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die anderen, auf der Oberfläche unsichtbaren Funde. Jedenfalls scheint es mir, daß eine derartige Erklärung der mittelbronzezeitlichen „Fundlücke“ bzw. Fundarmut nicht als unmöglich angesehen werden darf. In der Vorgeschichtsforschung muß man immer noch mit Überraschungen rechnen; trotzdem können wir kaum glauben, daß wir auf dem behandelten Gebiet noch eine reiche mittelbronzezeitliche Besiedlung feststellen werden. Wäre aber die mittelbronzezeitliche Besiedlung nur spärlich, könnte uns nicht doch etwas entgehen? Bei den Keramikfunden stehen wir im Vergleich zur Früh- und Jungbronzezeit viel schlechter als bei dem mittelbronzezeitlichen Bronzegut. Dazu sind auf unserem Gebiet viele beigabenlose Hügelgräber bekannt, ähnlich denen, die einmal L. Zotz in den dreißiger Jahren in Schle sien ausgegraben hat 3 ). Man hält sie meistens für frühslawisch, aber verläß liche Gründe dafür fehlen. Theoretisch könnte ein Volk, welches keine Kera mik benützt hat, der archäologischen Forschung viel leichter entgehen als die Kulturen mit Keramik. Oft mußten die nicht keramischen, aus einem orga nischen Material erzeugten Gefäße mehr benützt werden als die Keramik: so z. B. bei dem frühslawischen Prager Typus oder in der II. nordischen Periode mit den schlichten Kumpfgefäßen: Scherben so einfacher Keramik könnten außerdem mit Keramikfragmenten anderer Kulturen leicht ver wechselt werden. Zuletzt muß man bedenken, daß auf der Oberfläche ge lassene vorgeschichtliche Keramik nach einigen Jahrhunderten völlig ver schwindet: die Siedlungen der Kulturen, die keine Gruben gebaut haben, kennen wir kaum, und was wüßten wir z. B. von den Schnurkeramikern, wenn sie nicht das Tongeschirr den Toten in die Gräber beigegeben hätten! Die Keramik der Frühlausitzer Kultur auf unserem Gebiet läßt sich in ihren Formen meistens von den Gefäßen der Hügelgräberkultur ableiten 4 ), aber einige Details nicht, besonders in dem danach folgenden Lausitzer strengen Stil (Fremdgruppen in Sachsen, Vokolek Ila in Ostböhmen) 5 ) auch die starre, kantige Gefäßgliederung. Vieles davon - wie die Einkerbungen, scharfe Um brüche bei den Doppelkegeln und Terrinen und die Formen des Doppelkegels selbst (Abb. 2; 1-2, 11) - erinnert an Holzgefäße oder Holzarbeiten im all gemeinen. Auch die Köpfe der Bz. D-zeitlichen Nadeln (nicht nur auf dem Lausitzer Gebiet, aber hier besonders deutlich, vgl. Abb. 2; 3-7) sind wohl ’) L. Zotz, Die Ausgrabung eines fundleeren Hügelgrabes und ihre Bedeutung für die Sied lungsfunde, in: Altschlesien 4, 1934, S. 108-112; ders., Hügelgrab mit Steinkranz aus Gugelnitz, Kr. Militsch, a. a. O., S. 235-240. ) Diese Tatsache wurde schon mehrmals betont, am ausführlichsten Z. Pivovarov, K pro- blematike mohyl v luzickej kultre na Slovensku, in: Slovenskä archeolögia 13, 1965, S. 137-139, 151 f. 6 ) W. Coblenz, Grabfunde der Milteibronzezeit Sachsens, Dresden 1952, S. 131-134, Taf 73-78; V. Vokolek, Prispevek k poznn vychodoüeske luzicke kultury - Pohfebiste v Pouchov, in: Prace Musea Hradec Krlov S. B, 1962, S. 67-74, 83 f.