BEMERKUNGEN ZUM STAND DER FORSCHUNGEN ÜBER DIE LAUSITZER KULTUR Von Werner Coblenz, Dresden Nachdem Rudolf Virchow bereits in den siebziger Jahren des vorigen Jahr hunderts den Lausitzer Typus aus der Taufe gehoben und dabei in erster Linie sein Augenmerk der spezifischen Keramik zugewandt hatte, setzte sich dieser neue Begriff - sicher z. T. auch auf Grund der persönlichen Autorität und der großen Breitenwirksamkeit seines Schöpfers — außerordentlich rasch durch, umgehend in der Lausitz, dann auch in Schlesien, Sachsen und im Wartheland. Bereits 1882 erschien die erste ausdrücklich so benannte Mono graphie über „Die Urnenfriedhöfe mit Thongefäßen des Lausitzer Typus“ in Luckau, Niederlausitz, aus der Feder des auch durch seine Burgenforschungen bekannten Robert Behla. Schon kurz nach der Schaffung des nach der Ver breitung landschaftlich zu eng umschriebenen Begriffes „Lausitzer Kultur“ stellte sich eine wesentlich größere Ausdehnung des Lausitzer Siedlungs gebietes hauptsächlich nach der bezeichnenden Keramik heraus, so daß schon in Behlas genannter Monographie das Vorkommen vor allem von Buckelurnen als damals charakteristischster Einzelform in „Schlesien, Posen, Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg“ vermerkt wird, wobei gleichzeitig eine besondere schlesische Gruppe herausgestellt wurde. Als engere Grenzen werden im Norden Berlin, im Osten die Oder, im Süden der Kreis Sorau und im Westen die Elbe angegeben. Heute werden wesentlich größere Gebiete als lausitzisch bezeichnet, vor allem nach Südosten und Osten zu, weniger nach Norden und Nordwesten, dafür aber auch nach Nordosten und nach Westen. In verein fachter Weise glaubte die deutsche Forschung damals, die gesamten kultu rellen Erscheinungen den Germanen zuweisen zu können, da sie sich grund legend von der vorher schon den Slawen zugeschriebenen „Burgwallkera mik“ 1 ) unterschieden und aus stratigraphischen Gründen älter sein mußten. Mangels schriftlich überlieferter Anwesenheit von Kelten 2 ) im damals er kannten Verbreitungsgebiet der Lausitzer Kultur kam dieses Ethnikum nicht in Betracht. 1) Vorher war man im allgemeinen, ohne eine besondere Begründung hierfür erbringen zu können, der Ansicht gewesen, daß die Gräberfelder in der Lausitz slawisch („wendisch“), die Wallanlagen („Rundwälle“) aber germanisch seien.