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Auf dem Gebiet von Kleinpolen bevölkerte die Lausitzer Kultur im Laufe von B D - Ha A (Karte 1 und 2) die Niederungs- und Vorgebirgsgebiete und rückte längs der Flußtäler (insbesondere des Dunajec und San) in das Innere der Westkarpaten vor 33 ). Jedoch wurde während der gesamten Dauer dieser Kultur, das ist zumindest bis LA, diese Bergkette weder durch die nördliche noch durch die südliche Gruppe überschritten und bildete eine ausgesprochene Barriere. In dem besprochenen Abschnitt beobachten wir keine Einflüsse insbesondere der Gäva-Kultur und der Kustanovicer Gruppe sowie der sog. thrakisch-skythischen Besiedlung aus der Großen Ungarischen Tiefebene. Es wurden nur viele Gebirgspässe als wichtige Austauschwege genutzt (Karte 3). Insbesondere verdienen die längs der Orava und des Dunajec und über den Dukla-Paß laufenden Wege Beachtung, die durch viele Bronzeschätze gekenn zeichnet sind. Auf dem Gebiet von Kleinpolen unterschieden sich in der Zeit der Lausitzer Kultur zwei Gruppen: Die Kleinpolnische und die Tarnobrzeg- Gruppe, die durch eine sehr stabilisierte Lebensweise gekennzeichnet waren. Für das uns interessierende Problem ist es in Südostpolen schwierig, den Übergangsprozeß von der Spättrzciniec- zur Frühlausitzer Stufe darzustellen. In der archäologischen Literatur finden wir zwei Hypothesen, die das Thema der Entwicklung der Lausitzer Besiedlung in den erwähnten Gebieten be treffen : I. ihre Ausbildung als Ergebnis der Expansion der Lausitzer Kultur vom Westen nach dem Osten (Expansionstheorie); 2. die Siedlungsbeständigkeit im Rahmen der Trzciniec- und Lausitzer Kultur (Theorie der autochtonen Entwicklung). Die Theorie der Migration der Lausitzer Kultur nach Osten wurde in der älteren polnischen Literatur vertreten 34 ) und unlängst von P. Bosch-Gimpera um vieles erweitert 35 ). Letztgenannter sah — ohne grundlegende Beweise im Fundmaterial zu besitzen — Lausitzer Komplexe bis in den Ural (!). Diese Theorie stellte in letzter Zeit u. a. A. I. Terenozkin 36 ) in Abrede. Ein bedeuten der Teil der polnischen Forscher trat für die Hypothese der unmittelbaren 33) Z. Bukowski, Kultura luzycka w pölnocnej czci Karpat Zachodnich (Die Lausitzer Kultur im nördlichen Teil der Westkarpaten), in: Acta Archaeologica Carpathica 9, 1967, S. 29 ff. und die Karten 1-3. 3) T. Sulimirski, Zagadnienie ekspansji kultury luzyckiej na Ukraine (Das Problem der Ex pansion der Lausitzer Kultur nach der Ukraine), in: Wiadomosci Archeologiczne 14, 1936, S. 40ff. (dort Karte); L. Kozlowski, Zarys pradziejow Polski poludniowo-wschodniej, in: Polska poludniowo-wschodnia 1, Lwow 1939, S. 56ff.; J. Kostrzewski, Od mezolitu do okresu wdrwek ludow, in: Prehistoria ziem polskich, Krakow 1939-1948, S. 239, 249ff., 255 und Karte 11, S. 271 ff. 35) P. Bosch-Gimpera, Mouvements Jusaciens et migrations pontique, in: Swiatowit 23, 1960, S. 473 ff. 36) A. L Terenozkin, Luzickaja kul’tura i kul’tury srednego Podneprov’ja,in: Kralkie soob- enija instituta istorii material’noj kul’tury 67, Moskau 1957, S. 3 ff. Meine Rezension dieses Artikels siehe in: Archeologia Polski 5, 1960, S. 155 ff.