sind ähnlicher Art 131 . Boege verweist bei der Betrachtung dieser Bräuche auf Groß-Tschansch 132 . In unseren Gedankenkreis können vielleicht auch die Scherbenböden und Scherbenpflaster unter den Gefäß stellungen oder dem versteinten Bodenbelag der Gräber einbezogen werden. Zur Kenntlichmachung der Gräber wurden Grabpfähle 133 oder Stelen errichtet, deren untere Enden noch heute deutlich die Zuspitzung erkennen lassen. Bei Wessel, Grab 15, denkt Frenzel 134 an die Möglichkeit eines Brandpfahles, an den der Tote aufrecht gebunden wurde, oder eines Befestigungspfahles für den hochgetürmten Scheiterhaufen. In diesen Fällen müßte der Pfahl aber immer an oder in einer Holzkohleschicht, den Resten des Scheiterhaufens, zu finden sein. „Grabsteine“ sind in Sachsen außer auf dem großen Gävernitzer Hügel 136 noch nirgends erkannt worden. Die Masse der Gräber besitzt nur eine Urne. Doch in der Mittel- und Jungbronze zeit Sachsens erscheinen auch schon Mehrfachbestattungen 136 , die in der Jüngsten Bronzezeit ein durchaus verbreiteter Brauch werden 137 . Schon in dem von uns zu behandelnden Zeitabschnitt ist eine Zunahme nach dem Ende hin zu bemerken. Hierfür spricht das häufige Auftreten von Doppelkegeln oder jüngerer Keramik in diesen Gräbern. Nicht alle Fundkomplexe mit zwei oder mehr Urnen werden Doppelbestattungen darstellen, wir müssen vielmehr damit rechnen, daß auch Reste eines einzigen Individuums, teilweise infolge zu kleiner Urnen, bisweilen in mehreren Gefäßen beigesetzt wurden 138 . In dieser Frage können uns nur Leichen branduntersuchungen weiterhelfen, ebenso bei der Lösung der Frage, ob es sich fast ausschließlich um Frauengräber mit gleichzeitiger Kinderbeisetzung handelt, wie es wenigstens teilweise den Anschein hat. In solchen Anlagen wurde nämlich 128 Besonders im Grabfeld Caßlau II. 120 v. Richthöfen, S. 7. 120 Siehe unter Scherbenböden, Scherbenlager, Scherbenkisten! 181 H. L. Janßen, Mannus 25, 1933, S. 86/87; dazu auch A. Sartori, Niederdeutsche Zeitschr. f. Volksk. Jg. 10, S. 142-177. 182 Boege, Chronologie: einige Gräber zerfallen deutlich in 2 Teile; 1. Normalbefund, 2. wüstes Durcheinander von Scherben der verschiedenen Gefäße (Gefäße wurden nach dem Leichen schmaus in die Graburne geschleudert. Vielfach liegen Scherben desselben Gefäßes weit aus einander). 188 Diehmen (0,90 m tief); Wessel, 12 (0,80 m tief). S. auch Frenzel, Bilderhandbuch, S. 59! 184 Frenzel, Forschungsstand, S. 35. 188 Neumann, Gävernitz, S. 31. 188 Bieberach, altes Grab 1 (3 Urnen: 2 Erwachsene und 1 Kind); Caßlau 11,5 (Grab auf Stein pflaster, dazu Beisetzung in Kiste); Dresdner Heide, 5 (Erwachsener und Kind), 6a (Kindergrab bei Erwachsenen-Bestattung 6b), 18 (Frauengrab mit 2 Urnen, dazu Kind); Gohlis 16/18 (3 Gräber nebeneinander, 1 Grabanlage?); Drcsden-Übigau, 4 (2 Schalen mit Leichenbrand; Doppelgrab?); Lieske, Doppclgrab (fast alle Gefäßformen doppelt; 2 Urnen?); Neudorf, 4 (?); Poppitz, Grab v. 21. 11. 36; Prosit», 1 (3 Doppelkegel mit Leichenbrand, dabei der eines - Kindes); Radebeul-Niederlößnitz, Wessel, 6; Leipzig-Mölkau, 12/13 (R. Moschkau, Die Fundpflege, 5, 1937, S. 245). 187 Grünberg, S. 45. 128 Zum Beispiel Casabra, 3; Radebeul-Niederlößnitz, 1. 31