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DIE GRÄBER Die Grabformen und mit ihnen zusammenhängende Eigenheiten werden wahr scheinlich hei weiterer Forschung mehr Aufschlüsse über die Zeitstellung der Gräber, Völkerbewegungen, örtlich begrenzte Kultbräuche, Volks- oder gar Stammeszugehörigkeit des Toten, seine wirtschaftliche Stellung, sein Geschlecht und Alter geben. Wir können neben der reinen Beschreibung vorerst nur wenig dazu beitragen. Bei der Anlage der Gräberfelder wurden Anhöhen und sandige Böden bevorzugt. Ob letzteres nur darauf zurückzuführen ist, daß im sandigen Boden beim Aus heben der Gräber eine leichtere Arbeit gewährleistet war, soll hier nicht ent schieden werden. Sonst aber lassen sich Frenzels Annahmen über die Gräberfelder der Oberlausitz 411 für ganz Sachsen verallgemeinern. Im wesentlichen müssen wir wohl immer auf Gräberfelder schließen, während Einzelgräber höchstens als Aus nahmen auftreten. In der sächsischen Mittelbronzezeit wurden bisher nur Brandgräber nach- gewiesen 50 . Die vorangegangene Stufe ist allerdings auch für Sachsen mit Leichen bestattungen belegt. In Eulau 81 fand man auf der Brust des Skeletts ein ein schneidiges Rasiermesser mit Ringgriff, am Kopf eine kleine Henkelterrine und am unteren Ende des rechten Oberarmes einen Armring von halbkreisförmigem Querschnitt. Über den Fundcharakter der schönen Medinger Stücke 82 herrscht leider noch Unklarheit, die Wahrscheinlichkeit eines Hortfundes ist jedoch größer als die eines Skelettgrabes. Dagegen gehören die Funde vom Fiedlerplatz in Dresden 58 (Tafel 2, 4 bis 6) einem durchaus glaubhaften Skelettgrabe an. Ein anderes Periode-2-Grab von Görzig bei Strehla (Tafel 2, 1 und 2) mit Rollen- und ösennadeln 54 ist ein Brandschüttungsgrab ohne Keramikbeigaben und bestand lediglich aus einer etwa kopfgroßen Knochenanhäufung unter der Schädeldecke. Bei dem als älterbronzezeitlich gemeldeten Skelettfund von Riesa-Göhlis — ehern. Exerzierplatz 56 handelt es sich sicher um Aunjetitzer Spätformen, womit auch die Art der Bestattung erklärlich würde. 49 Frenzel, Forschungsstand, S. 29ff.; ders. Bilderhandbuch S. 52ff.; ders. Forschungsstand, S. 80 (Zusatz zu S. 29, Anni. 6:,,Höhenkult für die Toten“, da im Grabfeld Nechern, das auf einer An höhe liegt, jedes Grab in die Verwitterungsrinde des Granits cingeticft werden mußte. Grabbei gaben und Keramik sind von dort leider nicht bekannt). Eine Bevorzugung der Höhen für die Grab- feldcr soll nicht abgestritten werden, zumindest liegen diese meist höher als die Siedlungen. 60 Entstehung der Leichenbrandsitte nach Frenzel, Bilderhandbuch, S. 52 ff.: Zur Erwärmung des Toten oder nochmaliges Töten des Körpers (Furcht vor der Wiederkehr des Toten) oder Befreiung der Seele durch Zerstörung des Körpers; am wahrscheinlichsten jedoch das Furchtmotiv. Dazu neuerdings H. L. Janßen, Die Toten im Brauchtum und Glauben der germanischen Vorzeit, Mitt. d. Anthr. Ges. Wien LXXII, 1943, S. 1-242, hier besonders S. 70 ff. 61 Nachr. bl. 18, 1942 (Bierbaum), S. 216/217, Abb. 1-3. 69 Bierbaum, Medingen, S. 183 ff., hier besonders S. 193/194. 63 LM. 64 M Riesa 4127/28. 55 M Riesa; 16. 10. 1934: ca. 1 qm große Grube in Form eines verbogenen Ovals mit 2 Gefäßen. Skelett teilweise von Findern ausgegraben. 21